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Trotz Teuerung, Bauboom und Fachkräftemangel: Baumeisterverband will Reallohnsenkung und bricht Lohnverhandlungen ab – Delegierte müssen korrigieren

Unverständlich, verantwortungslos und gefährlich: Obwohl die Preise, Mieten und Krankenkassenprämien ansteigen, die Umsätze auf einem Rekordhoch sind und auf dem Bau akuter Fachkräftemangel herrscht, beharrt der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) auf eine Nullrunde für die Bauarbeiter und bricht die Lohnverhandlungen ab. Ein Ausbleiben jegliches Teuerungsausgleichs ist katastrophal für die Bauarbeiter, die Branche und die gesamte Wirtschaft. Die Delegierten des Baumeisterverbands müssen diese Respektlosigkeit der Verbandsspitze nun korrigieren und dafür sorgen, dass die Baumeister zurück an den Verhandlungstisch kommen.

Seit Jahren wachsen die Umsätze im Bauhauptgewerbe. Diese erreichten diesen Herbst ein neues Rekordhoch und die Auftragsbücher sind voll. Äusserst schwierig ist die Situation hingegen für die Bauarbeiter: Immer weniger Bauarbeiter leisten immer mehr und der Termindruck nimmt zu. Gleichzeitig kommt auch die Kaufkraft der Bauarbeiter unter Druck: In den letzten zehn Jahren gab es genau dreimal Mal eine generelle Lohnerhöhung für alle.

Baumeister selbst verrechnen Teuerung – verweigern Ausgleich aber beim Personal

Der Baumeisterverband empfiehlt seinen Mitgliedern «dringend», dass sie keine Verträge ohne automatischen Teuerungsausgleich unterschreiben sollen. Das ist auch richtig so. Umso unverständlicher ist aber, dass die Spitze des Baumeisterverbands auch in der dritten Runde der Lohnverhandlungen dabei blieb, dass es null Franken generelle Lohnerhöhung für das Baustellenpersonal geben soll. Die Gewerkschaften hatten einen Teuerungsausgleich und eine moderate Reallohnerhöhung für alle vorgeschlagen. Selbst als die Gewerkschaften ihre Forderung auf einen generellen Ausgleich der Teuerung reduzierten, um den Weg für eine Lösung zu ebnen, war der Baumeisterverband nicht bereit, darüber zu verhandeln.

Dies geschieht ausgerechnet in einer Boom-Branche, die Rekordumsätze zu verzeichnen hat und in der die Bauarbeiter Tag für Tag bei Wind und Wetter harte Arbeit leisten. Die Reallohnsenkung, welche die Spitze des Baumeisterverbands durchpauken will, zeugt von einer ungeheuerlichen Respektlosigkeit gegenüber den Bauarbeitern. Und mehr noch: Die Spitze des Baumeisterverbands hat einseitig die Lohnverhandlungen bereits vor Ende Oktober abgebrochen. Auch das widerspricht sämtlichen Regeln der Vertragspartnerschaft. Der Position der Verbandsspitze ist umso unverständlicher, als in praktisch allen Branchen des Ausbaugewerbes Zwischenresultate in den Lohnverhandlungen vorliegen, die ein generelle Lohnerhöhung vorsehen – zum Teil deutlich über der Teuerung. 

Verschärfung des Fachkräftemangels vorprogrammiert

Vor nicht mal einem halben Jahr veröffentlichte der Baumeisterverband eine Studie zum Fachkräftemangel in der Branche. Fazit der Studie: Die Situation sei insbesondere beim Baustellenpersonal «erschreckend». So werden bereits 2030 21 Prozent der benötigten Maurer fehlen, zehn Jahre später sogar 31 Prozent. Dass der Baumeisterverband selbst in einer solchen Situation nur schon einen Teuerungsausgleich verweigert, zeugt von Realitätsverlust. Kein Wunder verlässt jeder zweite Maurer die Branche und zu wenig Nachwuchs kommt nach.

Delegierte des Baumeisterverbands müssen korrigieren


In verschiedenen Regionen verlaufen die Diskussionen zwischen den Gewerkschaften und den regionalen Baumeisterverbänden anders. Auch viele Firmen realisieren zu Recht, dass in Zeiten erhöhter Teuerung generelle Lohnerhöhungen unumgänglich sind. Die Gewerkschaften Unia und Syna erwarten von den Delegierten des Schweizerischen Baumeisterverbandes, die sich am 9. und 10. November zu ihrer Delegiertenversammlung treffen, dass der verantwortungslose Kurs der Verbandsspitze korrigiert wird und die Baumeister zurück an den Verhandlungstisch kommen.

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