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Psychische Gesundheit – sprechen Sie darüber!

Der Gesundheitsschutz der Arbeitnehmenden steht im Fokus unserer Arbeit als Gewerkschaft. In der Beratung von Mitgliedern häufen sich leider die Fälle von Personen, die von ihren Ärzt*innen wegen einer Erschöpfung krankgeschrieben werden. Deshalb widmen wir uns am Freitag, 22. November diesem Thema und organisieren dazu einen Film- und Diskussionsabend.

Dienen & helfen bis zum Umfallen
Eine psychische Erschöpfung kann jede/-n treffen. Die Rahmenbedingungen verändern sich und den Umgang mit dem Team und Vorgesetzten kann man selber nur bedingt beeinflussen. Doch jede/-r kann sich selber gut zuhören und sich nicht noch zusätzlich schlecht machen. Alternativen existieren immer. Hier ein Beispiel, welches sich in der Region Deutschfreiburg zugetragen hat – und Inputs wie man damit besser hätte umgehen können.

Sandra* arbeitet bald zehn Jahre in der Küche eines Restaurants. Anfangs war sie extrem froh um diese Stelle, denn als Ausländerin war der Berufseinstieg in der Schweiz für sie herausfordernd. Hie- und da konnte sie als Putzfrau einen kleinen Auftrag ergattern – doch sie wünschte sich einen sicheren Arbeitsplatz. Als ihr Frau Müller* den Job als Köchin anbot, war dies ein Geschenk vom Himmel. Dementsprechend setzte sie sich ein – es machte ihr nichts aus einmal etwas länger zu arbeiten und sie schaute darüber hinweg, dass die Wertschätzung ihrer Chefin oft fehlte. Der Kontakt mit der Stammkundschaft und mit dem Team gab ihr Kraft weiterzumachen – und natürlich musste sie auch funktionieren. Denn da sind auch noch ihre zwei Kinder, die sie ernähren möchte, plus ihr Exmann, der ihr das Leben schwermacht. Sie gibt nicht auf. Sie ist eine Kämpferin – sogar wenn ihr Hausarzt sie krankschreibt, geht sie trotzdem arbeiten. Ihre Gesundheit ist zweitrangig – denn sie weiss, ihre Chefin braucht sie.

Das Blatt wendet sich
„Du bist deinen Lohn nicht wert." – so eine Aussage schmerzt, doch genau das sagte Frau Müller Sandra nach all ihrem treuen Einsatz. Dazu kam, dass Frau Müller scheinbar eifersüchtig wurde auf den guten Kontakt, welcher Sandra mit der Kundschaft pflegte. So stellte sie Sandra vor ihnen bloss oder hinderte sie am Kontakt mit ihnen. Als Sandra durch eine Teamkollegin erfuhr, dass ihre Chefin hinter ihrem Rücken bei ihr negativ über sie gesprochen hat – brachte dies das Fass zum Überlaufen. Sandra brach zusammen. Jetzt spürte sie all die zurückgehaltenen körperlichen und psychischen Schmerzen, welche sich so lange aufgestaut hatten. Zwischenzeitlich fand Sandra kaum mehr Schlaf, ihr Blutdruck war viel zu hoch und sie hat Mühe sich zu konzentrieren. Deshalb verschrieb ihr der Hausarzt diverse Medikamente, um diese Symptome zu bekämpfen – doch die unsichtbare Wunde darunter wird Zeit brauchen um zu heilen.

*Namen der Redaktion bekannt

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Wenn der Rahmen zerfällt
Wir alle haben gewisse Schutzfunktionen, die uns vor Erschöpfung bewahren – sie halten uns zusammen, wie ein Rahmen das Bild. In der Psychologie spricht man von Resilienzen. Eine davon ist ein gesunder Selbstwert. Da wir sehr viel Lebenszeit auf der Arbeit verbringen, lassen viele ihren Selbstwert durch ihre Arbeit bestimmen, beziehungsweise die Wertschätzung, die sie dadurch erfahren. Wenn Teamkolleginnen und -kollegen oder Vorgesetzte anfangen, uns systematisch fertig zu machen, bröckelt auch der Selbstwert, dieser schützende Rahmen. Die Gesundheitsförderung Schweiz hält 10 Schritte fest dem entgegenzuwirken – und psychisch gesund zu bleiben: Freundschaften pflegen, über das eigene Wohlbefinden sprechen, aktiv bleiben, Neues lernen, Kreatives tun, sich selbst annehmen, sich nicht aufgeben, sich beteiligen und sich Entspannung gönnen.

Das persönliche Limit kennen
Psychische Gesundheit basiert sehr stark auf der Selbstwahrnehmung – sprich, auf dem persönlich verspürten Leidensdruck. Das Limit ist sehr individuell – und auch selber oft schwierig zu erkennen. Umso schwieriger ist es für aussenstehende Personen festzustellen, wie stark jemand leidet, wie gut es jemandem geht. Auch wenn es unangenehm ist ein Gefühl von Schwäche gegenüber anderen zu kommunizieren, ist es wichtig, sich so früh wie möglich mitzuteilen – gegenüber Freunden, einer Fachperson und – wenn möglich auch gegenüber Vorgesetzten. Zu einem Gespräch im beruflichen Kontext kann man eine Begleitperson mitnehmen z.B. eine/n Regionalsekretär/in der Syna. Es ist wichtig das Besprochene in einer Gesprächsnotiz festzuhalten.

Mobbing à Burnout à rechtliches Vorgehen?
Im beruflichen Kontext sind Mobbing und Burnout oft miteinander verbunden. Rechtlich gegen eine Person, die mobbt, vorzugehen ist kompliziert – dafür muss bewiesen werden, dass während sechs Monaten eine Person mindestens wöchentlich Opfer von Mobbinghandlungen wurde. Dafür sollte man die Vorfälle am besten in der Form eines Mobbing-Tagebuches festhalten.

Die/der Arbeitgebende ist verpflichtet die Persönlichkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen, sowie ihre Gesundheit. Dazu gehört, sich für ein gesundes Arbeitsklima zu sorgen. Damit in dieser Sache eine/n Arbeitgeber/in angezeigt werden kann, musste diese/r zuerst durch die betroffene Person an ihre/seine Fürsorgepflicht erinnert worden sein – sprich über die Vorfälle in Kenntnis gesetzt worden sein. Dies ist auch wichtig, falls es schlussendlich doch zu einer Kündigung kommt. Dann muss die Arbeitslosenkassen der Kündigungsgrund eruieren, wenn keine Beweise für Mobbing vorhanden sind, kann die Kündigung als Selbstverschulden beurteilt werden, was zu Einstelltagen führt bei der versicherten Person. Gerne dürfen sich Betroffene an die Gewerkschaft wenden um im Vorgehen unterstützt zu werden.

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