Skip to main content

«Eine lebendige Demokratie braucht auch eine starke Stimme der Arbeitnehmenden»

Paul Bigger war engagierte sich praktisch sein ganzes Leben politisch, früher für die Kleinbauern, heute für die Gewerkschaft. Was ihn dazu motiviert erfährst du in seinem Portrait.

Meine Arbeit

Nach dem Gymnasium habe ich an der Uni Fribourg mit einem Wirtschaftsstudium begonnen, habe mich dann nach ein paar Semestern aber für eine Landwirtschaftsausbildung entschieden. Gemeinsam mit meiner Frau Margrit, die eidgenössisch diplomierte Bäuerin ist, habe ich dann verschiedene Bauernhöfe in der Deutschschweiz gepachtet. Der Schutz der Natur liegt mir am Herzen und so führten wir die Betriebe nach ökologischen, ab 1990 Bioknospen-Standards. Damals gab es noch nicht so viele Biobauernhöfe wie heute und kleinere Betriebe gerieten aufgrund der stetigen Öffnung des Marktes in Bedrängnis. So engagierte ich mich im Verband der Kleinbauern für unsere Interessen. Nebst diesem Engagement und dem Bauern liess mich mein Interesse am Christentum nicht los und ich studierte an der Hochschule Chur Theologie.

Meine Gewerkschaft

Die Arbeit auf einem einfach eingerichteten Biohof ist körperlich sehr zehrend. Mit 50 Jahren entschieden meine Frau und ich, mit dem Bauern aufzuhören. Darauf übernahm ich in Thayngen die Leitung in der katholischen Kirchgemeinde als Diakon. Einige meiner neuen Arbeitskolleginnen und -kollegen waren Syna-Mitglieder. Sie mussten mich nicht lange überzeugen, ebenfalls Mitglied zu werden. In meiner Gemeindearbeit und besonders durch meine seelsorgerische Arbeit kam ich oft in Kontakt mit den verschiedensten schweren Schicksalen und Lebensumständen. Diese Begegnungen zeigten mir tagtäglich auf, wie wichtig auch das gewerkschaftliche Engagement ist. Dass wir in der reichen Schweiz mehr als 750'000 Armutsbetroffene haben, zeigt exemplarisch wie ungerecht unsere Welt noch ist und zwingt mich zum Kämpfen.

Meine Motivation

Schon als Jugendlicher war es mir immer wichtig, dass alle fair behandelt werden. Dieser Gerechtigkeitssinn deckt sich auch mit meiner religiösen Überzeugung. Es ist ein Wert, der in allen Religionen einen zentralen Platz einnimmt. Diese Wertvorstellung auch im profanen auszuleben, gibt mir einen grossen Lebenssinn. Des Weiteren bin ich ein überzeugter Demokrat. Eine lebendige und pluralistische Demokratie braucht die Vertretung aller Interessensgruppen und damit auch eine starke Stimme der Arbeitnehmenden. Aus jemandem, der wie ich jetzt zwar pensioniert ist, aber jahrelang Angestellter war und sechs erwachsene Kinder im Erwerbsalter hat, bringt man das Denken eines Arbeitnehmenden nicht mehr raus.

Mein Engagement

Heute bin ich besonders in der Bewegung 60+ von Syna aktiv. Wir beschäftigen uns mit Themen, die speziell für unsere Altersgruppe aktuell sind. Gemeinsam mit anderen Interessierten vertreten wir Syna in der Schweizerischen Rentnervereinigung (FSR-SRV) und in verschiedensten Arbeitsgruppen der VASOS-FARES und SSR. Das Fachwissen innerhalb der Arbeitsgruppen ist riesig und die Diskussionen mit den anderen Mitgliedern hochspannend. Doch eigentlich sind alle Fragen, mit denen wir uns in der Rentnervereinigung befassen, generationenübergreifende Fragen. So betrifft beispielsweise die Ausgestaltung der Altersvorsorge sowohl uns als auch kommende Generationen. Oder denken wir an eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Spitälern, Alters- und Pflegeheimen, die sowohl für die Angestellten selbst aber auch für die Patientinnen und Bewohner wichtig sind. Ich bin überzeugt, dass wir noch viel erreichen könnten, wenn wir den Austausch zwischen den Generationen fördern und uns stärker gemeinsam für unsere Werte einsetzen würden.

Ähnliche Beiträge

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Weitere Informationen Ablehnen Akzeptieren