Von Syna auf 21.4.2020
Kategorie: Medienmitteilungen

Löhne: Stabile Lohnstruktur – Zunahme von intransparenten Boni

Das Bundesamt für Statistik (BfS) hat heute die ersten Ergebnisse der Lohnstrukturerhebung 2018 präsentiert. Trotz stabiler Lohnstruktur arbeiten über 350 000 Arbeitnehmende in Tieflohnstellen. Gleichzeitig steigt der Anteil der Boni seit 2014 kontinuierlich an. Syna und Travail.Suisse fordern eine faire Lohnverteilung für alle Arbeitnehmenden statt intransparente Boni für wenige Ausgewählte.

Die Lohnstrukturerhebung 2018 des Bundesamtes für Statistik zeigt die Lohnverteilung in der Schweiz. 6538 Franken pro Monat beträgt demnach der Medianlohn, 10% der Arbeitnehmenden verdienen aber weniger als 4302 Franken. Gleichzeitig handelt es sich dabei um auf Vollzeitstellen hochgerechnete Löhne.
Aufgrund der kontinuierlichen Zunahme der Teilzeitarbeit liegen die ausbezahlten Löhne allerdings deutlich tiefer. 2019 arbeiteten 37,4% der Arbeitnehmenden Teilzeit, eine Zunahme von beinahe 6 Prozentpunkten gegenüber 2004. Erfreulich ist die Stabilität der Lohnstruktur der letzten 10 Jahre. Während die Löhne der am besten bezahlten Arbeitnehmenden in dieser Zeitspanne um 9,1% gestiegen sind, stiegen die Löhne der am schlechtesten bezahlten Arbeitnehmenden gar um 9,6%. Lediglich die Mittelschicht blieb mit einem Lohnwachstum von 7,3% etwas zurück.
«Ein Abgleiten der tiefsten Löhne konnte dank gewerkschaftlicher Arbeit und dem Engagement für vernünftige Lohnerhöhungen aller Arbeitnehmenden verhindert werden», sagt Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse. Dennoch hat die Anzahl Tieflohnstellen gegenüber 2016 um rund 24 000 zugenommen. So arbeiteten 2018 über 350 000 Arbeitnehmende in der Schweiz zu einem Monatslohn von weniger als 4359 Franken.

Intransparente Boni benachteiligen die Frauen
In Bezug auf die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern weisen die neusten Zahlen der Lohnstrukturerhebung ein abnehmendes Lohngefälle aus. So sind die Löhne der Frauen 2018 um 11,5% tiefer als diejenigen der Männer (gegenüber 12% im Jahr 2016). Keine neuen Erkenntnisse liefert das BfS aber zur entscheidenden Frage des diskriminierenden Anteils dieser Lohnunterschiede, der sich nicht durch strukturelle Merkmale oder unterschiedliche Tätigkeiten erklären lässt. Ganz sicher zum Nachteil der Frauen entwickelt sich die kontinuierliche Zunahme der jährlich ausbezahlten Boni. Während die Finanzkrise den Boom der Boni etwas gebremst hat, gewinnen sie seither wieder an Wichtigkeit. So wurden 2018 durchschnittlich 9913 Franken an Boni ausbezahlt und damit beinahe 2000 Franken mehr als noch 2014. «Es braucht eine generelle und kontinuierliche Lohnentwicklung für alle Arbeitnehmenden und nicht intransparente und Frauen und Teilzeitarbeitende benachteiligende Boniausschüttungen», sagt Fischer. Tatsächlich zeigen die neusten Ergebnisse, dass nur knapp einem Drittel der Arbeitnehmenden Boni ausgerichtet werden und die Bonihöhe in der Regel bei männlichen Mitarbeitenden doppelt so hoch ist wie bei weiblichen.

Weitere Auskünfte
Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik Travail.Suisse

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