Grosser Nachholbedarf – die Löhne müssen JETZT steigen.
Die Wirtschaft in der Schweiz ist stabil. In vielen Branchen ist die Produktivität gestiegen. In vielen Berufen besteht nach wie vor ein ausgeprägter Fachkräftemangel. Gleichzeitig jedoch haben die Arbeitnehmenden immer weniger Geld im Portemonnaie. Zum ersten Mal in der Nachkriegszeit sind die Reallöhne sogar dreimal in Folge gesunken. Lohnerhöhungen sind daher mehr als gerechtfertigt. Syna fordert je nach Branche 2 bis 4 Prozent mehr Lohn.
Die Arbeitnehmenden sind in den letzten Jahren ärmer geworden. Obwohl die Produktivität deutlich gesteigert werden konnte. Produktivität und Kaufkraft klaffen immer weiter auseinander. Während immer mehr produziert wird, sinkt die Kaufkraft. Steigende Lebenshaltungskosten und Krankenkassenprämien sind die Realität. Allein der Krankenkassenprämienanstieg in den letzten zwei Jahren bedeutet beispielsweise für Arbeitnehmende mit einem Salär von 5000 Franken einen Reallohnverlust von 1 Prozent.
Eine Erhöhung der Reallöhne ist mehr als gerechtfertigt. Wir wollen den Teuerungsausgleich und auch eine Reallohnerhöhung. Die höheren Kosten müssen ausgeglichen und die Leistungen der Arbeitnehmenden honoriert werden.
Inflation, höhere Lebenshaltungskosten, höhere Krankenkassenprämien und Produktionsgewinne – das sind die Fakten. Deshalb müssen die Löhne rauf!
Ohne eine angemessene Lohnerhöhung werden Familien in den Tieflohnbranchen an den Rand des Existenzminimums gedrängt. Die Zahl der «Working Poor» steigt laufend. Können wir dies akzeptieren? Nein, das werden wir nicht. Und überhaupt, „Working Poor" heisst, wenn wir es Analysieren: die Unternehmen machen Profit auf Kosten des Steuerzahlenden. So geht das nicht!
In der Pandemie haben wir für das Gesundheitspersonal geklatscht. Haben das die Verantwortlichen bereits vergessen? Braucht es eine zweite Pandemie, damit diese Leute geweckt werden?
Wir alle gehen regelmässig einkaufen. Ja, es gibt die guten Beispiele von gewissen Grossverteilern, aber es gibt auch die negativen. Wir wollen, dass die Kassierer/-in, der Disponent/-in, die fleissigen Personen im Hintergrund anständige Löhne erhalten – so anständig, dass wir – und sie - beim Einkaufen lächeln können.
Warum müssen die Gewinne der Konzerne stetig wachsen? Genügt ein Stillstand nicht? Ist es nicht besser, die eigenen Arbeitnehmenden im Betrieb halten zu können – denkt an den Pflexigt! – und zufriedene gesunde Mitarbeitende zu haben, die mit Freude ihren Job ausüben?
Wir hatten auch diesen Sommer viele heisse Tage – die Arbeitenden da draussen halten das aus, oft ohne Schatten, direkt unter der Sonne. Und das nicht zum sünnele wie wir in den Ferien, sondern um harte körperliche Arbeit zu erledigen. Mein grosser Respekt gegenüber diesen Männern und Frauen. Und bitte, liebe Arbeitgeber, zeigt auch Respekt und Wertschätzung, und zwar monetär! Nicht nur mit einem Lächeln.
Zum Schluss noch ein Wort an den Baumeisterverband: Wenn es keinen GAV mehr gäbe liebe Baumeister, was geschieht dann in der Schweiz? Genau, die Arbeiten werden nicht mehr durch Schweizer Unternehmen durchgeführt, womit unser Geld ins Ausland abfliesst und wohl auch die Qualität sinkt. Kontrollen könnten nicht mehr durchgeführt werden: Lohndumping und Schwarzarbeit würden Tür und Tor geöffnet: Wollt ihr das wirklich? Wir wollen das nicht.
Wir wollen lebenswerte Löhne. In allen Branchen. Dafür sind wir heute da.
Fazit
In den letzten drei Jahren haben die Unternehmen sehr gut verdient. Die Beschäftigung ist stark gewachsen und viele Betriebe suchen händeringend nach Mitarbeitenden. Obwohl die Arbeitnehmenden bis zum Anschlag arbeiten, haben sie in dieser Zeit an Kaufkraft verloren, statt mehr zu verdienen. Eine Familie hat heute nach drei Jahren Aufschwung deutlich weniger im Portemonnaie als zuvor. Das kann es nicht sein. Es ist Zeit, den Lohnrückstand aufzuholen und die Kaufkraft der Arbeitnehmenden wieder herzustellen. Die Arbeitnehmenden sind nicht mehr bereit, auf die wichtigen und vor allem absolut verdienten Lohnerhöhungen zu verzichten.
Redebeitrag von Yvonne Feri, Syna-Präsidentin, an der Lohndemo 2024
(es gilt das gesprochene Wort)