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Arbeitszeit: so arbeite ich (Teil 3)

René H., Buschauffeur
Nach der Schule habe ich uniformierter Postbeamter gelernt. Anschliessend habe ich fast 25 Jahre lang in den verschiedensten Postabteilungen gearbeitet. Ich bin weg von der Post, als meine Abteilung in den Kanton Aargau verlegt wurde; mir gehört ein Reihen-Einfamilienhaus in Flamatt, der Arbeitsweg wäre mir zu lang gewesen. Deshalb habe ich mich nach einer Alternative umgesehen. So kam ich ins Inselspital, war dort als Logistiker tätig. Zu der Zeit wurde ich auch Syna-Mitglied; wir müssen uns organisieren, das ist wichtig. Ich hatte einen befristeten Vertrag, und als der fast abgelaufen war, konnte man mir nicht sagen, ob ich bleiben kann. Also habe ich mich erneut auf die Suche gemacht. Mittlerweile bin ich schon seit drei Jahren Chauffeur bei Bernmobil.

In meinem Beruf ist kein Tag wie der andere. Immer wieder ist die Situation auf der Strecke anders, die Menschen sind anders. Man trifft auch auf Menschen, die weniger freundlich sind. Und gerade dann ist es wichtig, professionell zu bleiben, sich nicht hinreissen zu lassen, freundlich und objektiv zu bleiben, die Stresssituationen auszuhalten. Es gibt schon Momente, in denen es mich länger beschäftigt, wenn mir jemand wirklich ganz dumm gekommen ist. Aber im Allgemeinen kann ich sehr gut abschalten, die Dinge beiseitelegen. Wenn dem nicht so wäre, müsste ich etwas ändern. Ich könnte auch Hilfe im Betrieb in Anspruch nehmen. Dieses Angebot besteht. Bewerber müssen auch einen Eignungstest absolvieren. Da wird eine Vorselektion gemacht, wer sich überhaupt für diese Arbeit eignet. Es braucht Geduld, sei es im Verkehr oder mit den Fahrgästen. Man hat zwar seine Einsatzpläne, Anfangs- und Schlusszeiten, aber dazwischen arbeitet man selbstständig.

Im ersten Jahr bei Bernmobil musste ich alle Schichten fahren. Im zweiten Jahr aber kann jeder ein Profil wählen. Ich mache jetzt die Früh- und Mittelschichten und arbeite nicht länger als 20.30 Uhr. Sicher springe ich ein, wenn Not am Mann ist. Aber das ist sehr selten. Auch unsere Einsatzpläne bekommen wir sehr früh. So kann ich mich wirklich gut organisieren. Früher bei der Post habe ich viel Schicht gearbeitet. Ich bin gewissermassen gesättigt. Bei den Mitteldiensten gibt es schon auch lange Arbeitstage. Die dauern von 6 Uhr morgens bis 18 Uhr abends. Es gibt zwar zwei Pausen dazwischen, dennoch sind es 12 Stunden. Aber das ist kein Dauerzustand und lässt sich aushalten.

Wenn ich drei Stunden Pause habe, gehe ich am liebsten nach Hause. Denn da sehe ich etwas anderes, so kann ich am besten abschalten, bin weg. So komme ich dann auch wieder erholt zur Arbeit zurück. Wenn ich im Pausenraum bleibe, spreche ich auch während der Pause über die Arbeit, dabei kann ich nicht abschalten. Das bestätigen auch die Kollegen.

Der Druck beim ÖV ist schon sehr gut spürbar. Sei es, dass die Städte oder Kantone keine höheren Beiträge zahlen wollen oder die Fahrpläne zu dicht getaktet werden. Dadurch fahren wir dem Fahrplan hinterher, die Leute müssen warten, sind dann natürlich unzufrieden. Der Druck ist deutlich spürbar. Und wer bezahlt am Schluss? Natürlich der Büezer. Es wäre schön, wenn wir auf einzelnen Linien mehr Zeit hätten.

Vor drei, vier Monaten habe ich die Ausbildung zum Ausbildner begonnen und auch schon mit dem Ausbilden angefangen. Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen, deshalb bin ich in der Funktion des Ausbildners ganz gut aufgehoben. Derzeit bilde ich einen Aspiranten pro Monat aus. Fahren ist zwar eine spannende Arbeit, aber ich mag Abwechslung. Deshalb finde ich es toll, dass mir dies ermöglicht wurde. Auch wenn ich 50 bin, möchte ich trotzdem noch Neues lernen. Bernmobil bietet diese Möglichkeit, gerade wenn man interessiert ist und die Voraussetzungen für die entsprechende Weiterbildung mitbringt.

Mir sind die sozialen Kontakte sehr wichtig. Ich bin gerne mit meiner Familie zusammen oder treffe Kollegen und Freunde. Ich arbeite, um zu leben. Ich möchte nicht auf die Arbeit verzichten, aber ein Gleichgewicht muss sein. Im Betrieb sollte der Mitarbeitende an erster Stelle stehen und nicht die Gewinnmaximierung. Das ist mir wichtig. Natürlich gibt es manchmal stressige Situationen. Aber die lassen sich besser bewältigen, wenn man vom Arbeitgeber die nötige Wertschätzung bekommt.

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