Von Syna auf 17.5.2024
Kategorie: Syna Magazin

Ein ungleiches Duo

Seit letztem November leiten Yvonne Feri und Johann Tscherrig gemeinsam die Geschicke bei Syna. Feri als Präsidentin auf strategischer, Tscherrig als Vorsitzender der Geschäftsleitung auf operativer Ebene. 

Ich treffe Yvonne Feri und Johann Tscherrig am Uferweg in Olten, auf halbem Weg zwischen Bahnhof und Syna-Zentrale. Nur kurz haben wir Zeit, bis Feri bereits wieder auf den Zug und Tscherrig zum nächsten Termin in der Zentrale muss. Trotz den dichten Terminkalendern wirken beide entspannt und sind gut gelaunt. Dass dies nicht nur am verfrühten Sommerwetter an diesem Apriltag liegt, merkt man sofort, wenn Feri und Tscherrig über die ersten Monate ihrer Zusammenarbeit sprechen. 

​Feri: Ich bin positiv gestimmt und noch immer stolz auf meine Wahl zur Syna-Präsidentin. Dieses Gefühl bestätigt sich in vielen Momenten meiner Arbeit, wie kürzlich, als ich bei der Sektion Aargau eingeladen war. Die vielen Ideen und die positive Energie der Mitglieder zu spüren, tut gut.

Tscherrig: Und wir sind froh, ist Yvonne bei uns. Bereits in dieser kurzen Zeit hat sie viel frischen Wind zu Syna gebracht. Man merkt ihr an, dass sie viel Erfahrung aus ihrer Zeit als Politikerin, aber auch aus anderen Vorstandstätigkeiten mitbringt. Denn mit der Statutenänderung hat sich einiges geändert im organisatorischen Bereich.

Feri: Genau, nicht nur für mich persönlich, auch für Syna ist vieles neu. Die Organisationsform unserer Gewerkschaft ist neu und wir haben jetzt eine strikte Trennung von Vorstand und Geschäftsleitung. Das ist eine grosse Umstellung in der Gesamtorganisation der Gewerkschaft Syna. Das braucht seine Zeit und muss sich erst noch ein bisschen einspielen.

Für beide scheint klar zu sein, wovon sie sprechen. Ich brauche aber ein konkretes Beispiel, um zu verstehen, wie stark sich diese Trennung wirklich auswirkt. Was hat sich also genau geändert?

Tscherrig: Es klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach: Vor der Statutenänderung war die Geschäftsleitung auch Teil des Vorstandes. Da war es normal, dass sich Vorstandsmitglieder aktiv bei operativen Angelegenheiten eingebracht haben und umgekehrt die GL bei strategischen Entscheiden mitentschieden hat. Jetzt sind die Vorstandsmitglieder nur im Vorstand und die Geschäftsleitungsmitglieder nur in der Geschäftsleitung vertreten. Der Vorstand bestimmt die strategische Ausrichtung, während die Geschäftsleitung sich um die operativen Aufgaben kümmert.

Feri: Machen wir ein fiktives Beispiel. Der Vorstand bestimmt als strategisches Ziel ein zwanzigprozentiges Mitgliederwachstum in der Gesundheitsbranche. Diese Aufgabe wird nun an die Geschäftsleitung delegiert, welche dann ein Konzept ausarbeitet und umsetzt. Der Vorstand behält dabei einen gewissen Einfluss und kann beispielsweise durch Budgetentscheidungen lenkend eingreifen, da er die Gesamtverantwortung trägt. Letztendlich liegt jedoch die effektive Umsetzung mit den entsprechenden Rahmenbedingungen beim Geschäftsleitungsteam.

Tscherrig: Durch diese klare Trennung wurde der Vorstand erheblich gestärkt. Das stärkt auch die Stimme der Mitglieder und somit die Basisdemokratie bei Syna.

Feri: Obwohl Vorstand und Geschäftsleitung getrennt sind, kommunizieren sie intensiv miteinander. Die regelmässigen Berichte der Geschäftsleitung an den Vorstand fliessen in dessen Entscheidungsprozesse mit ein. Zudem treffen Johann und ich uns jede Woche zu einer gemeinsamen Sitzung. Dabei tauschen wir gegenseitig Rat aus, doch letztendlich trägt er zusammen mit der Geschäftsleitung die Verantwortung für die operativen Entscheidungen, während ich eine unterstützende Rolle als Johanns Sparringspartnerin und als Verbindung zum Vorstand einnehme.

Die Rollenverteilung scheint sowohl strategisch als auch operativ klar definiert zu sein. Jetzt stellt sich die Frage: Was wird als Nächstes angegangen?

Feri: Die ersten Schritte sind gemacht, doch die neuen internen Abläufe müssen sich erst noch etablieren. Die Einführung einer neuen Führungsstruktur nach 25 Jahren ist nicht ganz einfach.

Tscherrig: Gerade bei der Prozessoptimierung kommt Yvonnes Erfahrung in der Verbandsarbeit deutlich zum Tragen. Sie bringt nicht nur ihren eigenen kritischen Blick von aussen ein, sondern verfügt auch über ein ausgezeichnetes Netzwerk an externen Beratern, welche wir teilweise zu den Sitzungen beiziehen. Aus meiner Perspektive hat sich dadurch die gesamte Gesprächskultur verändert. Themen werden kritisch hinterfragt, ohne dass persönliche Gefühle im Vordergrund stehen. «Das war schon immer so und haben wir immer so gemacht» gibt es nicht mehr.

Feri (schmunzelt): Vielen Dank für die Anerkennung. Deine langjährige Erfahrung ist auch für mich von grossem Wert. Johann kennt Syna in- und auswendig, was uns dabei geholfen hat, die neuen Prozesse zu etablieren. Nun können wir uns vollkommen der Umsetzung des Kongressdokuments widmen.

Tscherrig: Pünktlich zum Tag der Arbeit starteten wir die Petition «1. Mai für alle frei». Wie von den Delegierten am Kongress gefordert, soll der 1. Mai zu einem nationalen freien Tag werden. Die Arbeitnehmenden arbeiten hart und haben sich diesen zusätzlichen freien Tag verdient.

Feri: Und das ist nur der Anfang. Ein zusätzlicher Feiertag oder ein Tag, um die Rechte der Arbeitnehmenden einzufordern, ist zwar ein erster Schritt, aber er allein reicht nicht aus. Im Kongressdokument stehen viele Forderungen, die wir angehen müssen. Ich denke dabei beispielsweise an die inakzeptablen Zustände in der Krankentaggeldversicherung.

Man spürt, dass die beiden mit Syna noch einiges bewegen wollen. Ein Duo mit unterschiedlichen Hintergründen, aber einer gemeinsamen Mission: Syna zu einem noch wichtigeren Sozialpartnerin zu machen. 

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