Von Syna auf 15.12.2021
Kategorie: Gewerkschaft

«Es braucht uns alle»

René Lipp fackelt nicht lange: Wenn es etwas zu tun gibt, dann packt er tatkräftig mit an. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er sich als Syna-Mitglied seit Jahren aktiv in der Gewerkschaft engagiert. 

Meine Arbeit 
Ich arbeite seit 42 Jahren bei der Uhrenmanufaktur Eta in Grenchen. Hier habe ich bereits meine Lehre als Elektromonteur absolviert. Damals hiess die Firma noch anders; in der Uhrenindustrie ist viel passiert während der Jahre. Nach meiner Ausbildung kam die Branche in eine Krise. Uns Jungen sagten sie damals, wir sollten einen anderen Job suchen. Ich war 3 Jahre bei einem Waschmaschinenhersteller in Biel angestellt. Dann suchten sie in Grenchen wieder Personal und ich bin zurückgekehrt.

Mir gefällt meine Arbeit, sie ist sehr vielseitig. Ich bin für den Unterhalt zuständig. Dazu gehören Kältetechnik, Installationen, die Brandmeldeanlagen – die ganze Infrastruktur. Ich behebe Störungen und löse Probleme. Das macht mir Freude, denn ich helfe gerne. 

Meine Zukunft 

Deshalb arbeite ich auch immer noch. Denn eigentlich wäre ich schon lange pensioniert. Ursprünglich hatte ich den Plan, mit 60 in Rente zu gehen. Doch sie finden einfach keinen Ersatz für mich (lacht)! Unsere Branche hat Nachwuchsprobleme. Wir haben viel externes Personal, da wir immer zu wenig sind. Die Jungen wollen ja nicht mehr dreckig werden. Und der Beruf hat sich sehr verändert. Früher war vielleicht einer von zehn Arbeitstagen mit Büroarbeit belegt. Heute ist es umgekehrt, alles muss dokumentiert werden. Dadurch sind auch die schulischen Anforderungen gestiegen. Das ist ein Problem. 

Unser Sozialsystem 

Ich arbeite viel mit Ausländern zusammen. Wir könnten den Laden dichtmachen, wenn wir sie nicht hätten. Viele sagen, wir hätten zu viele Ausländer in der Schweiz. Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe auch Mühe, wenn alle Probleme auf sie geschoben werden. Es sind doch nicht alle Sozialschmarotzer! Wer arbeitet, hat auch Anrecht auf Geld, wenn er oder sie krank ist. Schliesslich zahlen alle, die arbeiten, mit bei den Sozialversicherungen. Dann sollen sie im Notfall auch Geld bekommen. Ich bin stolz auf das Sozialsystem in der Schweiz. 

Unsere Personalkommission
Ich bin für Fortschritte in der Sozialpolitik. Den Vaterschaftsurlaub, zum Beispiel, finde ich gut. Auch Teilzeitarbeit ist wichtig. Ich arbeite heute 80%, mein Arbeitgeber ist sehr sozial und unterstützt Teilzeitpensen. Das ist an vielen Orten aber leider anders. Oft ziehen die Chefs nicht mit. Du darfst zwar Teilzeit arbeiten, solltest aber trotzdem immer verfügbar sein. Diese einseitige Flexibilität ist nicht fair.

In unserem Betrieb gibt es eine Personalkommission. Sie vertritt die Interessen der Angestellten gegenüber der Geschäftsleitung. Ich bin Mitglied in der Kommission. Wir haben klare Reglemente, und wenn sich eine Abteilungsleitung nicht daran hält, dann greifen wir ein. Dank der Kommission hatte ich nie Probleme am Arbeitsplatz. Diese konnten immer mit ihrer Hilfe gelöst werden. Vor ein paar Jahren zum Beispiel wurde die Zeiterfassung auf ein elektronisches System umgestellt. Zuvor hatten wir die Abrechnungen der Zeiterfassung immer auf Papier bekommen. Während der Umstellung hatten wir 2 Monate keine Einsicht in unsere Arbeitszeiten. Dagegen habe ich mich gewehrt. Denn alle Mitarbeitenden haben Anrecht, ihre Arbeitszeiterfassung einzusehen. Ich kenne meine Rechte, weil ich in der Gewerkschaft bin. 

«Ich kenne meine Rechte, weil ich in der Gewerkschaft bin.»

René Lipp
Meine Gewerkschaft

Ich bin schon seit der Lehre Syna-Mitglied. Als Vizepräsident der Sektion Grenchen bin ich aktiv dabei. Oft höre ich Leute sagen, die Gewerkschaft würde nur kosten. Und man hätte schliesslich auch alle Vorteile wie Mindestlohn und Ferien, ohne Mitglied zu sein. Dabei profitieren sie von diesen guten Bedingungen nur, weil sie dank der Gewerkschaften einen Gesamtarbeitsvertrag haben. Doch die Gewerkschaften sind nur stark, wenn sie viele Mitglieder haben. Darum braucht es uns alle.

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