Der Lohnherbst neigt sich dem Ende zu. Die bisherigen Resultate sind durchzogen – unabhängig davon wird mir aber vor allem eines in Erinnerung bleiben: Der fehlende Respekt einiger Arbeitgeber gegenüber ihren eigenen Mitarbeitenden und den Gewerkschaften als deren Vertreter.
An dieser Stelle ein paar Sätze von Arbeitgebervertretern aus der Lohnrunde 2020, die aufzeigen, was einige Chefs von ihren Angestellten und von den Gewerkschaften halten:
«Ein Drittel meiner Angestellten hat den Lohn, den sie beziehen, so oder so gar nicht verdient, geschweige denn, eine Lohnerhöhung.»
«Wegen der gesetzlichen Lohngleichheitsanalyse, die ihr Gewerkschaften uns eingebrockt habt, werde ich jetzt einfach 10 Leute rausschmeissen, dann ist die gegenfinanziert.»
«Ihr Gewerkschafter seid doch alle bloss Funktionäre ohne Gewissen und habt hier gar nichts zu melden!»
«Alles, was Sie tun, ist, unser Personal gegen uns aufzuhetzen! Sonst gar nichts.»
«Ich selber würde zu dem Mindestlohn und zu den Bedingungen unseres GAV nie arbeiten und würde es auch meinen Kindern nicht empfehlen.»
Diese wenigen Sätze zeigen eindrücklich auf, was in immer mehr Branchen zu einem fundamentalen Problem in der Sozialpartnerschaft wird: der fehlende Respekt gegenüber den Mitarbeitenden und den Gewerkschaften als deren Vertreter.
Für immer mehr Arbeitgeber ist die Sozialpartnerschaft wie ein teures Kleidungsstück: Man holt es dann aus dem Schrank, wenn es einem nützt, aber ansonsten will man nichts davon wissen.
Einlassen auf echte Sozialpartnerschaft
In vielen Branchen zeigt sich hingegen, welche Früchte eine jahrzehntelang gelebte Sozialpartnerschaft tragen kann. Insbesondere im Bereich von Vorruhestandsmodellen, bei der Arbeitssicherheit und bei der Finanzierung und Organisation von Weiterbildungen konnten wir in vielen Branchen dank der Sozialpartnerschaft Lösungen finden, die eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber wie Arbeitnehmende darstellen. Das sind echte Erfolge. Bedingung dafür war aber, dass sich beide Seiten auf eine echte Partnerschaft eingelassen haben.
Gemeinsam auf Augenhöhe
Für das neue Gewerkschaftsjahr 2020 wünsche ich mir, dass die Arbeitgeber die Partnerschaft wieder intensivieren, die Rolle der Gewerkschaften akzeptieren und respektieren und gemeinsam mit uns Lösungen finden wollen.
Von den Arbeitnehmenden wünsche ich mir auf der anderen Seite mehr Engagement in den Gewerkschaften, am liebsten natürlich bei Syna. Wenn beides gegeben ist, können wir auch weiterhin gemeinsam und auf Augenhöhe den sozialen Fortschritt vorantreiben.