Wohnen im Alter: ein soziales Problem, das zu oft ignoriert wird
Unsere nationale 60+-Kommission ist besorgt über die mangelnde Aufmerksamkeit, die der Wohnsituation älterer Menschen gewidmet wird.
Zu Hause alt werden, in einem würdigen, zugänglichen und gemütlichen Umfeld – das ist der Wunsch der meisten älteren Menschen in der Schweiz. Doch die Realität sieht anders aus: Der Mangel an altersgerechten Wohnungen und die ständig steigenden Mieten stellen für viele Senior/-innen kaum überwindbare Hürden dar. Es ist an der Zeit, die Grundlagen für eine Wohnungspolitik zu schaffen, die auch Menschen im dritten und vierten Lebensalter einbezieht.
Unangepasster Wohnraum für eine alternde Bevölkerung
Laut Pro Senectute leben rund 80 % der älteren Menschen in solchen gewöhnlichen Wohnungen. Dies führt zu einem erhöhten Sturzrisiko, zu Unsicherheitsgefühlen und in vielen Fällen zum Zwang, eine nicht anpassbare Wohnung wegen eingeschränkter Mobilität zu verlassen.
Mangel an langfristiger Planung
Stattdessen sollten Wohnungen im Herzen der Gemeinden geschaffen werden: Eine gut eingebundene, aktive Rentnerin oder ein aktiver Rentner lebt nachweislich gesünder – körperlich und psychisch – und bleibt länger selbstständig. Das spart zudem Gesundheitskosten.
Explodierende Mieten, stagnierende Renten
Im Jahr 2024 betrug die volle AHV-Rente für Alleinstehende 1225 Franken im Monat – weit unter den durchschnittlichen Mietpreisen in vielen Regionen. Zum Vergleich: In der Romandie liegt der durchschnittliche Monatsmietzins für eine Zweizimmerwohnung bei rund 1200 Franken inklusive Nebenkosten. Trotz möglicher Ergänzungsleistungen oder Einnahmen aus der zweiten Säule sind viele ältere Menschen gezwungen, bei lebenswichtigen Ausgaben wie Ernährung, Gesundheit, Versicherungen oder Mobilität zu sparen.
Allein zu leben, ohne soziale Kontakte, mit finanziellen und mobilitätsbedingten Einschränkungen sowie ohne Zugang zu nahen Dienstleistungen, führt oft zu sozialer Isolation. Umgekehrt fördern Wohnformen, die den sozialen Austausch begünstigen, das Wohlbefinden und ermöglichen ein längeres Verbleiben zu Hause. Dazu zählen generationenübergreifendes Wohnen, Häuser mit Gemeinschaftsräumen oder altersgemischte Quartiere
Unsere 60+-Kommission fordert dringend einen Kurswechsel
- Förderung und Unterstützung des Baus von angepasstem, bezahlbarem und gut gele-genem Wohnraum.
- Unterstützung integrativer Wohnmodelle wie generationenübergreifende Genossenschaften oder Wohnungen mit integrierten Dienstleistungen.
- Festlegung der Renten entsprechend der tatsächlichen Lebenshaltungskosten, insbesondere im Bereich Wohnen.
- Verstärkung der Wohnbeihilfen für ältere Menschen mit bescheidenem Einkommen.
Die Integration der Bedürfnisse älterer Menschen in die Wohn-, Stadtentwicklungs- und Sozialpolitik bedeutet, in ein gutes Altern zu investieren, Pflegekosten zu senken und die Würde jener zu bewahren, die unser Land mit aufgebaut haben.
Die Syna-Delegierten in den Arbeitsgruppen von VASOS/FARES setzen sich für unsere Seniorinnen und Senioren ein und arbeiten aktiv an der Entwicklung einer generationenübergreifenden und integrativen Wohnungspolitik.