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Unverantwortliche Haltung der Baumeister: Reallohnsenkung für zehntausende Bauarbeiter ist Gift für die ganze Branche

Der Baumeisterverband ist verantwortlich für die einzige Nullrunde dieses Lohnherbsts! Die Spitze des Baumeisterverbandes hatte Ende Oktober die Lohnverhandlungen mit den Gewerkschaften einseitig abgebrochen, ohne ein Angebot zu machen. Die Baumeister-Delegierten haben nun die Haltung ihrer Verbandsspitze zementiert. Das bedeutet: weitere Reallohneinbussen für einen grossen Teil der Bauarbeiter. Angesichts der hohen Teuerung verdienen sie real bis zu 4 Prozent weniger Lohn als 2020.  

Seit Jahren wachsen die Umsätze im Bauhauptgewerbe. Sie erreichten diesen Herbst ein neues Rekordhoch. Auch die Auftragsbücher sind voll. Äusserst schwierig ist die Situation hingegen für die Bauarbeiter: Immer weniger Bauarbeiter leisten immer mehr, und der Termindruck nimmt zu. Und der Reallohnverlust für viele Bauarbeiter beträgt in den letzten drei Jahren gegen vier Prozent.

Baumeisterverband verzerrt Statistiken, um Kaufkraftverlust schönzureden

Die Teuerung seit Dezember 2020 beträgt 6,4 Prozent. Demgegenüber summieren sich die generellen Lohnerhöhungen im Bauhauptgewerbe im gleichen Zeitraum gerade mal auf 2,5 Prozent. Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) spricht von vier Prozent Lohnsteigerung, indem er sämtliche individuellen Lohnerhöhungen und Beförderungen mit einrechnet. Und: Die Statistiken der Baumeister beziehen sich lediglich auf den Durchschnitt der festangestellten Bauarbeiter ihrer Mitgliedsfirmen. Zehntausende Bauarbeiter von weiteren Firmen und Subunternehmen sowie Temporärangestellte, die oftmals lediglich den Mindestlohn erhalten, sind darin gar nicht berücksichtigt. Daher überschätzt der SBV die Lohnentwicklung systematisch. So oder so erhält die Mehrheit der Bauarbeiter trotz bester Konjunktur heute real weniger Lohn als vor vier Jahren

Baumeister selbst verrechnen Teuerung – verweigern Ausgleich aber beim Personal


Der Baumeisterverband empfiehlt seinen Mitgliedern «dringend», dass sie keine Werkverträge mit Bauherren ohne automatischen Teuerungsausgleich unterschreiben sollen. Das ist auch richtig so. Umso unverständlicher ist es, dass derselbe Verband jegliche generelle Lohnerhöhung ablehnt. Dass es auch anders geht, zeigen die Branchen des Ausbaugewerbes, wo diesen Herbst fast überall eine generelle Lohnerhöhung verhandelt wurde – zum Teil deutlich über der Teuerung.

Verschärfung des Fachkräftemangels vorprogrammiert

Vor nicht einmal einem halben Jahr veröffentlichte der Baumeisterverband eine Studie zum Fachkräftemangel in der Branche. Fazit der Studie: Die Situation sei insbesondere beim Baustellenpersonal «erschreckend». So würden bereits 2030 21 Prozent der benötigten Maurer fehlen, zehn Jahre später sogar 31 Prozent. Dass der Baumeisterverband sogar in dieser Situation nur schon einen Teuerungsausgleich verweigert, zeugt von Realitätsverlust. Wenn die Reallöhne trotz harter Arbeit sinken, ist es kein Wunder, dass jeder zweite Maurer die Branche verlässt und zu wenig Nachwuchs da ist.

Bauarbeiter werden nicht tatenlos zuschauen

Der Entscheid des Baumeisterverbands, ausgerechnet im aktuellen Konjunkturumfeld eine Reallohnsenkung durchzupauken, ist verantwortungslos für die Branche und respektlos gegenüber den Bauarbeitern. Der einseitige Abbruch der Verhandlungen durch den Baumeisterverband widerspricht zudem sämtlichen Regeln der Vertragspartnerschaft.

Nach dem Abbruch der Verhandlungen haben die Gewerkschaften die Delegierten des Schweizerischen Baumeisterverband aufgefordert, den verantwortungslosen Kurs der Verbandsspitze an ihrer Delegiertenversammlung vom 9./10. November zu korrigieren und die Baumeister zurück an den Verhandlungstisch zu schicken. Diese Chance haben die Baumeister-Delegierte nun verpasst. Die Bauarbeiter sind enttäuscht und werden sich im kommenden Jahr umso energischer für eine faire Lohnerhöhung einsetzen.

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