Von Syna auf 17.5.2024
Kategorie: Syna Magazin

Ganzheitliche Bildung stärkt Jugendliche nachhaltig

Viele Jugendliche in den Zentralamerika-Projekten von Brücke Le Pont kommen aus schwierigen Verhältnissen. Mit einer ganzheitlichen Ausbildung, die über das Erlernen von Fachwissen hinausgeht, erhöhen sie ihre Chancen auf einen erfolgreichen Berufseinstieg.

Zentralamerika ist nach wie vor von Gewalt geprägt. Vor allem in Aussenquartieren von Grossstädten ist Banden- und Polizeigewalt an der Tagesordnung. In Honduras und El Salvador wird jeden Tag eine Frau ermordet. Diese alltägliche Gewalt beeinflusst auch das Zusammenleben. Viele Jugendliche, die sich in den Projekten von Brücke Le Pont ausbilden, haben zu Hause Gewalt erlebt.

Erika Pérez, Psychologin im Projekt Una Oportunidad in El Salvador, erklärt: «Viele Jugendliche in unseren Kursen haben keine stabile Familie und keine liebevolle Erziehung erfahren.» Die Ausbildung leistet deshalb viel mehr als die Vermittlung von Fachkompetenzen. Für die Jugendlichen ist es wichtig, positive und friedliche Umgangsformen zu erlernen, um aus der Gewaltspirale auszubrechen. «Wir starten damit, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und einen respektvollen Umgang zu üben», sagt Pérez.

Gewaltprävention als Teil der Ausbildung

Um den Frieden in der Region zu stärken, beinhalten alle Berufsbildungsprojekte von Brücke Le Pont auch Kurse zu Gewaltprävention und Konfliktlösung. Sie stärken das Selbstwertgefühl und den Umgang mit Emotionen, vermitteln Informationen zu Menschenrechten, Arbeitsrechten und sexueller Gesundheit und fördern die Konfliktprävention: Gemeinsam mit dem Projetteam analysieren die Jugendlichen verschiedene Formen von Gewalt, die sie in ihrem Umfeld erleben, und üben, wie sie dagegen vorgehen und Konflikte friedlich lösen können.

Ziel der Kurse ist, dass die Jugendlichen eine faire Arbeit finden, wo ihre Rechte respektiert werden. Wichtiger Bestandteil der Ausbildung ist auch die Stärkung sozialer Kompetenzen oder Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Teamarbeit, kreatives und kritisches Denken und Zeitmanagement. 

Ein Lebensplan hilft bei der Berufswahl

Eine weitere Schwierigkeit: Viele Jugendliche wissen nicht, welche Berufe und Ausbildungswege ihnen offenstehen und was sie im Leben erreichen möchten. Deshalb starten die Ausbildungen mit der Erarbeitung eines Lebensplans: Die Jugendlichen erkunden ihre Stärken und Interessen und entwickeln konkrete Ziele für ihre berufliche und persönliche Zukunft, bevor sie sich für einen Berufskurs entscheiden.

Die Pädagogin Lorena de Jesús begleitet seit mehreren Jahren Jugendliche im Projekt Vista Hermosa und ist von dem Ansatz überzeugt: «Einen Lebensplan zu erarbeiten, hilft den Jugendlichen dabei, ihre Fähigkeiten und Stärken zu erkennen. Gleichzeitig unterstützen wir sie so dabei, ihre Ziele konkret und realistisch festzulegen – mit einem kritischen, aber auch hoffnungsvollen Blick auf ihre Realität.» Die Jugendlichen, die einen Lebensplan entwickelt haben, gehen ihre Ausbildung gezielter an und erhöhen ihre Chancen, den gewählten Berufskurs erfolgreich abzuschliessen.

Bestätigter Mehrwert von ganzheitlicher Bildung

Dass der ganzheitliche Ansatz auch bei den Jugendlichen gut ankommt, wird im Gespräch mit Projektteilnehmenden deutlich. Der 18-jährige Abraham Coreas López ist in der Ausbildung zum Koch. Er schätzt, wie die Lehrkräfte auf die Auszubildenden eingehen: «Hier interessieren sie sich viel mehr dafür, welche Perspektiven wir später haben als in der normalen Schule.» Die Aktivitäten, wo es um Teamarbeit und persönliche Stärken geht, gefallen ihm besonders gut: «Wir haben gelernt, aufeinander einzugehen und mit verschiedenen Leuten zusammenzuarbeiten. Und wir haben gemerkt, dass wir alle ein Talent haben – etwas, das uns auszeichnet. Der Kurs hat uns stark geholfen, zu sagen: 'Hey, ich kann so vieles'.»

Auch Unternehmen schätzen die ganzheitliche Stärkung der Jugendlichen. Bei der letzten externen Evaluation haben sie bestätigt, dass die Jugendlichen aus den Projekten von Brücke Le Pont eine positivere Einstellung und mehr Verantwortungsbewusstsein zeigen als andere Mitarbeitende. Eine grosse Leistung für junge Menschen, die in einem schwierigen Kontext aufwachsen.

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