Die Chancen und Risiken von «Industrie 4.0» werden von Arbeitnehmenden und Arbeitgebern oft sehr unterschiedlich wahrgenommen. Arbeitgeber sehen in erster Linie Chancen wie Effizienzsteigerung, Eröffnung neuer Geschäftsfelder oder Kostenvorteile. Bei den Arbeitnehmenden hingegen löst die Zukunft vielfach Angst aus: Sie sorgen sich um ihren Arbeitsplatz oder befürchten die Forderung nach ständiger Erreichbarkeit.
Einschätzung von Syna
Wir sehen in der Entwicklung eine grosse Chance für die Schweizer Wirtschaft, auch wenn diese Risiken birgt:
Neue Jobs entstehen
-> zum Beispiel Big-Data Analyst, Datascientist, AlgorithmikerIn, techn. Wartung usw.
-> primär Verlagerung hin zu neuen technischen Berufen
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz
-> Effizienzsteigerung in der Produktion ermöglicht wettbewerbsfähigere Preise
-> Rückkehr Produktion in die Schweiz – keine «De-Industrialisierung», sondern «Re-Industrialisierung»
Vorteile der Schweiz kommen besser zum Tragen
-> Innovationsfähigkeit
-> politische Stabilität
-> gute Ausbildung
-> Pool an Fachkräften
-> gute Rahmenbedingungen (moderate Steuern, Lebensqualität, Infrastruktur)
Arbeitsbedingungen: Vernetzung fördert dezentrales und zeitlich freieres Arbeiten
-> bessere Voraussetzungen für Teilzeitarbeit
-> einfachere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
-> Teilzeit erleichtert Einstieg von Frauen in die Branche = weniger Abhängigkeit von ausländischen Fachkräften = Verringerung der «sozialen Spannungen» und Probleme mit der EU (MEI, Bilaterale Verträge)
-> mehr qualifizierte Jobs = «Run» auf Fachkräfte = bessere Lohnmöglichkeiten
Risiken
Es könnten mehr Jobs verloren gehen, als neue geschaffen werden
-> effizientere Produktions- und Verwaltungsprozesse kosten Jobs
-> Verlagerung der restlichen einfacheren Tätigkeiten ins Ausland hält an
Arbeitsbedingungen könnten sich verschlechtern
-> Effizienzsteigerung/Produktivitätszuwachs nur zugunsten der Arbeitgeber
->Datenschutz – Überwachung = Stresssteigerung
Lohndruck auf Mitarbeitende bleibt hoch
-> wegen Angst, dass Digitalisierung den eigenen Job gefährdet = Druck durch Arbeitgeber
-> wegen des nach wie vor überbewerteten Frankens
Nachteile von Vernetzung und dezentralen Arbeitsmöglichkeiten
-> ständige Erreichbarkeit = schwierige Trennung von Arbeit und Freizeit
-> Verlangen von Flexibilität = Druck auf Arbeitszeiterfassung = Stresszunahme = Gesundheitsrisiko
-> soziale Interaktion fehlt – mangelnde Kommunikation (keine fixen Arbeitsplätze usw.)
Fazit: Aus- und Weiterbildung fördern
Damit auch alle Chancen für die Arbeitnehmenden genutzt werden können, müssen Massnahmen ergriffen werden. Essenziell für Syna ist die Möglichkeit zu Aus- und Weiterbildungen für die Arbeitnehmenden. Das gilt insbesondere für die älteren und für die weniger qualifizierten Arbeitskräfte.
Wir haben deshalb mit dem Verein Modell F ein Bildungs-Projekt ausgearbeitet. Dieses ist im Rahmen des Digitalisierungsprozesses insbesondere für den Industriesektor ausgesprochen interessant.
Mehr über das Projekt erfahren: informa-modellf.ch
Mehr erfahren über Industrie 4.0
→ Industrie 4.0 – unsere Forderungen
→ Industrie 4.0 – was heisst das?
→ Industrie 4.0 und Sicherheit
→ Industrie 4.0 in Europa
→ MEM-GAV – unsere Forderungen
Weitere Auskünfte
Mathias Regotz, Leiter Sektor Industrie