Portugiesische Arbeitnehmende sind in der Schweiz beliebt: Sie gelten als diskret, arbeitsam und familienorientiert. Werte, die viele Schweizer auch für sich selbst beanspruchen.
Seit 2014 ist die Nettozuwanderung aus Portugal in die Schweiz aber stark rückläufig. Die Gründe.
2016 betrug die Nettozuwanderung gerade mal 1400 Personen - 2012/2013 waren es noch knapp 12 000 Portugiesinnen und Portugiesen jährlich.
Ist dieser Rückgang dauerhaft? Und was erwartet die Rückkehrer in ihrer alten Heimat?
Aufschwung im Euroraum
Nicht nur der Schweiz geht es wirtschaftlich gut! Die deutsche Ökonomie boomt schon seit Jahren und expandiert mit ihren Unternehmen in die angrenzenden östlichen Länder.
Auch Spanien und Portugal erholen sich langsam von der schweren Finanzkrise 2008.
Die Tourismusdestinationen in Südwesteuropa wiederum profitieren vom europäischen Wohlstand. Dies ist auch die am stärksten wachsende Branche in Portugal neben der Baubranche, die dank ausländischen Investoren wächst.
Die Arbeitslosenrate dagegen sinkt seit 2012 stetig: Anfang 2017 ist sie bei knapp 10% angelangt. Im Hoch 2012 waren es noch 17%; in Spanien sogar 26%!
Die Regierung Portugals schaffte es 2016, das Haushaltsdefizit auf 2% des BIP zu senken.
Eine nachhaltige Entwicklung?
Es stellt sich die Frage, wie nachhaltig dieser Aufschwung wirkt: Gerade der Tourismus ist stark von Wirtschafts-Schwankungen abhängig. Fachleute befürworten deshalb die Senkung von Unternehmenssteuern, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Wer erinnert sich nicht an die Initiative gegen die Masseneinwanderung, die im Februar 2014 vom Schweizer Stimmvolk angenommen wurde?
2007 hat die Einwanderung gegenüber dem Vorjahr um knapp 12% abgenommen. Gleichzeitig hat die Auswanderung um 2% zugenommen.
Von «einwandernden Massen» kann also keine Rede sein!
In der Schweiz werden aufgrund der demografischen Entwicklung (mehr Pensionierte im Verhältnis zu Erwerbstätigen) gemäss einer Analyse der Schweizerischen Stiftung für Arbeit und Weiterbildung bis 2030 rund 300 000 Vollzeit-Arbeitskräfte fehlen.
Da auch Deutschland und Österreich mit einem Fachkräftemangel kämpfen, wird ein Konkurrenzkampf um geschulte und deutsch-sprechende Arbeitskräfte entbrennen.
Die Schweiz täte angesichts dieser Tatsache gut daran, in Bildung und Sprachkurse für Migrantinnen und Migranten zu investieren!
Wichtig für Schweizer Wirtschaft
Allein im Baugewerbe sind 32 000 Portugiesen mit mindestens einer Bewilligung B beschäftigt. Im Gastgewerbe sind 17 000 Portugiesen mit Aufenthalts- und Niederlassungsbewilligung tätig - es ist die grösste Nationalitätengruppe im Sektor.
Daneben arbeiten mehrere Portugiesinnen und Portugiesen mit L-Ausweis in Gastronomie und Baugewerbe.
Auch im verarbeitenden Gewerbe (z. B. Nahrungsmittelindustrie, Maschinen- und Elektrotechnik) sowie in Gross- und Detailhandel arbeiten viele Portugiesen: 24 000 Beschäftigte zählte die Statistik 2016.
Die Schweizer Wirtschaft hat also ein Interesse, die bereits ansässigen und integrierten Portugiesen im Arbeitsmarkt zu halten.
Für Syna sind die portugiesischen Arbeitnehmenden die grösste Migrantengruppe: Knapp 17% unserer Mitglieder sind Portugiesinnen und Portugiesen!
Vor allem in unseren Regionen Genf, Fribourg, Lausanne und Luzern sind sie stark vertreten. Hauptsächlich arbeiten sie im Baugewerbe. Aber auch im Gastgewerbe, in der Reinigung sowie als Temporär-Angstellte sind sie gern gesehene Arbeitnehmende.
Weitere Auskünfte
Selina Tribbia, Leiterin Fachstelle Migration