Skip to main content

Grosser Nachholbedarf – die Löhne müssen um mindestens 2 bis 4 Prozent steigen, je nach Branche

Die Wirtschaft in der Schweiz ist stabil. In vielen Branchen ist die Produktivität gestiegen. In vielen Berufen besteht nach wie vor ein ausgeprägter Fachkräftemangel. Gleichzeitig jedoch haben die Arbeitnehmenden immer weniger Geld im Portemonnaie. Zum ersten Mal in der Nachkriegszeit sind die Reallöhne sogar dreimal in Folge gesunken. Lohnerhöhungen sind daher mehr als gerechtfertigt. Syna fordert je nach Branche 2 bis 4 Prozent mehr Lohn.

Die schweizerische Volkswirtschaft ist seit 2021 stark gewachsen und befindet sich nach einer kurzen Delle in einer neuen Aufschwungphase. Die Verliererinnen und Verlierer des Aufschwungs nach der Pandemie sind bisher die Arbeitnehmenden. Sie sind bedeutend ärmer geworden. Und dies, obwohl die Produktivität deutlich gesteigert werden konnte. Produktivität und Kaufkraft klaffen immer weiter auseinander. Während immer mehr produziert wird,sinkt die Kaufkraft aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten und Krankenkassenprämien. Allein der Prämienanstieg in den letzten zwei Jahren bedeutet beispielsweise für Arbeitnehmende mit einem Salär von 5000 Franken einen Reallohnverlust von 1 Prozent.


Eine Erhöhung der Reallöhne ist aus diesen Gründen mehr als gerechtfertigt. Um die Kaufkraft zu stärken, fordert Syna neben dem Teuerungsausgleich substanzielle Reallohnerhöhungen. Damit sollen die höheren Kosten ausgeglichen und die Leistungen der Arbeitnehmenden honoriert werden. Unsere Lohnforderungen orientieren sich neben der Inflation, den Krankenkassenprämien und den Produktivitätsgewinnen auch an der vergangenen Lohnentwicklung in einer Branche. Dies erklärt die unterschiedlichen Forderungen in den einzelnen Branchen.

Ausbaugewerbe

Nach wie vor sind die Auftragsbücher voll: Bodenleger/-innen, Maler/-innen, Schreiner/-innen, Gipser/-innen und andere, die dem Ausbaugewerbe angehören, haben viel zu tun. Die wirtschaftliche Substanz im Ausbau-gewerbe ist solide. Das gilt auch für die Umsätze, die in den letzten Jahren weiter gestiegen sind, während die Investitionen in den Kapazitätsausbau nach wie vor hoch sind. Der Blick in die Zukunft zeigt, dass dies vorerst so bleiben wird. Nach wie vor hat die Branche gleichzeitig mit einem extremen Fachkräftemangel zu kämpfen sowie mit Sparmassnahmen beim Personal. Bei gleichzeitiger Kapazitätssteigerung führt das zu massivem Druck und Stress bei der Arbeit. 

Letztes Jahr konnten die Gewerkschaften im Ausbaugewerbe teilweise sehr zufriedenstellende Resultate er-zielen, inklusive Reallohnerhöhungen. Somit konnten die Löhne der Arbeitnehmenden wesentlich verbessert werden. Grundsätzlich verlangt Syna im Ausbaugewerbe auch dieses Jahr einen vollen Teuerungsausgleich sowie Reallohnerhöhungen. Abhängig von den Verhandlungsresultaten von letztem Jahr fallen die Forderun-gen zwischen 2% und 4% aus.

Syna hat darum die verschiedenen Branchen aus dem Ausbaugewerbe unter die Lupe genommen:

Holzbaugewerbe

Letztes Jahr konnten die Löhne generell um 3% erhöht werden und somit auf die Mindestlöhne auch eine Reallohnerhöhung erzielt werden. Dieser Tatsache wird in den Lohnforderungen für das Jahr 2025 Rechnung getragen und eine generelle Lohnerhöhung von mindestens 2% (Teuerung plus Reallohnerhöhung) gefordert. 

Gebäudetechnikgewerbe

Letztes Jahr konnte ein sehr guter Lohnabschluss erzielt werden und die Löhne wurden je nach Lohnklasse um 2,25% bzw. 2,75% erhöht, somit konnten auch Reallohnerhöhungen erzielt werden. Die Lohnforderungen für das 2025 sind noch nicht definiert worden und hängen stark mit den möglichen Verbesserungen des GAV ab. Er wird zur Zeit gänzlich neu verhandelt.

Ausbaugewerbe Westschweiz

Auch im GAV des Ausbaugewerbes der Westschweiz wurde eine automatische Anpassung der Löhne an die Teuerung geregelt. Zusätzlich werden die Reallöhne jährlich um 0.3% erhöht. 

«Unverständlich, verantwortungslos und gefährlich»: So titelte die Medienmitteilung von Syna am 25. Oktober 2023, nachdem der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) die Lohnverhandlungen abgebrochen hatte. Der Hintergrund: Obwohl die Preise und Krankenkassenprämien ansteigen, die Umsätze auf einem Rekordhoch sind und auf dem Bau akuter Fachkräftemangel herrscht, beharrte der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) auf eine Nullrunde für die Bauarbeiter/-innen und brach die Lohnverhandlungen ab. Nach der Nullrunde im letzten Jahr akzeptiert Syna keine weitere Stagnation. Syna fordert eine generelle Lohnerhöhung von 250 Franken pro Monat. Dies entspricht, beim LMV-Durchschnittslohn, dem vollen Teuerungsausgleich für die Jahre 2024 und 2025 und einer Reallohnerhöhung. Eventuelle Lohnerhöhungen, welche bis zum Mai 2024 gewährt wurden, können angerechnet werden.

Dienstleistungsbranchen
Gesundheitswesen

Die Situation ist nach wie vor angespannt und schwierig. Das Gesundheitswesen steht weiter stark unter Druck. Fachkräftemangel,  Überlastung und schlechte Arbeitszeiten machen dem Personal auch 2024 zu schaffen. Abgesehen davon, dass es in der Vergangenheit schwierig war,  Lohnerhöhungen in dieser Branche zu erhalten, machen die Kantone bei öffentlich-rechtlichen Anstalten kein Geld locker. Syna hält fest: Das Gesundheitswesen ist nicht als Dienstleistung anzusehen, sondern als unabdingbare Aufgabe, ohne die die Gesellschaft nicht funktionsfähig ist. Somit gilt sie als systemrelevante Aufgabe der Gesellschaft. Die Löhne im Gesundheitswesen sind strukturell noch immer zu tief und sie wurden seit der Pandemie kaum erhöht. Als Folge davon ist in keiner Branche der Lohnrückstand höher als im Gesundheitswesen. Die strengen Arbeitszeiten erlauben zudem kaum eine Anstellung zu 100%, was einen direkten Einfluss auf das monatliche Einkommen hat.


Um den Pflexit zu stoppen, sprich das Abwandern des Pflegepersonals, braucht es mehrere Massnahmen: Neben kräftigen Lohnerhöhungen müssen alle Spitäler und weitere Institutionen dazu gebracht werden, Gesamtarbeitsverträge abzuschliessen. Der zahnlose Vorschlag zur Umsetzung der Pflegeinitiative wird die Arbeitsbedingungen kaum verbessern.

Immerhin, in der Romandie wurden Verhandlungserfolge erzielt: Die Gesamtarbeitsverträge der Spitäler sehen eine automatische Anpassung der Löhne an die Inflation vor. Im Rest der Schweiz ist die Situation jedoch unverändert. Syna fordert darum einerseits den Teuerungsausgleich von 1.5% in der gesamten Branche, andererseits eine generelle Reallohnerhöhung von 2%-4% je nach Lohnrückstand.


Detailhandel

Syna verlangte letztes Jahr in dieser Branche, dass die Löhne an die Teuerung angepasst werden. Dies ist teil-weise geschehen. Beispielsweise wurden die Löhne bei Coop um 2,2% erhöht. In der gesamten Branche besteht aber ein beträchtlicher Lohnrückstand. Gleichzeitig fehlt es weiterhin an einem allgemeinverbindlichen Gesamtarbeitsvertrag im Detailhandel. Nur dadurch können die Gewerkschaften die Löhne für alle Arbeitnehmenden aushandeln.

Syna fordert bei den Lohnverhandlungen mit Coop eine generelle Lohnerhöhung von 200 Franken und eine Anhebung der Mindest- und Referenzlöhne um 200 Franken. Für den gesamten Detailhandel fordert Syna Lohnerhöhungen von mindestens 2,5%.

Coiffeurgewerbe

Am 1. Januar 2024 trat der neue GAV in Kraft, dieser sieht eine deutliche Anhebung der Mindestlöhne über 4 Jahre vor. Die individuelle Lohnentwicklung für einen Arbeitnehmenden im Coiffeurgewerbe kann bis zu 20% Erhöhung in 4 Jahren ausmachen. Zusätzlich werden die Vertragsparteien jährliche Lohnverhandlungen führen.

Industrie
Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM), Chemie- und Pharmaindustrie

Die wirtschaftliche Lage in dieser Branche ist zwar anhaltend schwierig. Gleichzeitig konnte aber die Produkti-vität unter anderem dank effizienteren Abläufen und neuen technischen Entwicklungen massiv gesteigert werden. Bessere Methoden haben zum Beispiel in der Stahlproduktion zu einer deutlich höheren Produktivität geführt. Die Produktionskapazitäten konnten dadurch um 7,8 Prozent erhöht werden.


Verglichen mit diesen massiven Produktivitätszuwächsen und den allgemeinen Preissteigerungen bestehen in vielen Branchen der Industrie massive Lohnrückstände. Diese gilt es aufzuholen und die Kaufkraft der Ar-beitnehmenden wiederherzustellen. Daher fordert Syna in der MEM-Industrie und in der Chemie- und Phar-maindustrie Lohnerhöhungen von 2% (für das Jahr 2025) und weitere 2-3%, um die Reallohnverluste seit 2020 aufzuholen. Insgesamt belaufen sich diese somit auf 4 bis 5%.

Fazit

In den letzten drei Jahren haben die Unternehmen sehr gut verdient. Die Beschäftigung ist stark gewachsen und viele Betriebe suchen händeringend nach Mitarbeitenden. Obwohl die Arbeitnehmenden bis zum An-schlag arbeiten, haben sie in dieser Zeit an Kaufkraft verloren, statt mehr zu verdienen. Eine Familie hat heute nach drei Jahren Aufschwung deutlich weniger im Portemonnaie als zuvor. Das kann es nicht sein. Es ist Zeit, den Lohnrückstand aufzuholen und die Kaufkraft der Arbeitnehmenden wieder herzustellen. Die Arbeitnehmenden sind nicht mehr bereit, auf die wichtigen und vor allem absolut verdienten Lohnerhöhungen zu verzichten.


Ähnliche Beiträge

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Weitere Informationen Ablehnen Akzeptieren