Skip to main content

Die wahren Königinnen im Detailhandel

Kathrin Brülhart (47) und Tamara* (25) arbeiten beide im Detailhandel. Ihre Blicke auf die Arbeitsbedingungen in der Branche könnten kaum unterschiedlicher sein. Am 8. März ist Weltfrauen*tag und wir wollen hinter die Kulissen dieser frauendominierten Branche blicken. 

Wochenendarbeit aus zwei Perspektiven 

Kathrin Brülhart (47) ist seit 17 Jahren im Detailhandel tätig.
Als Kathrin Brülhart damals vor 17 Jahren im Detailhandel anfing, waren ihre Kinder fünf und acht Jahre alt. Die ursprüngliche Kauffrau hat nach der Trennung vom Vater ihrer beiden Kinder in den Detailhandel gewechselt. Die Wochenendeinsätze erlaubten ihr, Kindererziehung und Arbeit als Alleinerziehende unter einen Hut zu bringen. „Es hat mir sehr gedient, am Wochenende zu arbeiten, als die Kinder beim Vater waren. Zudem konnte ich mir die Arbeit immer so einteilen, dass ich am Mittag und meist gleich nach der Schule wieder bei meinen Kindern zu Hause sein konnte." Anders Tamara: „Am Wochenende zu arbeiten, bedeutet kaum Möglichkeit für soziale Kontakte und Ausgang." In den über 5 Jahren im Detailhandel empfindet Tamara dies als sehr einschränkend.

Ausgewogenes Geben und Nehmen? 

„Selbst wenn die bezahlten Arbeitszeiten vor und nach den Öffnungszeiten teilweise knapp berechnet waren, haben die Vorteile für mich als Alleinerziehende klar überwogen. Auch hier ist es ein Geben und Nehmen.". Für Tamara war das anders. Ihre Überstunden wurden nur in Sonderfällen bezahlt. „Wenn ich Überstunden geleistet habe, wurden für die Auszahlung die vorgegebenen Stunden übernommen und die effektive Zeit der Stempeluhr missachtet. Habe ich Minusstunden geschrieben, wurden mir weniger Stunden ausbezahlt." 

Übertragene Verantwortung

„Wenn jemand krankheitshalber ausfiel, so versuchte ich mein Möglichstes zu tun, um die freie Schicht zu übernehmen." betont Kathrin klar. Auch wenn dies bedeutete, die Betreuung der Kinder neu zu organisieren. Tamara sieht dieses übliche Vorgehen der Arbeitgeber im Detailhandel kritisch. Ihr damaliger Arbeitgeber hat die Verantwortung bei einen krankheitsbedingten Ausfall immer auf die Angestellten abgeschoben. „Eine Arbeitskollegin von mir war im Spital und es wurde von ihrer Mutter verlangt, dass sie einen Ersatz für die Schicht ihrer Tochter organisiert.", schildert Tamara einen extremen Fall. 

Geringschätzung der Kunden

 Als Tamara sich vor über 5 Jahren für den Detailhandel entschieden hat, freute sie sich auf intensiven Kundenkontakt. Bereits nach einem Jahr wurde ihre Erwartung enttäuscht. „Die meisten Kunden begrüssen einen an der Kasse nicht. Darauf reagiere ich mit noch mehr Freundlichkeit.". Auch für Kathrin gehört Kundenfreundlichkeit zum Verhaltenskodex einer jeden Detailhändlerin. Tamara hat sich in solchen Situationen sehr minderwertig und gering geschätzt gefühlt.

*Name der Redaktion bekannt.

...

Wahre Königinnen

Am Sonntag, 8. März, ist Weltfrauen*tag. Syna widmet den Tag allen Frauen, die auch sonntags unter schwierigen Arbeitsbedingungen im Detailhandel arbeiten.