Von Syna auf 8.8.2019
Kategorie: Arbeit

Wenn der Markt nicht spielt

 Bereits heute herrscht in der Schweiz ein Fachkräftemangel. Das müsste sich eigentlich positiv auf die Löhne in den betroffenen Branchen auswirken? Sollte man meinen …

Eigentlich ist es doch wie bei den Aprikosen: Fällt die Ernte klein aus, steigt der Preis. Auf den Arbeitsmarkt übertragen, würde dies bedeuten, dass die Löhne als Folge des Fachkräftemangels anziehen müssten. Denn die rarer gewordenen Arbeitnehmenden hätten jetzt einen höheren Marktpreis.
Gleichzeitig müssten die Einstiegslöhne nach oben gehen. Schliesslich hat der Lohn einen wesentlichen Einfluss auf die Attraktivität eines Berufes. Entsprechend positiv würde sich ein höherer Lohn auch bei der Rekrutierung von Nachwuchs in der Branche auswirken.

Billige Pflästerli 

Besonders von Fachkräftemangel betroffen sind Handwerksberufe, die Pflege und die Gastronomie. Gerade hier könnten höhere Einstiegslöhne Abhilfe schaffen beim Personalmangel. Doch statt langfristig in die Zukunft ihrer Branche zu investieren, greifen die Arbeitgeber lieber zu kurzfristigen und billigen Pflästerlimethoden:

Kurzfristig denken und dann jammern 

Sogar in Dienstleistungsberufen, in denen die Kundenbindung eine wichtige Rolle spielt, nehmen die Arbeitgeber mittlerweile eine hohe Personalfluktuation in Kauf. Mit anderen Worten: Sie stellen lieber neues, günstigeres Personal an, als die Löhne der bestehenden Mitarbeitenden zu entwickeln.
Gleichzeitig jammern genau diese Arbeitgeber, wenn in der Folge ihr Umsatz sinkt, weil Gäste und Kunden ausbleiben.

Weniger qualifiziert = billiger

Im Gesundheitswesen ist ein weiteres Phänomen zu beobachten: Teams und Abteilungen werden mit weniger qualifizierten Mitarbeitenden aufgestockt. Da besonders diplomierte Pflegefachangestellte (3-jährige Ausbildung) fehlen, werden diese gerne durch Fachangestellte Betreuung (2-jährige Ausbildung) oder durch PflegeassistentInnen (Fachkurs) ersetzt. Diese können aber nicht alle pflegerischen Leistungen übernehmen. Und das erhöht wiederum den Druck auf die Diplomierten.

Nachhaltigkeit gefordert
Langfristig vermag keine dieser Methoden den Personalmangel beheben. Und in vielen Branchen wird sich der Fachkräftemangel weiter zuspitzen.

Die Arbeitgeber wären daher gut beraten, in ihr Personal, deren Löhne und Weiterbildung und in die Attraktivität der eigenen Branche zu investieren. Denn nur eine nachhaltige Denkweise löst langfristig Probleme.

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