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Wohnen im Alter: ein soziales Problem, das zu oft ignoriert wird

Unsere nationale 60+-Kommission ist besorgt über die mangelnde Aufmerksamkeit, die der Wohnsituation älterer Menschen gewidmet wird.

Zu Hause alt werden, in einem würdigen, zugänglichen und gemütlichen Umfeld – das ist der Wunsch der meisten älteren Menschen in der Schweiz. Doch die Realität sieht anders aus: Der Mangel an altersgerechten Wohnungen und die ständig steigenden Mieten stellen für viele Senior/-innen kaum überwindbare Hürden dar. Es ist an der Zeit, die Grundlagen für eine Wohnungspolitik zu schaffen, die auch Menschen im dritten und vierten Lebensalter einbezieht. 

Unangepasster Wohnraum für eine alternde Bevölkerung
In der Schweiz ist etwa ein Viertel der Bevölkerung über 65 Jahre alt – Tendenz steigend. Dennoch sind die meisten bestehenden Wohnungen nicht auf die altersbedingten Bedürfnisse ausgerichtet: Treppen ohne Aufzug, enge Badezimmer, fehlende Haltegriffe, zu hoch angebrachte Küchenschränke, schlechte Anbindung an den öffentlichen Verkehr – die Liste lässt sich schier endlos fortsetzen.
Laut Pro Senectute leben rund 80 % der älteren Menschen in solchen gewöhnlichen Wohnungen. Dies führt zu einem erhöhten Sturzrisiko, zu Unsicherheitsgefühlen und in vielen Fällen zum Zwang, eine nicht anpassbare Wohnung wegen eingeschränkter Mobilität zu verlassen.
Mangel an langfristiger Planung
Trotz der Empfehlungen von Organisationen wie VASOS oder Pro Senectute gibt es noch immer viel zu wenige Wohnbauprojekte, die gezielt auf ältere Menschen ausgerichtet sind. Nur wenige Kantone und Gemeinden berücksichtigen bei der Raumplanung klare Anforderungen an altersgerechtes Wohnen. Und wenn solche Projekte existieren, befinden sie sich oft in Randlagen – weit entfernt von Einkaufsmöglichkeiten, Gesundheitsdiensten, öffentlichen Verkehrsmitteln und sozialen Treffpunkten.

Stattdessen sollten Wohnungen im Herzen der Gemeinden geschaffen werden: Eine gut eingebundene, aktive Rentnerin oder ein aktiver Rentner lebt nachweislich gesünder – körperlich und psychisch – und bleibt länger selbstständig. Das spart zudem Gesundheitskosten. 

Explodierende Mieten, stagnierende Renten
Die finanzielle Dimension verschärft das Problem zusätzlich. Während die Mieten in den letzten Jahren stetig gestiegen sind, hinken die AHV-Renten deutlich hinterher.
Im Jahr 2024 betrug die volle AHV-Rente für Alleinstehende 1225 Franken im Monat – weit unter den durchschnittlichen Mietpreisen in vielen Regionen. Zum Vergleich: In der Romandie liegt der durchschnittliche Monatsmietzins für eine Zweizimmerwohnung bei rund 1200 Franken inklusive Nebenkosten. Trotz möglicher Ergänzungsleistungen oder Einnahmen aus der zweiten Säule sind viele ältere Menschen gezwungen, bei lebenswichtigen Ausgaben wie Ernährung, Gesundheit, Versicherungen oder Mobilität zu sparen.

Allein zu leben, ohne soziale Kontakte, mit finanziellen und mobilitätsbedingten Einschränkungen sowie ohne Zugang zu nahen Dienstleistungen, führt oft zu sozialer Isolation. Umgekehrt fördern Wohnformen, die den sozialen Austausch begünstigen, das Wohlbefinden und ermöglichen ein längeres Verbleiben zu Hause. Dazu zählen generationenübergreifendes Wohnen, Häuser mit Gemeinschaftsräumen oder altersgemischte Quartiere 

Unsere 60+-Kommission fordert dringend einen Kurswechsel
Es ist höchste Zeit, dass die Behörden – auf kommunaler, kantonaler und Bundesebene – konkrete Massnahmen ergreifen:
  • Förderung und Unterstützung des Baus von angepasstem, bezahlbarem und gut gele-genem Wohnraum.
  • Unterstützung integrativer Wohnmodelle wie generationenübergreifende Genossenschaften oder Wohnungen mit integrierten Dienstleistungen.
  • Festlegung der Renten entsprechend der tatsächlichen Lebenshaltungskosten, insbesondere im Bereich Wohnen.
  • Verstärkung der Wohnbeihilfen für ältere Menschen mit bescheidenem Einkommen.
Würdevoll altern bedeutet auch, frei wählen zu können, wo und wie man lebt. Dafür braucht es stabile Grundlagen. Altersgerechtes Wohnen darf nicht allein private oder familiäre Verantwortung sein – es ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, die entschlossenes politisches Handeln erfordert.
Die Integration der Bedürfnisse älterer Menschen in die Wohn-, Stadtentwicklungs- und Sozialpolitik bedeutet, in ein gutes Altern zu investieren, Pflegekosten zu senken und die Würde jener zu bewahren, die unser Land mit aufgebaut haben.

Die Syna-Delegierten in den Arbeitsgruppen von VASOS/FARES setzen sich für unsere Seniorinnen und Senioren ein und arbeiten aktiv an der Entwicklung einer generationenübergreifenden und integrativen Wohnungspolitik. 

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