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Erschöpftes und unzufriedenes Pflegepersonal: «Auch nach der Pflegeinitiative bluten wir weiter aus»

Das Personal im Gesundheitswesen fühlt sich hintergangen. Zwei Jahre nach der Annahme der Pflegeinitiative gibt es nicht mehr als schöne Versprechungen. Die von den Behörden in Aussicht gestellten Lösungen sind langsam und oberflächlich und sind bestenfalls ein Pflästerchen. Schlimmer noch, sogar die Gesamtarbeitsverträge werden von den Arbeitgebenden nicht mehr eingehalten.

Das Pflegepersonal kann heutzutage zwischen Erschöpfung, Krankheit oder Kündigung wählen. Die Art und Weise der Finanzierung von stationärer Pflege und Langzeitpflege ist so konzipiert, dass negative Auswirkungen für die Pflegenden unumgänglich sind. Die Finanzierung von Leistungen zielt in erster Linie auf Profit ab. Sie versucht Kosten zu senken, welche die Pflegekräfte angeblich unnötigerweise verursachen würden. Dies erzeugt einen ständigen und wachsenden Druck auf das Personal, in kürzerer Zeit mehr zu leisten und mit weniger Leuten besser zu arbeiten.

Diese aus Kostengründen begrenzte Anzahl an Pflegestellen befeuert den bereits bestehenden Personalmangel, der durch den zusätzlichen demografischen Bedarf, die unzureichende Anzahl an Diplomierten, die Pensionierung und das Ausscheiden aus dem Beruf verursacht wird zusätzlich. Und letztere sind ihrerseits auf unattraktive oder sogar schlichtweg unwürdige Arbeitsbedingungen und Löhne zurückzuführen.

Lösung bei den Kantonen

Angesichts der Dringlichkeit können sich die Kantone nicht mehr damit begnügen, auf die vollständige und endgültige Umsetzung der Pflegeinitiative zu warten. Diese ist für 2025 angekündigt und hat nur begrenzte Auswirkungen, sowohl auf die Erhöhung der Zahl der diplomierten Pflegefachkräfte als auch auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Kurzfristig müssen die Kantone ihre Verantwortung für den öffentlichen Dienst im Gesundheitswesen wahrnehmen. So etwa der Kanton Wallis tut: Finanzierung von zusätzlichen Stellen in der Pflege, sowie Indexierung und Aufwertung der Löhne für Pflegefunktionen im weitesten Sinne. Und das sowohl in der stationären Pflege als auch in der Langzeitpflege.

Die Arbeitgeber drücken sich

Gerade bezüglich der Arbeitsbedingungen ist es zwingend erforderlich, dass auch die Arbeitgebenden ihre Rolle wahrnehmen und die von ihnen unterzeichneten Gesamtarbeitsverträge respektieren. Dies ist beispielsweise in Neuenburg nicht mit dem GAV Santé 21 nicht der Fall. De Pflegestellen wurden bereits 2019 nach dem von den Sozialpartnern vorgesehenen Verfahren neu eingestuft, Vier Jahre später haben sie noch immer nicht die zusätzliche Lohnklasse erhalten, auf die sie Anspruch hätten. Die Erklärung der Arbeitgeber: Es sei zu teuer.

Mittelfristig steht die Attraktivität der Pflegeberufe auf dem Spiel. Sie erfordert einerseits fortschrittliche und aufwertende Arbeitsbedingungen wie eine maximale Wochenarbeitszeit von 36 Stunden (bei 100 %), weitgehende Mitsprache des Personals bei der Festlegung der Arbeitszeiten, die Reduktion der Arbeitszeit im Laufe der Karriere ohne Lohnkürzung sowie Lösungen für AHV-Überbrückungsrenten und Frühpensionierungen. Des Weiteren eine braucht es eine deutliche Anhebung der Löhne, so dass alle Pflegeberufe über dem Schweizer Medianlohn (6'660.- Franken/Monat) liegen.

Für weitere Auskünfte:

Juan Barahona, Branchenleiter

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