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Lohnrunde 2022: besser, aber nicht gut genug

Die Lohnrunde 2022 war durchzogen. Gut sind die Ergebnisse im Detailhandel, während die Resultate in Gewerbe und Industrie knapp genügend ausfielen. Im Baugewerbe und im Gesundheitswesen hingegen verläuft die Entwicklung weiterhin schlecht. Für Syna ist klar: In der nächsten Lohnrunde muss dringend nachgebessert werden.

Es tut sich etwas im Detailhandel! Mit Migros hat nun auch der letzte Grossverteiler seinen Mindestlohn (mit Ausnahme im Tessin) auf über 4000 Franken brutto pro Monat, nämlich 4100 Franken, erhöht. Mit Coop vereinbarte Syna ebenfalls neu ein Mindestlohn von 4100 Franken und eine generelle Lohnerhöhung von 40 Franken auf alle Löhne unter 4500 Franken.
Damit schliessen die beiden Detailhandelsriesen zu den Discountern Lidl und Aldi auf, die schon seit Jahren einen Mindestlohn von über 4300 Franken kennen. Aldi wird im neuen Jahr den Mindestlohn sogar auf 4600 Franken erhöhen. Das ist eine wichtige und erfreuliche Entwicklung. Sie übt auch Druck aus auf die Nebenbranchen des Detailhandels, zum Beispiel die Tankstellenshops, wo mit einem neuen GAV die Löhne 2022 auch endlich steigen werden.

Tieflöhne bleiben

Working poor bleiben in der reichen Schweiz leider ein flächendeckendes Problem. Der L-GAV des Gastgewerbes sieht auch 2022 keine nennenswerte Lohnerhöhung vor, und der tiefste Mindestlohn verharrt auf unter 3500 ranken. In der Reinigungsbranche der Deutschschweiz gilt ab 1. Januar 2022 ein neuer GAV mit um 1% erhöhten Mindestlöhnen. In der Romandie steigen die Löhne 2022 jedoch nicht. Bäckerinnen und Bäcker sowie Coiffeusen und Coiffeure warten im neuen Jahr ebenfalls vergeblich auf mehr Gehalt. Im absoluten Tieflohnbereich gibt es also abgesehen von kantonalen Mindestlöhnen keine wirkliche Bewegung.

Gewerbe: uneinheitlich 

In den Gewerbebranchen ist die Entwicklung unterschiedlich. Im Ausbaugewerbe der Westschweiz gab es eine Nullrunde. Positiver sind die Resultate dagegen in den kleineren Gewerbebranchen: Im Carrosseriegewerbe erzielte Syna eine generelle Lohnerhöhung von 60 Franken, bei Marmor/Granit, im Orgelbau und in der Ziegelindustrie jeweils 50 Franken, im Gerüstbau 30 Franken. Im Elektrogewerbe erreichten wir 0,9% mehr Lohn generell, im Holzbau 0,8%. Einige Branchen heben zudem die Mindestlöhne ebenfalls an und gewähren einen Teuerungsausgleich.

Zusammengefasst kann die Lohnentwicklung im Gewerbe als knapp ausreichend bezeichnet werden. Allerdings hat keine dieser Branchen unter Corona gelitten – viele haben sogar eher profitiert. Daher hätte der Lohnherbst eindeutig besser ausfallen müssen.

Industrie: knapp genügend 

Die Schweizer Industrie hat die Pandemie nach kurzzeitigen Erschütterungen ebenfalls unbeschadet überstanden. Der Geschäftsgang war in vielen Bereichen sogar deutlich besser als vor Corona. Trotzdem sind die wenigen Lohnergebnisse, die bereits da sind, am unteren Rand des Akzeptablen. Die Uhrenindustrie gewährt 0,9% Teuerungsausgleich, das Unternehmen Georg Fischer immerhin 1,4%, aber leider nur individuell. Im MEM-GAV steigen die Löhne zum Glück aufgrund vertraglicher Bestimmungen automatisch.

Enttäuschung in Bau und Gesundheitswesen 

Als katastrophal erachten wir, dass es im Bauhauptgewerbe 2022 zum zweiten Mal hintereinander keine generelle Lohnentwicklung geben wird. Dies, obwohl die Branche boomt und unter akutem Fachkräftemangel leidet. 2022 wird im Bauhauptgewerbe mit der Neuverhandlung des LMV ein entscheidendes Jahr werden.
Im Gesundheitswesen erreichten wir als bestes Resultat bei der Rehab Basel 1% generell. Ansonsten dominieren individuelle Lohnerhöhungen, vor allem für hochqualifizierte Berufsgruppen. Zum Glück hat das Stimmvolk mit seinem Ja zur Pflegeinitiative eingegriffen. Noch ist völlig offen, wie der Bundesrat die Verbesserung der Arbeitsbedingungen angehen will. Für Syna steht fest: Ohne einen Systemwechsel wird es nicht gehen.


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