Lehrabschlüsse während der Pandemie
Die Lehrabschlussprüfungen 2020 sind von der momentanen Situation und vielen Anpassungen geprägt. Wie erleben unsere Lehrabgänger*innen diese Umstände? Wie beeinflusst es ihre berufliche Zukunft? Syna hat bei Lernenden aus der Region Deutschfreiburg nachgefragt.
Keinen Unterricht oder keine Arbeit
Die Lehrlinge in Deutschfreiburg sind ganz unterschiedlich von den Folgen der Pandemie betroffen. Auch wenn der Bund die groben Entscheidungen fällt, sind schlussendlich die Umsetzungen der Verbände für Lernende ausschlaggebend sowie die Kommunikation mit dem eigenen Lehrbetrieb. Vor drei Wochen schon hat sich der Verband «Holzbau Schweiz» nach einer Phase des Homeschoolings für lernende Zimmerleute dazu entschieden, auch diesen ausfallen zu lassen, da es dieses Jahr ohnehin keine theoretischen Prüfungen gibt. Eine ganz andere Realität erleben Auszubildende Fachfrau/Fachmann Betreuung. Wer die Lehre in einer Kita gemacht hat, musste unter Umständen seit dem 16. März nicht mehr arbeiten, wie es auch für A.R. Realität war. «Nur Eltern in systemrelevanten Berufen durften ihre Kinder noch in die Kita bringen. Daher musste ich als lernende Betreuerin bis zu den schrittweisen Lockerungen zuhause bleiben, weil ich in meiner Betreuungsgruppe kein solches Kind habe.»
Das lange Warten
René Egger, Zimmermann im letzten Lehrjahr, weiss erst seit Kurzem, wie seine praktische Abschlussprüfung ablaufen wird. «Als Lehrling bin ich mit der politischen Arbeit des Bundes während der Pandemie zufrieden, aber der Verband hätte sich etwas früher entscheiden dürfen um uns Betroffene umgehen zu informieren.» Auch A.R., Fachfrau Betreuung kurz vor Abschluss, beklagt sich über die lange Warterei und ist froh, endlich mehr Gewissheit über die Durchführung der praktischen Lehrabschlussprüfungen zu haben: «Meine praktische Lehrabschlussprüfung wird so aussehen, dass mich mein Lehrbetrieb bewertet. In welchem Zeitraum das sein wird und nach welchen Kriterien, weiss ich bis heute nicht.» Nach offiziellen Angaben des Kanton Freiburgs, wird ihr Lehrbetrieb Mitte Mai über den Umgang mit dem Bewertungsraster informiert.
Schwierige Jobsuche
Weiter stellt auch die Jobsuche nach der Lehre eine Herausforderung dar. «Zum Glück habe ich gleich vor der Coronakrise in einer Kita im Kanton Bern einen Job gefunden.», erzählt die angehende Fachfrau Betreuung A.R.. Ihre Mitschüler*innen haben es zurzeit nicht so leicht, eine Anschlusslösung zu finden. Ähnliches erzählt René Egger, der auf eine Anschlusslösung bei seinem Lehrbetrieb hofft. «Viele meiner Mitlernenden wollen sich zur Temporärarbeit anmelden, weil die Situation auf dem Arbeitsmarkt momentan nicht so gut aussieht.». Die «Taskforce Perspektive Berufslehre 2020» setzt sich dafür ein, dass möglichst viele Jugendliche eine Lehrstelle finden – doch wer setzt sich für die Lehrabgänger und ihre berufliche Zukunft ein? A.R. und René Egger müssen sich zudem von ihrem Umfeld aufgrund der abgesagten theoretischen Prüfungen anhören, dass ihnen der Lehrabschluss «geschenkt» werde. Angesichts der Flexibilität und hohen Eigenverantwortung, die sie gerade beweisen, ist das ziemlich unpassend.
Noch keine Lösung nach der Lehre - Wie weiter?
Als Lehrabgänger*in bist du obligatorisch gegen Arbeitslosigkeit versichert. Du kannst dich also bei deiner regionalen Arbeitsvermittlung (RAV) melden. Es gibt aber auch andere Zwischenlösungen. Vielleicht hast du dir immer schon überlegt, die Berufsmaturität nachzuholen? Jetzt wäre der optimale Zeitpunkt dafür. Unter Umständen kommt für dich auch ein Sprachaufenthalt infrage, um zum Beispiel deine Französisch- oder Englischkenntnisse zu verbessern. Weiter kannst du dich über die Weiterbildungsmöglichkeiten an einer höheren Fachschule informieren oder als Mann einfach deinen obligatorischen Militär- oder Zivilschutz leisten. Zur Orientierung und Planung der eigenen beruflichen Zukunft kann das BIZ (Berufsinformationszentrum) Freiburg eine echte Unterstützung sein.
Zusammen stark!
Kitas und damit auch die Betreuer und Betreuerinnen sind systemrelevant. Erhalten sie aber die notwendige finanzielle Anerkennung? Bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne fallen nicht einfach so vom Himmel. Schliesse dich der Gewerkschaft Syna an und setzte dich aktiv für die Besserstellung von Arbeitnehmenden ein! Während der Lehre profitierst du von Ausbildungszulagen und nach der Lehre von Weiterbildungsbeiträgen.