Die Digitalisierung macht auch vor dem Bau nicht halt, und die Branche steht vor tiefgreifenden technischen Entwicklungen. Wie sich das Bauen verändert – und was das für die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter bedeutet.
Digitales Bauen ist im Trend. Dabei geht es noch nicht um Roboter, welche die Aufgaben der Mitarbeitenden auf dem Bau übernehmen. Aber die Vernetzung zwischen Mensch und Maschine – die Industrie 4.0 – wird auf den Baustellen zur Tatsache.
Das Zauberwort dazu lautet «BIM»: Diese Arbeitsweise überwacht und kontrolliert den Bau digital. So sollen Leerläufe eliminiert werden.
Nimmt damit der Stress für die Angestellten der Bauhaupt- und Baunebenbrache ab? Oder wird der Arbeitstag noch stressiger?
Chance ...
Wenn man Warte- und Leerzeiten vermeiden kann, bringt das natürlich Vorteile. Dank BIM und seiner Prozessoptimierung ist es möglich, zwischen 10 und 20% der Baukosten einzusparen.
Diese Kosteneinsparung entspricht ziemlich genau den Margen, welche die Schweizer Bauunternehmen in den letzten Jahren unter enormem Preisdruck und dem ausufernden Konkurrenzverhalten verloren haben. Deshalb wird sich BIM mittelfristig in der Baubranche durchsetzen.
... und Risiko?
Doch was bedeutet es für die Angestellten auf dem Bau, wenn BIM ermöglicht, auf der Baustelle minutengenau aufzuzeichnen, wer wann was macht? So kann beurteilt werden, wie produktiv ein Bauarbeiter oder eine ganze Equipe auf der Baustelle arbeitet.
Der gläserne Bauarbeiter ist somit zur Realität geworden. Und die Frage ist berechtigt: Rettet BIM dank den versprochenen Margensteigerungen die Baubranche? Oder brechen die Bauarbeiter unter dem zusätzlichen Arbeitsdruck, den diese Prozessoptimierung generiert, jetzt endgültig zusammen?
Mit Robotern umgehen
Ob wir BIM wollen oder nicht, müssen wir uns nicht fragen. Es ist schon da. Wir müssen aber wissen, wie wir damit umgehen sollen – und zwar dringend. Denn die nächste digitale Baurevolution steht schon in den Startlöchern. BIM bildet dazu die Grundlage: 3-D-Verfahren, die ganze Häuser «drucken», und Roboter, die selbstständig ganze Mauern hochziehen, verlassen schon bald die Prototypenphase und können in Zukunft flächendeckend eingesetzt werden.
Neue Rollenverteilung
Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter wird es weiterhin geben. Ihre Rolle muss mit der Digitalisierung aber neu definiert werden. Entscheidend sind dabei auch das persönliche Interesse an der Entwicklung und die Weiterbildung. Diese Faktoren werden einen grossen Einfluss darauf haben, ob der digitale Wandel für die Angestellten zur persönliche Chance oder zum Risiko wird. Syna unterstützt ihre Mitglieder dabei – gegenüber den Arbeitgebern und mit Beratung.
«BIM» steht für «Building Information Modeling». Diese Methode basiert auf einem 3-D-Plan, der alle möglichen Daten eines Gebäudes zusammenfasst. So unterstützt und optimiert BIM den Prozess der Planung, der Bauausführung und der Bewirtschaftung digital.
BIM kann den Bau von der Offerte über die Planung bis zur Ausführung digital simulieren – das Bauprojekt kann so laufend überwacht und gesteuert werden. Damit BIM funktioniert, müssen die Programme mit Daten gefüttert werden, und zwar vom ersten Moment der Planung bis zur Schlüsselübergabe. Konkret: Vorabeiter und Polier müssen die Baustelle täglich mit einem technischen Hilfsmittel wie beispielsweise einem Rundumlaser einscannen. Die gewonnenen Daten werden quasi in Echtzeit verarbeitet. So ist das Programm in der Lage, den Zulieferern zu melden, wann genau sie auf den Baustellen erscheinen müssen, um einen reibungslosen und optimierten Bauablauf zu gewährleisten.