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Ich und meine Arbeit: «Der GAV ist mein Ding!»

 Die Zürcherin Silvia Haddaji ist Pharma-Assistentin und Gewerkschafterin – und beides aus Leidenschaft. Seit Jahren macht sie sich stark für einen Gesamtarbeitsvertrag in ihrer Berufsgruppe.

 MEINE ARBEIT

Ich gebe zu, ursprünglich wollte ich eigentlich Krankenschwester lernen. Aber diese Lehre konnte man früher erst mit 18 Jahren beginnen, das dauerte mir zu lange. In der Berufsberatung sagten sie mir «Geh doch in die Apotheke!» Das hab ich dann gemacht. Ich habe die dreijährige Lehre zur «Apothekenhelferin » absolviert. Ein schrecklicher Begriff! – heute heisst es Pharma-Assistent/-in. Und es gefiel mir, deshalb bin ich im Beruf geblieben. Später gründete ich eine Familie, blieb aber immer mit einem Bein in der Apotheke. Mir gefällt die Vielseitigkeit im Job: das Medizinische ist sehr stark, aber du bist auch in der Administration, machst Warenbewirtschaftung oder Einkauf.

Ich habe Freude daran, den Lernenden zu helfen. Deshalb bin ich später noch Berufsbildnerin geworden. In meiner jetzigen Stelle wird das auch honoriert.


 MEIN LOHN

Generell hast du aber wenig Aufstiegsmöglichkeiten als Pharma-Assistentin. Anerkannte Weiterbildungen gibt es kaum und wenn, werden sie selten honoriert. Der Lohn in meinem Beruf ist sowieso zu tief. Das fängt schon beim Einstieg an: Als ausgelernte Pharma-Assistentin verdienst du nicht einmal 4000 Franken! Auch jahrelange Erfahrung zahlt sich nicht aus: Ich bin jetzt 30 Jahre im Beruf und verdiene nicht bedeutend mehr als zu Beginn. Dabei sind die Lebenshaltungskosten in der Zwischenzweit massiv gestiegen! Und die Anforderungen im Beruf werden immer grösser: Du musst immer mehr wissen, es kommen immer neue Dienstleistungen hinzu, mehr Arbeit am Computer. Kundinnen und Kunden sind auch anspruchsvoller geworden. Aber mehr Lohn gibt es trotzdem nicht – es existieren eben keine verbindlichen Regelungen, nur Lohnempfehlungen. Weil unsere Berufsgruppe im Detailhandel angesiedelt ist, sind die Löhne entsprechend tief. Dabei würden wir viel eher ins Gesundheitswesen gehören.

«Ich will meine Berufskolleginnen motivieren, sich für ihre Arbeitsbedingungen einzusetzen.»

Silvia Haddaji
MEINE GEWERKSCHAFT

Mit der Zeit hat es mir angefangen zu stinken: Ich wurde immer unzufriedener mit den Arbeitsbedingungen. Als dann eines Tages in der Apotheke ein Fax von Syna hereinflatterte mit der Einladung zu einem Branchenabend, ging ich hin. Trotzdem bin ich nicht gleich Mitglied geworden, es brauchte noch einen zweiten Abend bei Syna. «Eine gute Sache, da sollte man mitmachen», sagte ich zu mir und meldete mich an. Ich habe dem Präsidenten des Apothekerverbands Zürich geschrieben wegen der Arbeitsbedingungen. Er warf uns vor: «Ihr Pharma-Assistentinnen macht ja auch nichts – organisiert euch doch zuerst!» Das habe ich gemacht: Ich habe eine IG gegründet und mich an Syna gewandt. Jetzt setzen wir uns gemeinsam ein für einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) in der Branche – der GAV ist mein Ding!

 MEIN ENGAGEMENT

Ich will meine Berufskolleginnen motivieren, sich für ihre Arbeitsbedingungen einzusetzen. Es geht um unsere Rechte und um die Anerkennung in unserem Beruf. Es ist wichtig, dass sich auch diejenigen solidarisch engagieren, die es eigentlich nicht nötig hätten, weil sie auf den Lohn nicht angewiesen sind.

Wenn ich etwas mache, dann richtig. In der Gewerkschaft bin ich im Sektionsvorstand aktiv. Zusätzlich werde ich bald als Arbeitsrichterin im Einsatz sein. Dabei werde ich als Beisitzerin die Rechte der Arbeitnehmenden vertreten. So lerne ich enorm viel übers Arbeitsrecht, das interessiert mich. Und es ist wichtig für meine politische Arbeit, denn ich will ja einen GAV für die Pharma-Assistentinnen!

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