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«Logisch bin ich Mitglied!»

Der 18-jährige Boije hat es mit seinen beruflichen Skills bis nach Russland geschafft. Was er dort erlebt hat und wieso es für ihn Gewerkschaften braucht, verrät er im Interview.

Im August haben in Kazan, Russland, die 45. WorldSkills stattgefunden. Der Elektroinstallateur Boije aus Chur war einer der 41 Teilnehmenden aus der Schweiz. Während 4 Tagen stellte er sein berufliches Können unter Beweis – im Wettkampf gegen 62 Länderteams.

Was hat dich am meisten bewegt während den WorldSkills?

Boije: An der Eröffnungsfeier applaudierten uns im Stadion 45 000 Menschen. Ich fühlte mich wie ein Olympia-Star. Das wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Wie bist du dazu gekommen, bei diesem globalen Wettbewerb mitzumachen?

Als Kantonsbester bei der Lehrabschlussprüfung konnte ich bereits letztes Jahr an der Regionalmeisterschaft teilnehmen. Ich wurde Zweiter und durfte an die SwissSkills in Bern. Dort bin ich ebenfalls Zweiter geworden – und wurde an die WorldSkills eingeladen.

Was war deine Motivation?

Ich wollte zeigen, was ich kann, und so weit wie möglich kommen – nach meinem Motto «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg». Wenn ich etwas gerne mache, dann gebe ich vollen Einsatz. Leider ist es nicht so gekommen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich will keine billigen Ausreden finden, aber ich war nicht in Bestform …

Für eine «Medal for excellence» hat es trotzdem gereicht

Ja genau. Eigentlich steht ja das Erlebnis im Vordergrund, und nicht, der Beste zu sein. Es war eine intensive, spannende Zeit. Ich habe Leute aus der ganzen Welt kennengelernt. Es war interessant, herauszufinden, was sie denken und wie sie Probleme angehen. Die Elektroinstallation wird auf der ganzen Welt gleich gemacht. Was sich unterscheidet, ist die Herangehensweise. Das alles zu erfahren, war einzigartig.

Auch in den Ländern, in denen die Kabel wie Spinnennetze von der Decke hängen? 

Ja, das habe ich in Russland auch gesehen. Funktionieren tut es ja offenbar trotzdem. Wir machen uns in der Schweiz vielleicht auch zu viele Sorgen … (lacht)

Wie bist du zu deinem Beruf gekommen?

Schon als Kind interessierte ich mich für Technik. Ich habe die ganze Zeit Dinge auseinandergeschraubt – zum Leid meiner Mutter. Durchs Schnuppern wurde mir dann schnell klar, dass Elektroinstallateur mein Beruf ist. Auf der Baustelle kannst du wenigstens noch so richtig «chlütteln», im Gegensatz zur Büroarbeit. Handwerkliche Arbeit liegt mir sehr, sie fällt mir leicht.

Wie bist du Syna-Mitglied geworden?

Eines Tages seid ihr auf die Baustelle gekommen. Da hab ich mir gedacht: «Jetzt ist der Zeitpunkt, mich einzuschreiben!» Mein Vater ist auch Mitglied, deshalb wusste ich, wofür ihr euch einsetzt. Für mich ist die Mitgliedschaft eigentlich nur logisch: Die Arbeitgeber haben ja auch ihre Verbände, wo sie ihre Interessen einbringen. Deshalb müssen wir Arbeitnehmenden das auch tun. Wenn sich niemand einschreibt, werden auch unsere Interessen nicht vertreten.

Denken deine Kollegen auch so?

Ein Kollege meinte mal, es koste zu viel Geld und bringe nichts. Es gibt einige in meinem Alter, die so denken. Gleichzeitig jammern sie darüber, wie scheisse die Arbeit sei. Aber Jammern nützt nichts! Sie müssen halt auch was dafür machen.

Bist du selber zufrieden mit deiner Branche? 

Ich bin zufrieden mit unserem GAV. Aber mal schauen, vielleicht verändert sich die Situation schon bald. Meine Chefs klagen über Preisdruck. Der könnte sich auf uns übertragen.

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