Lohnverhandlungen 2023: Keine Einigung mit Coop
Die Lohnverhandlungen für das Jahr 2023 zwischen dem Detailhändler Coop und den Sozialpartnern Syna, Kaufmännischer Verband Schweiz, Unia, OCST und dem Verein der Angestellten Coop (VdAC) sind abgeschlossen. Leider konnte keine Einigung erzielt werden, da für die Mehrheit der Sozialpartner das Angebot von Coop unzureichend war.
Die Sozialpartner Syna, Kaufmännischer Verband Schweiz, Unia und OCST konnten – mit Ausnahme des VdAC – in den vergangenen Lohnrunden mit Coop keine Einigung erzielen: Selbst im Tieflohnbereich lehnte Coop den vollen Teuerungsausgleich ab. Michel Lang, Leiter Sozialpartnerschaft beim Kaufmännischen Verband Schweiz, zeigt sich enttäuscht: «Ein voller Ausgleich der Teuerung hätte gerade diejenigen Menschen etwas entlastet, die mit besonders tiefen Einkommen ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen. Nun müssen sie den Gürtel noch enger schnallen.»
Kaufkraft sichern
Es ist wichtig, dass die Kaufkraft der Angestellten erhalten bleibt. Sinkt sie, hat dies nicht nur unmittelbare Folgen auf ihr Portemonnaie, sondern auch auf die Binnenwirtschaft. Der Reallohnverlust ist für Angestellte mit tiefem Einkommen besonders schmerzlich. «Jeder 6. Haushalt in der Schweiz weist bereits jetzt Zahlungsrückstände auf. Mit den zu erwarteten Zusatzkosten im Krankenversicherungs- und Energiebereich werden immer mehr Menschen und speziell Tieflöhner/-innen, nicht mehr in der Lage sein, ihr Budget einzuhalten und laufen somit akut in Gefahr, in die Armut zu fallen», sagt Fabian Lusser, Zentralsekretär Dienstleistungen bei Syna/OCST. Fast ein Viertel der Angestellten (insbesondere Frauen) im Detailhandel (22.5%) sind von der Tieflohnproblematik betroffen – doppelt so viel wie im gesamtschweizerischen Vergleich.
Steigende Produktivität des Personals honorieren
Coop ist finanziell gut aufgestellt: Der Gewinn von Coop betrug im letzten Jahr über eine halbe Milliarde Franken. «Es sind die Angestellten, die immer mehr zum Umsatz beitragen und mehr Wertschöpfung generieren. Dies dank ihrem grossen Engagement, ihrer jahrelangen Loyalität und eine deutliche Verdichtung der Arbeit. Die Angestellte müssen mehr an dieser Wertschöpfung, die sie generieren, beteiligt werden», macht Leena Schmitter, Co-Verantwortliche Detailhandel bei der Unia, klar.
Einkaufsgutscheine gehören nicht in Lohnverhandlungen
Die Sozialpartner haben im Rahmen der vertraglich festgelegten jährlichen Lohnverhandlungen nicht über Coop-Gutscheine verhandeln wollen. Gutscheine werden zwar jedes Jahr von den Angestellten sehr geschätzt als das, was sie sind: ein umsatzbezogenes Geschenk, das zu den Lohnerhöhungen hinzukommt. Mit einem einmaligen Gutschein können die Löhne aber nicht nachhaltig verbessert werden. Um den Mitarbeitenden eine würdige Existenz zu ermöglichen, müssen die Löhne im Detailhandel strukturell weiter steigen. Dies auch in Anbetracht des zunehmenden Fachkräftemangels im Detailhandel. Hier hat Coop als wichtiger Player im Detailhandel eine Chance und Vorbildfunktion.
Für die Schweizer Volkswirtschaft ist es wichtig, dass die Kaufkraft der Angestellten erhalten bleibt. Sinkt sie, hat dies unmittelbar negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Dass Coop auf diesen wichtigen Punkt nicht eingeht, ist auch in Anbetracht des zunehmenden Fachkräftemangels unverständlich. Die Sozialpartner appellieren gemeinsam an den Detailhändler, seine Angestellten in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ausreichend zu entlöhnen und die Notwendigkeit eines vollumfänglichen Teuerungsausgleichs anzuerkennen und diesen auch umzusetzen. Die Sozialpartner hoffen, dass es hier bei Coop noch zu einem Umdenken kommt.
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