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Bessere Resultate dank Gewerkschaften und GAV

«Mehr Lohn für meine Arbeit» – unter diesem Motto versammelten sich im Herbst viele Menschen in Bern bei der grossen Lohndemo. Eine Forderung, die nicht in allen Branchen erfüllt wurde. Zwar konnte in einigen Bereichen der Lohnrückstand durch die diesjährige Lohnrunde weiter verringert werden, doch insgesamt sind die Reallöhne seit 2021 rückläufig. 

Die Schweizer Wirtschaft wächst seit vier Jahren stetig und es wurden im gleichen Zeitraum 380'000 neue Stellen geschaffen. Trotzdem kommt bei vielen Arbeitnehmenden der Aufschwung nicht im Portemonnaie an. Durch den Preisanstieg und die unzureichende Anpassung der Löhne an die Teuerung sind die Reallöhne deutlich gesunken. Wir erleben einen wirtschaftlichen Aufschwung, bei dem die Unternehmen mehr verdienen, die Arbeitnehmenden aber gleichzeitig weniger in den Taschen haben. Das darf nicht sein. 

Bessere Löhne dank GAV

Allerdings sind nicht alle Branchen von der stagnierenden Lohnentwicklung gleich stark betroffen. Ein Blick auf die Daten zeigt, dass es in den Branchen, die durch Gesamtarbeitsverträge (GAV) geschützt sind, deutlich bessere Ergebnisse gibt. Gewerkschaften und Personalverbände konnten hier durch erfolgreiche Verhandlungen bessere Lohnergebnisse erzielen. Während im Durchschnitt, die Reallöhne im Jahr 2024 wieder auf das Niveau von 2015 gesunken sind, haben sich die Löhne in den GAV-geschützten Branchen viel besser entwickelt. Sie liegen inzwischen fast wieder auf dem Niveau von 2021. Das zeigt, dass starke Gewerkschaften und gut etablierte Gesamtarbeitsverträge in vielen Fällen zu besseren Löhnen führen und die Arbeitnehmenden in diesen Sektoren spürbar von den wirtschaftlichen Entwicklungen profitieren konnten. 

Höherer Organisationsgrad – höhere Löhne

Obwohl sich die GAV-gestützten Branchen insgesamt positiv entwickeln, gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bereichen. In Branchen mit einem niedrigen gewerkschaftlichen Organisationsgrad – also einem geringen Anteil an Gewerkschaftsmitgliedern – bleiben die Löhne oft hinter den Erwartungen zurück. Beispiele dafür sind der Detailhandel, das Gesundheitswesen und das Gastgewerbe. Die Folge: Im Detailhandel fehlt weiterhin ein flächendeckender GAV, während im Gastgewerbe die Verhandlungen für einen neuen GAV seit Jahren stagnieren. Besonders prekär ist die Lage im Gesundheitswesen, hier treffen schwache gewerkschaftliche Strukturen auf eine tiefgreifende strukturelle Krise, was zu einer besonders schlechten Lohnentwicklung führt.

Reallohnzuwachs ist notwendig

Ein Blick auf die steigenden Lebenshaltungskosten macht deutlich, wie nötig Reallohnzuwächse sind. Die Krankenkassenprämien, die für viele Haushalte eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen, sind zwischen 2023 und 2024 um 6,6 bzw. 8,7 % gestiegen, und für 2025 ist ein erneuter Anstieg von 6 % angekündigt. Dies führt, trotz Prämienverbilligungen, in vielen Fällen zu einem Einkommensverlust von rund 1,5 %. Diese Mehrkosten kommen zusätzlich zur Inflation, die die Preise für Alltagsgüter weiter in die Höhe treibt. Arbeitnehmende sehen sich also mit einer doppelten Belastung konfrontiert: steigende Kosten und stagnierende Löhne. Daher müssen auch sie von der Produktivitätssteigerung der Wirtschaft profitieren können, die sie zum grossen Teil selbst, durch ihre Arbeit, mitgestalten. Ohne die entsprechenden Lohnanpassungen wird es für viele von ihnen immer schwieriger, den steigenden Lebenshaltungskosten stemmen zu können. 

Fazit

In den bisher abgeschlossenen Lohnverhandlungen konnten Gewerkschaften und Personalverbände in zwei Dritteln der Fälle generelle Lohnerhöhungen durchsetzen. Angesichts der anhaltenden Inflation und der höheren Krankenkassenprämien ist dies ein wichtiger Schritt, um die Kaufkraft der Arbeitnehmenden zu stabilisieren. Trotz dieser positiven Ergebnisse bleibt in etwa einem Drittel der Verhandlungen ein Kaufkraftverlust bestehen, da die Lohnerhöhungen nicht mit der Inflation und den gestiegenen Lebenshaltungskosten Schritt halten konnten. In verschiedenen Branchen hat sich die finanzielle Lage vieler Arbeitnehmenden seit 2020 stark verschlechtert. Dies betrifft hauptsächlich Arbeitnehmende aus Branchen, welche keinem Gesamtarbeitsvertrag unterstehen und bei denen folglich die Gewerkschaften keine Löhne aushandeln können. Dies zeigt erneut deutlich, dass auch bei rasch steigenden Lebenshaltungskosten wie in den letzten Jahren eine starke gewerkschaftliche Vertretung und gute Gesamtarbeitsverträge den besten Schutz bieten für die Kaufkraft der Arbeitnehmenden. 

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