Machst du zurzeit eine Lehre? Dann mach hier den Check, wie gut du es mit deinem Lehrverhältnis getroffen hast!
2/3 der Jugendlichen entscheiden sich für eine berufliche Grundbildung. Viele bilden sich später weiter und arbeiten sich mit Motivation im Unternehmen hoch – zum Teil sogar bis zum CEO. Dieses positive Bild wird jedoch getrübt, wenn man weiss, dass fast jede/jeder 10. durch die Lehrabschlussprüfung fällt. In gewissen Berufen, beispielsweise bei den Sanitär- oder Heizungsinstallateuren, bestehen sogar bis zu 1/3 der Lernenden die Abschlussprüfung nicht.
Alles faule Partygänger?
Wer die Schuld allein auf die Lernenden schiebt, macht es sich zu einfach:
Anders als bei einem normalen Anstellungsverhältnis steht bei einer Lehre klar die Ausbildung im Zentrum: Die Lehrbetriebe haben den Auftrag, die Lernenden auszubilden, indem sie ihnen eine kompetente Fachkraft zur Seite stellen und genügend Zeit für die Schule geben. Geschieht dies nicht oder nur ungenügend, liegt die Vermutung nah, dass die Lernenden in erster Linie angestellt wurden, um Geld zu sparen.
Interview mit Daniel Arm, Zentralsekretär im Gewerbesektor
Lehrlinge = billige Arbeitskräfte?
Daniel Arm bestätigt den Verdacht: «Probleme gibt es dann, wenn Lernende angestellt werden, die schuften, ohne wirklich etwas zu lernen. Sie werden als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Ich persönlich finde es eine Schweinerei! Verdächtig sind Betriebe, die verhältnismässig zu viele Lernenden haben: Auf 1 bis 2 Lernende sollten mindestens 10 Mitarbeitende kommen.»
Die Löhne in der Lehre variieren stark. Wer bestimmt überhaupt die Höhe eines Lehrlingslohnes?
In der Regel geben die Arbeitgeberverbände (die Arbeitgeber eurer Branche) eine Empfehlung ab. Das machen aber längst nicht alle: Die Unterschiede bei den Lehrlingslöhnen sind teilweise wirklich enorm.
Sind diese Lohnunterschiede gerechtfertigt?
Gewisse schon, wenn etwa die Arbeit körperlich sehr anstrengend ist oder es reguläre Abend- und Wochenendeinsätze gibt. Branchenspezifische Unterschiede, wie zum Beispiel die tiefen Löhne einer Schneiderei, sind zwar nicht gerechtfertigt, aber nachvollziehbar, weil die Textilbranche aufgrund der ausländischen Konkurrenz wirtschaftlich nicht gut aufgestellt ist.
Was allerdings gar nicht geht, sind die teilweise krassen Unterschiede innerhalb einer Branche. Hier herrscht Handlungsbedarf!
Und was wirst du dagegen tun?
Ich werde in den Verhandlungen des entsprechenden Gesamtarbeitsvertrags (GAV) fordern, dass die Lehrlingslöhne im GAV festgelegt werden. Alle Lernenden einer Branche sollten den gleichen, angemessenen Lohn bekommen.
Checkliste
Kontrolliere anhand dieser Liste, wie es mit deinem Lehrverhältnis steht:
o Du hast eine/-n fachlich kompetente/-n Berufsbildner/-in, die/der dir das Wissen verständlich vermittelt, dich betreut und sich für deinen Ausbildungsstand interessiert.
o Bei Unklarheiten kannst du nachfragen, und du kriegst regelmässig Feedback.
o Deine Ausbildung ist vielseitig, und die Ausbildungsziele sind dir klar.
Arbeitsbedingungen
o Du musst keine gefährlichen oder berufsfremden Aufgaben ausführen.
o Der Betrieb stellt dir die notwendigen Werkzeuge und die Schutzausrüstung zur Verfügung.
o Du arbeitest nicht mehr als 9 Stunden pro Tag (gilt bis zum vollendeten 18. Altersjahr).
o Du bekommst den branchenüblichen Lohn. Infos unter www.yousty.ch/de-CH/lehrlingslohn
Arbeitsumfeld und Umgang
o Es herrscht ein respektvoller Umgang im Team.
o Deine Arbeit wird wertgeschätzt, und du wirst ernst genommen.
o Du erhältst eigene Verantwortungsbereiche und lernst, selbstständig zu arbeiten.
o Du hast die Möglichkeit, eigene Ideen und Kritik einzubringen, und du wirst in Entscheidungen, die dich betreffen, einbezogen.
→ Lernende müssen ihre Rechte selber einfordern. Melde dich bei uns, wenn du das Gefühl hast, von deinem Lehrbetrieb nicht genügend unterstützt zu werden!
Weitere Auskünfte:
Sabri Schumacher, Leiterin Fachstelle Jugend