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«Der Lockdown beunruhigt mich sehr»

Elvira Onorato ist Pizzaiola aus Leidenschaft. Die 32-jährige Italienerin wünscht sich denn auch nichts mehr, als dass die Restaurants bald wieder öffnen dürfen und sie am Pizzaofen stehen kann. 

Meine Arbeit 
Ich bin zur Köchin geboren, es ist quasi eine Familientradition. Seit ich 14 bin, arbeite ich in der Küche. Begonnen habe ich in meiner Heimat Sizilien in einer Rosticceria. Damals ist meine Leidenschaft zum Teig entstanden. Mich fasziniert es, was man aus Mehl, Wasser und ein bisschen Hefe kreieren kann! Ausserdem lernst du mit der Zeit, dem Teig eine persönliche Note zu geben – jeder Pizzateig ist anders! Ich bin sicher: dieser Beruf ist meine Bestimmung. Seit zweieinhalb Jahren arbeite ich jetzt als Pizzaiola in der Schweiz in einem 50-Prozent-Pensum. Zusätzlich bin ich auch Köchin in der Kantine der Vereinigung für schizophrene Menschen in der Stadt Zürich. Dort arbeite ich jeweils morgens bis mittags.

Mein Beruf ist anstrengend, die Arbeitszeiten sind lang. Die Abende nehmen oft kein Ende, die Gäste kommen bis spät, bestellen noch eine Pizza und noch eine Pizza … Und am nächsten Morgen früh muss ich ja wieder in meiner anderen Stelle in der Küche stehen. Doch ich mache meine Arbeit mit Leidenschaft. Dann merkst du gar nicht, wie hart der Job ist. 

Meine Gewerkschaft 
Letzten Sommer habe ich meine Stelle in der Pizzeria verloren. Nach 2 Jahren wurde mir gekündigt. Noch im März habe ich eine Lohnerhöhung bekommen. Man war also mit meiner Arbeit offensichtlich zufrieden. Aber dann habe ich gemerkt, dass meine Arbeitszeit nicht richtig abgerechnet wurde. Es haben Stunden gefehlt, die mir nicht ausgezahlt wurden. Ich habe mich gewehrt – daraufhin habe ich unter einem Vorwand die Kündigung erhalten.

In dieser Situation hat mich Syna sehr unterstützt. Sie haben mir geholfen, das Geld für die fehlenden Stunden zu bekommen. Ich habe mich schon kurz nach meiner Ankunft in der Schweiz bei der Gewerkschaft angemeldet. Denn mir war klar: Auch in der Schweiz ist nicht alles Gold, was glänzt. Um in der Arbeitswelt gut geschützt zu sein, brauchst du die Hilfe der Gewerkschaft. Sie unterstützt dich, wenn du Probleme am Arbeitsplatz hast. 

Meine neue Stelle 
Es war schwierig, eine neue Stelle im Gastgewerbe zu finden, gerade jetzt in der Coronakrise. Deshalb wurde ich selbst aktiv: Ich habe meinen Lebenslauf zusammengestellt und Blindbewerbungen gemacht. Weil mir die Arbeitsatmosphäre wichtig ist, habe ich mir die Lokale angeschaut, in denen ich mich bewerben wollte. Eine Pizzeria hat mir besonders gut gefallen; allerdings war gerade nichts frei. Doch einen Monat später rief mich der Wirt an: Inzwischen war die Stelle als Pizzaiolo frei geworden.

Am 4. Januar hätte ich meinen ersten Arbeitstag gehabt – doch da war bereits wieder Lockdown. Obwohl ich bisher nicht arbeiten konnte, hat mich der Chef behalten. Das hat mir gezeigt: Ich habe einen guten Arbeitgeber gefunden! 

«Um in der Arbeitswelt gut geschützt zu sein, brauchst du die Hilfe der Gewerkschaft.»

Elvira Onorato
Meine aktuelle Situation 

Der Lockdown beunruhigt mich sehr. Ich habe Glück, dass ich an meiner zweiten Stelle noch arbeiten kann, die Kantine ist weiter geöffnet. Doch als Pizzaiola bin ich in Kurzarbeit. Und man weiss nicht, wie es weitergeht. Dürfen die Restaurants bald wieder öffnen oder dauert der Lockdown weiter an? Habe ich nachher meine Stelle noch oder muss mein Chef auch mir kündigen? Aber ich bleibe optimistisch. 

Mein Traum 

Für die Zukunft habe ich einen Traum: Ich möchte gerne mein eigenes Restaurant eröffnen, mit mediterraner Küche. Ich möchte gerne für mich selbst arbeiten, meine eigene Chefin sein. 

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