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Baugewerbe: Temporärarbeit ist omnipräsent

Temporärarbeit nimmt stetig zu - auch im Baugewerbe. Branchenleiter Guido Schluep äussert sich im Interview über Vor- und Nachteile dieses Trends in der Baubranche.

Eine SGB-Studie aus dem Jahr 2019 stellt fest, dass die Temporärarbeit massiv zugenommen hat. So hat sich der Anteil seit den 90er-Jahren verfünffacht. Wie sieht die Lage heute aus? 

Guido Schluep: Leider veröffentlicht der Verband der Temporärfirmen (Swissstaffing) nur ungern aktuelle Zahlen. Wir schätzen, dass der Anteil der temporär Angestellten im Bauhauptgewerbe je nach Saison zwischen 10 und 30% beträgt. Doch es gibt auch Beispiele von meistens «neugegründeten» Baufirmen, die mit einer Belegschaft operieren, die fast ausnahmslos aus temporär Angestellten besteht. Es darf aber nicht sein, dass dies in der der Baubranche zu einem Geschäftsmodell wird. 

Wie erklärst du dir diesen Trend? 
Je unsicherer die Auftragslage, desto höher der Anteil an temporär Arbeitenden. Die Temporärangestellten sind für die Arbeitgebenden eine Manövriermasse, um unsichere Auftragslagen zu überbrücken. Dabei helfen ihnen vor allem die kurzen Kündigungsfristen, sowie die schnelle Verfügbarkeit der temporär Arbeitenden.

Temporärarbeit ist per se aber nicht zu verteufeln. Sie hat eine wichtige Pufferfunktion, um rezessionsbedingte Schwankungen abzufedern. Ohne diese Form der Anstellung hätten wir sicher höhere Arbeitslosenzahlen. Doch leider bleibt die Temporärarbeit im Baugewerbe omnipräsent und verlangt eine sanfte Regulierung. 

Welche Vor- und Nachteile haben Arbeitnehmende in temporärer Anstellung? Wie wirkt sich dies auf den Alltag und auf ihre Zukunft aus? 
Die Angestellten profitieren davon, dass sie die Möglichkeit haben, in kurzer Zeit eine Anstellung zu finden. Zudem erlauben kurze Kündigungsfristen einen schnellen Wechsel des Arbeitsplatzes. Vor allem für jüngere Arbeitnehmende kann dieses Modell interessant sein.
Doch ältere Arbeitnehmende – mit familiären Verpflichtungen – sind auf Planungssicherheit angewiesen. Sie sollten nicht mit der Angst leben müssen, nach einer Kündigungsfrist von nur 2 Tagen die Arbeitsstelle zu verlieren.

Andererseits können temporäre Arbeitsverhältnisse auch eine Chance zu einer Festanstellung bieten. Diesen positiven Aspekt beteuert auch die Temporärbranche immer wieder gerne. Die Zahlen wie viele Male dies wirklich geschieht, bleibt Swissstaffing aber schuldig. 

Welche Forderungen hat Syna an die Unternehmen im Baugewerbe? 

Syna ist überzeugt, dass eine leichte Regulation des Anteils an Temporärarbeitenden auf den Baustellen auch für die Baumeister Sinn machen würde. In den kommenden Verhandlungen zum neuen Landesmantelvertrag (LMV) der Branche wird dies voraussichtlich eine Forderung von uns sein. 


Das Interview führte Severin Vonlanthen, Regionalredaktor für Syna Deutschfreiburg 

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