Wichtiger Schutz für Arbeitnehmende in der Industrie: Syna begrüsst Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung – fordert aber deutlich weitergehende Massnahmen
Die Gewerkschaft Syna nimmt den heutigen Entscheid des Bundesrates, die Höchstbezugsdauer der Kurzarbeitsentschädigung (KAE) erneut von zwölf auf achtzehn Monate zu verlängern, mit Erleichterung, aber auch mit kritischem Blick zur Kenntnis.
Der Entscheid ist ein erster, wichtiger Schritt – aber bei weitem nicht genug. Die strukturellen Herausforderungen der Industrie werden durch diese Verlängerung allein nicht gelöst. Syna fordert daher gezielte wirtschaftspolitische Massnahmen, Investitionen in industrielle Zukunftsprojekte, eine Stärkung der Sozialpartnerschaft sowie klare Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Industrieförderung in der Schweiz. Nur so kann ein langfristiger Abbau von Arbeitsplätzen verhindert und die Wettbewerbsfähigkeit erhalten werden.
In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist die Verlängerung der KAE zweifellos ein zentrales Instrument, um Arbeitsplätze zu sichern und die soziale Absicherung der Arbeitnehmenden zu gewährleisten. Insbesondere in der Industrie, wo die konjunkturelle Lage weiterhin angespannt ist, bietet die verlängerte Bezugsdauer den Beschäftigten und Unternehmen dringend benötigte Planungssicherheit.
Industriearbeitnehmende sind besonders betroffen
Die Industrie, insbesondere die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) sowie die Uhrenbranche, leidet stark unter anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheit. Zahlreiche Unternehmen in diesen Sektoren mussten seit der COVID-Krise bereits mehrmals auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgreifen, um Entlassungen zu vermeiden. Die folgende Energie-Krise, der Krieg in der Ukraine sowie die drohenden US-Zölle haben der hiesigen Industrie geschadet.
Ein prägendes Beispiel für die Bedeutung der Kurzarbeit und den gewerkschaftlichen Kampf um Arbeitsplätze ist der Fall Stahl Gerlafingen. Dort kündigte das Unternehmen im vergangenen Jahr gleich zwei Massenentlassungen an – über 180 Stellen waren gefährdet. Syna organisierte zusammen mit anderen Arbeitnehmendenverbänden Widerstand: Eine eindrucksvolle Kundgebung mit über 1'000 Teilnehmenden, Solidarität aus der gesamten Region und eine Petition mit mehr als 15'000 Unterschriften, die Bundesrat Parmelin übergeben wurde, zeigten Wirkung. Die klare Forderung: keine Entlassungen, sondern Einsatz der Kurzarbeit als Mittel zur Arbeitsplatzsicherung.
Diese Auseinandersetzung unterstreicht, wie zentral ein wirksames System der Kurzarbeit für den Industriestandort Schweiz ist. Die heutige Verlängerung der KAE erlaubt es Betrieben in der Industrie, ihre Mitarbeitenden weiterhin zu beschäftigen – zumindest kurzfristig – und sich auf eine wirtschaftliche Erholung vorzubereiten.
Der Entscheid ist ein erster Schritt – es braucht mehr für die Industrie
Nico Fröhli, Branchenleiter MEM bei Syna macht jedoch deutlich: «Der heutige Entscheid des Bundesrates ist ein erster Schritt, reicht aber bei weitem nicht aus.» Die Schweizer Industrie steht an einem Scheideweg. Wenn jetzt nicht entschlossen gehandelt wird, droht der Verlust von Know-how, Arbeitsplätzen und ganzer Produktionsstandorte.
Das Parlament muss nun dringend die entsprechenden Weichen stellen: Syna fordert das Parlament auf, nicht tatenlos zuzusehen. Es braucht einen weiteren Ausbau der Unterstützung für die Industrie: Neben der Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung über eine maximale Bezugsdauer von 18 Monaten auf deren 24 Monate hinaus, sind gezielte Investitionen, Standortförderung, aktive Industriepolitik und ein starker sozialer Dialog zwingend notwendig.
Syna appelliert mit Nachdruck an die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger, schnell und entschlossen zusätzliche Massnahmen zu ergreifen – für die Beschäftigten, für die Zukunft der Industrie, für die Schweiz.
Weitere Informationen:
Nico Fröhli, Branchenverantwortlicher MEM-Industrie