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Weil ich es mir wert bin: Was du bei Lohnverhandlungen alles wissen musst

In der Debatte um die geschlechtsspezifische Lohnungleichheit wird viel zu häufig – und meistens von rechter Seite – das Argument aufgeworfen, Frauen* würden «einfach schlechter verhandeln». Diese Aussage ist natürlich Bullshit. Denn die wahre Ursache ist strukturell bedingt: Schon während der Industrialisierung sanken die Löhne in einer Branche, sobald sie sich für weibliche Arbeitskräfte öffnete. Auch heute noch schafft dies für Frauen* von Anfang an einen ungleichen Ausgangspunkt, der schliesslich dazu führt, dass sie tatsächlich grösseres Verhandlungsgeschick an den Tag legen müssen, um dasselbe zu erreichen. Gerade für Berufseinsteigerinnen hat dies einen faden Nachgeschmack. Denn mal im Ernst: Wo lernt man schon, seinen Lohn zu verhandeln?

 Verhandlungsspielraum nutzen

Ich selbst habe einen Lohnverhandlungs-Workshop besucht (siehe gelben Kasten) und möchte euch davon die wichtigsten Tipps weitergeben. Denn Ja: Es gibt beim Lohn fast immer einen Verhandlungsspielraum. Ich fordere alle Berufseinsteigerinnen unter euch auf, hartnäckig zu verhandeln – damit wir mit diesem Vorurteil ein für alle Mal Schluss machen können!

 1. Mach ein Gespräch mit der zuständigen Person ab
  • Verhandle den Lohn nicht während des Feedbackgesprächs, sondern an einem separaten Termin
  • Wähle einen günstigen Zeitpunkt: nicht vor den Ferien oder in wirtschaftlich schlechten Zeiten (wie während der ersten Coronawelle)
 2. Bereite dich auf die Verhandlung vor
  • Informiere dich über den Referenzlohn: welcher Lohn ist für deine Stelle, Region und Branche üblich? Probiere am besten mehrere Lohnrechner (hier, hier oder hier)
  • Sammle sachliche Argumente: Was sind deine beruflichen Erfolge, deine erbrachten Leistungen, dein gesammeltes Wissen und deine neu erworbenen Kompetenzen? Beziehe dich dabei auf Aussagen aus Feedbackrunden, Qualifikationsgesprächen oder E-Mails von Kolleg/-innen
  • Überlege dir mögliche Einwände der vorgesetzten Person und finde Gegenargumente zum Entkräften
  • Definiere dein Ziel: Wie viel möchte ich mindestens (mehr), wie viel im Idealfall verdienen? Bleib realistisch!
  • Notiere alles schriftlich und nimm die Notizen ans Gespräch mit
  • Übe mit einem Gesprächspartner oder einer Gesprächspartnerin – ausserhalb deines Betriebes versteht sich
  • No go: Bringe keine privaten Ausgaben oder Unzufriedenheit als Argument
3. Verhandle ruhig und selbstbestimmt 
  • Führe das Gespräch vom gewinnenden Einstieg bis zum Gesprächsende
  • Bring deine sachlichen Argumente ruhig vor und stelle am Schluss mit Selbstsicherheit deine Forderung
  • Vermeide hätte-, könnte-, würde-Sätze
  • Bleib hartnäckig und behalte dein Ziel vor Augen. Wenn du unterbrochen wirst: Einfach ruhig den Faden danach wieder aufnehmen – wie ein Dampfer auf dem Meer, der seinen Kurs verfolgt, egal wie hoch die Wellen sind.

Dein Gegenüber verlangt eine Bedenkzeit? Kein Problem, die kann er oder sie haben. Vergiss in diesem Fall aber nicht, gleich einen neuen Gesprächstermin zu definieren. Das solltest du übrigens auch tun, wenn deine Lohnforderung trotz guter Argumente abgelehnt wird – deine Enttäuschung darfst du ruhig zeigen.


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