Die Empörung war gross: Ein Vollzeitlohn müsse nicht zum Leben reichen, sagte Roland A. Müller, Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, an einer Kommissionssitzung im Juni. Aus Sicht von Syna ist ein solcher Affront nicht hinnehmbar. Im Gegenteil: Angesichts der stetig steigenden Krankenkassenprämien und Lebenshaltungskosten fordert die Gewerkschaft Syna eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 2 % über alle Branchen hinweg.
«Mehr Lohn für meine Arbeit» – unter diesem Motto versammelten sich im Herbst viele Menschen in Bern bei der grossen Lohndemo. Eine Forderung, die nicht in allen Branchen erfüllt wurde. Zwar konnte in einigen Bereichen der Lohnrückstand durch die diesjährige Lohnrunde weiter verringert werden, doch insgesamt sind die Reallöhne seit 2021 rückläufig.
Die Lehre ist der entscheidende Schritt beim Eintritt in die Arbeitswelt. Doch das Thema Lohn ist sensibel. 2024 lagen die Gehälter von Lernenden oft unter den Erwartungen, obwohl viele Branchen Schwierigkeiten haben, junge Menschen zu rekrutieren. Also, wie sah die Lage wirklich aus?
Die Reallöhne sind in den letzten drei Jahren deutlich gesunken. Trotz Wirtschaftswachstum profitieren die Schweizer Arbeitnehmenden lohnmässig weiterhin kaum vom wirtschaftlichen Aufschwung. Daran ändert leider auch die Lohnrunde 2025 wenig. Die Bilanz der diesjährigen Lohnverhandlungen ist durchzogen und die Erholung der Löhne ungenügend. Aufgrund der stark steigenden Krankenkassenprämien bleibt vielen Arbeitnehmenden am Ende des Monats gar erneut weniger Geld in der Tasche als in diesem Jahr.
Die Arbeitnehmenden sind das Fundament jeder Wirtschaft. Sie haben das Recht auf eine gerechte Teilhabe an der gemeinsam geschaffenen Wertschöpfung sowie auf Arbeitsbedingungen, die sie weder körperlich noch krank machen. Leider beobachten wir derzeit in Bezug auf Löhne und Arbeitsbedingungen keine positiven Entwicklungen.
Wir treffen Yvonne Feri (rechts), Präsidentin der Gewerkschaft Syna, an der grossen Lohndemo in Bern. Gemeinsam sprechen wir über die diesjährigen Lohnforderungen und blicken zurück auf ihr erstes Jahr als Syna-Präsidentin.
Im Herbst finden jeweils in vielen Branchen die Lohnverhandlungen für das kommende Jahr statt. Die Gewerkschaften fordern je nach Branche zwischen zwei und fünf Prozent mehr Lohn. Doch worauf stützen sich diese Forderungen?
Die Entlassungen, welche die Stahl Gerlafingen angekündet hat, haben ein breites Echo in den Medien ausgelöst. Die Gewerkschaften sind alarmiert. Auch Syna ist in der Presse prominent vertreten. Nicht zuletzt in Zusammenhang mit weiteren geplanten Aktionen und einer Petition, mit dem Zieldie sich zum Ziel gesetzt hat, das Stahlwerk zu erhalten.
Über 15'000 Arbeitnehmende aus der ganzen Schweiz gingen heute in Bern unter dem Motto «Mehr Lohn für meine Arbeit!» auf die Strasse. Sie fordern von den Arbeitgebern substanzielle Lohnerhöhungen. Nach mehreren Jahren mit Reallohnverlusten und angesichts steigender Kosten ist die Forderung nötiger denn je. Die Forderung ist klar: Im Hinblick auf die anstehende Lohnrunde müssen die Reallöhne 2025 wieder steigen.