Von Syna auf 16.12.2021
Kategorie: Branchen

Offener Brief an die Politik

 Versorgung sichern - Kündigungen und Krankheit beim Gesundheitspersonal stoppen.

Sehr geehrte Frau Nationalratspräsidentin
Sehr geehrte Frau Nationalrätin, sehr geehrter Herr Nationalrat
Sehr geehrter Herr Ständeratspräsident
Sehr geehrte Frau Ständerätin, sehr geehrter Herr Ständerat
Sehr geehrter Herr Bundespräsident
Sehr geehrte Frau Bundesrätin, sehr geehrter Herr Bundesrat
Sehr geehrte Frau Regierungsrätin, sehr geehrter Herr Regierungsrat

 Die hohen Fallzahlen der fünften Welle und der langandauernde Behandlungs- und Pflegebedarf der Covid-Erkrankten bringen die Kapazitäten des Gesundheitswesens an seine Grenzen. Der sichere Zugang der Bevölkerung zu Gesundheitsleistungen ist unmittelbar gefährdet. Diese Situation bedroht die Gesundheit und das Durchhaltevermögen der Gesundheitsfachpersonen. Viele werden krank, sind in Quarantäne oder Isolation, reduzieren ihr Pensum oder steigen ganz aus dem Beruf aus. Die Folge dieses Personalmangels sind weitere Engpässe in der Gesundheitsversorgung.

Das Gesundheitspersonal ist ausgelaugt, müde und emotional erschöpft. Sie müssen jetzt entlastet werden. Dazu braucht es sofort Massnahmen um die fünfte Welle zu brechen. Dies reicht aber nicht, um die mittel- und langfristige Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dafür muss jetzt mit konkreten Massnahmen den coronabedingten Abgängen aus den Gesundheitsberufen (Exodus) aktiv entgegenwirkt werden. Und zwar in Spitälern, Pflegeheimen, Psychiatrien, der Spitex und weiteren Institutionen.

Denn die psychosoziale Überlastung der Gesundheitsfachpersonen ist Tatsache. Sie führt insbesondere zu einer «moralischen Versehrtheit» (moral injury) und macht krank. Zu Grunde liegt dieser Entwicklung die wachsende Frustration, im Widerspruch mit den eigenen professionellen und ethischen Ansprüchen handeln zu müssen. Die kurz- wie langfristigen Folgen für die Betroffenen reichen von posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen bis hin zu Suizidgedanken und schlagen sich in hohen Abwesenheitsquoten und schliesslich Abgängen aus dem Beruf nieder.

Diesem Exodus wurde bis dato nicht mit wirksamen Massnahmen begegnet. Insbesondere wurde versäumt, systematisch Rahmenbedingungen zu schaffen, um eine monatelange physische und psychische Überlastung durchzustehen. Zu solchen Massnahmen zählen vor allem planungssichere Arbeitszeitmodelle, finanzielle und organisationale Wertschätzung der ausserordentlichen Leistungen, Förderung der physischen und psychischen Gesundheit sowie ein der Belastung angepasstes Arbeitsumfeld.

Um die Welle zu brechen und nachhaltig die medizinische und pflegerische Versorgung sicherzustellen, fordern die unterzeichnenden Verbände die politisch verantwortlichen Akteure aller Ebenen auf, sofort Massnahmen zur Unterstützung der Gesundheitsfachpersonen zu beschliessen und umzusetzen.

Neben konsequenten und konsistenten politischen Entscheiden, die Fallzahlen rasch zu senken, sind die folgenden Massnahmen erforderlich:

 Physischer Schutz von Gesundheitsfachpersonen
 Psycho-sozialer Schutz von Gesundheitsfachpersonen
 Perspektiven und Anreize für Gesundheitsfachpersonen

 Bei diesen Massnahmen handelt es sich um dringend notwendige Schritte, um kurzfristig das Ausbluten des schweizerischen Gesundheitssystems zu stoppen. Sie ersetzen weder die Ausbildungsoffensiven noch die wichtigen nachhaltigen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen.

Sie haben es in der Hand. Wir bitten Sie dringend, diese Massnahmen umzusetzen, um die aktuelle Krise zu bekämpfen und den Grundstein für eine nachhaltig sichere Versorgungsqualität zu legen.

Freundliche Grüsse

 Sophie Ley
Präsidentin SBK-ASI

Yvonne Gilli
Präsidentin FMH

Angelo Barrile 
Präsident vsao

Annina Bosshard
Co-Präsidentin Swiss Nursing Students

Mario Desmedt
Präsident Swiss Nurse Leaders

 Claudia Galli
Präsidentin SVBG-FSAS

Arno Kerst
Präsident Syna

Katharina Prelicz-Huber 
Präsidentin vpod

Manuela Eicher
Präsidentin Onkologiepflege Schweiz

Simone Bertogg
Präsidentin Langzeit Schweiz

 Alexander Burkhard
Präsident SBAP

Eduard Felber
Präsident VPPS

Michèle Giroud
Präsidentin SIGA-FSIA

Jakob Passweg
Präsident Oncosuisse

Petra Tobias
Notfallpflege Schweiz

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