Für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben haben die Sozialpartner und der Verein Pro Teilzeit das Projekt «Teilzeitbau - Vereinbarkeit im Gebäudehüllengewerbe» lanciert. Aktuell erfassen sie mit einer Umfrage die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und Unternehmen der Branche. Eine Arbeitsgruppe mit Unternehmern und Unternehmerinnen begleitet das Projekt.
Der Branchenverband Gebäudehülle Schweiz, der Verein Pro Teilzeit und die Gewerkschaften Syna und Unia starten gemeinsam ein Projekt für die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im Gebäudehüllengewerbe. Die Projektleitung liegt beim Verein Pro Teilzeit, der bereits im Maler- und Gipsergewerbe ein erfolgreiches Projekt umgesetzt hat (siehe Kasten 1). Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) unterstützt das Projekt mit Finanzhilfen (siehe Kasten 2). Im Fokus des Projekts steht die Förderung von Teilzeitarbeitsmöglichkeiten.
Gleichstellung von Männern und Frauen fördern
Das Gebäudehüllengewerbe ist eine männerdominierte Branche: 99 Prozent der Beschäftigten sind Männer. Teilzeitarbeit ist in männerdominierten Branchen weniger akzeptiert als in frauendominierten Branchen. Und Männer, die Teilzeit arbeiten wollen, sind im Vergleich zu Frauen benachteiligt. Dies fand die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich mit einer Studie heraus (siehe Kasten 3). Im Gebäudehüllengewerbe liegt der Teilzeitstellen- Anteil bei 6,9 Prozent - im gesamtschweizerischen Durchschnitt sind es gemäss Beschäftigungsstatistik rund sechsmal mehr (41,1 Prozent). Es besteht also Aufholbedarf betreffend Teilzeitarbeit. «Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird auch für Männer immer wichtiger», sagt Arthur Müggler, Präsident des Zentralvorstands Gebäudehülle Schweiz. «Sie ist aber auch wichtig, um mehr Frauen für den Beruf zu gewinnen.» Bei den Lernenden beträgt der Frauenanteil vier Prozent, Tendenz steigend. Mit dem Projekt fördern die Organisationen Gleichstellung also in zweifacher Hinsicht: indem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Männer verbessert und das Gebäudehüllengewerbe zugänglicher für Frauen wird.
Umfrage zu Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im Gebäudehüllengewerbe
Eine Arbeitsgruppe mit Unternehmern und Unternehmerinnen begleitet das Projekt. Diese geben Inputs für die Projektgestaltung, tauschen konkrete Erfahrungen aus und helfen mit, praxisorientierte Lösungen zu erarbeiten. An einer ersten Sitzung hat sich die Arbeitsgruppe unter anderem mit den Umfragen befasst, die Ende Oktober an alle Unternehmen, die dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) der Branche unterstellt sind, verschickt wurden. Die Umfragen erfassen die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und der Unternehmen in Bezug auf Teilzeitarbeit, weitere Arbeitsmodelle und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im Gebäudehüllengewerbe. «Wir wollen die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und der Unternehmen zu Arbeitszeitmodellen und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie erfassen,» so Bruna Campanello, zuständige Branchenverantwortliche und Geschäftsleitungsmitglied der Unia. Die Ergebnisse der Umfrage dienen in der Folge als Basis für die weitere Projektgestaltung. Geplant sind Dienstleistungen und Produkte für Unternehmen wie fachliche Beratung, Begleitung für betriebsinterne Pilotprojekte, Webinare, Hilfsmittel und Vorlagen für die ganze Branche. Durch die vorgesehene Überprüfung des GAV unter Einbezug aller Sozialpartner können zudem allfällige Unklarheiten zu Bestimmungen in Bezug auf Teilzeitarbeit geklärt werden.
Weitere Auskünfte:
Nora Picchi, Leiterin Gewerkschaftspolitik, Recht und Vollzug, Mitglied der Geschäftsleitung; Mail, 044 279 71 29
Der Bund unterstützt Projekte, die die tatsächliche Gleichstellung im Erwerbsleben zum Ziel haben, mit Finanzhilfen. Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) ist für die Vergabe dieser Finanzhilfen zuständig. Aktuell unterstützt das EBG vorrangig Projekte, welche Produkte oder Dienstleistungen für Unternehmen für die Verwirklichung der Lohngleichheit oder die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie anbieten oder die gleichwertige Teilhabe von Frauen und Männern in Berufen mit Fachkräftemangel fördern, in denen ein Geschlecht klar untervertreten ist.
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Projekte in anderen Branchen
Während vier Jahren hat der Verein Pro Teilzeit zusammen mit dem Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer- Verband (SMGV) und den Gewerkschaften Unia und Syna ein erfolgreiches Teilzeitförderprojekt durchgeführt, unterstützt vom Eidgenössischen Gleichstellungsbüro. In dieser Zeit haben sich die Teilzeitstellen im Maler- und Gipsergewerbe mit über 600 neuen Teilzeitstellen verdoppelt. Das hat die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben verbessert sowie Fachkräfte gehalten. Eine externe Evaluation des Büros für arbeits- und sozialpolitische Studien (BASS) kam zum Schluss, dass im Rahmen des Projekts zudem sehr nützliche Hilfsmittel entwickelt werden konnten, die den Bedürfnissen der Branche entsprechen. Mehr Informationen: www.teilzeitbau.ch
Das Projekt im Gebäudehüllengewerbe soll auf diesen Erfahrungen aufbauen. Auch die Holzbaubranche hat ein ähnliches Projekt gestartet.