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Mentoring für die Lehre

Krass: Jeder vierter Lehrvertrag wird aufgelöst; mehrheitlich während des 1. Lehrjahrs. Warum das so ist und wie ein Abbruch verhindert werden kann, erklärt dieser Beitrag.

Die hohe Abbruchrate mag auf den ersten Blick schockieren. Nina Meili, Programmleiterin von «Job Caddie», gibt aber Entwarnung: «Lehrvertragsauflösung heisst noch lange nicht Lehrabbruch. Über 90% der Lernenden, die ihren Lehrvertrag auflösen, schliessen früher oder später eine Lehre ab.»

Das Programm Job Caddie unterstützt Jugendliche bei Problemen während der Lehre. Dabei wird Lernenden eine Mentorin oder ein Mentor zur Seite gestellt. Im Interview erzählt Nina Meili mehr darüber.

Warum gibt es so viele Vertragsauflösungen?
Nina: Ganz häufig liegt es an der sehr frühen Berufswahl. Dies zeigt sich auch in der Statistik: Die Mehrheit steigt wieder ein und setzt ihre Ausbildung in einem neuen Beruf fort. Je schneller die Lernenden reagieren und sich Unterstützung holen, desto reibungsloser gelingt der Übergang.

Wieso kommen Lernende zu euch?
Zwei Drittel der Jugendlichen haben Probleme während der Lehre. Die Gründe sind vielschichtig. Häufig liegt es an der Berufswahl oder am Zwischenmenschlichen. Zum Teil sind auch Leistungsprobleme der Lernenden oder mangelnde im Betrieb die Ursachen. Dies geschieht relativ häufig in Branchen, die unter Druck stehen wie in der Gastronomie oder im Baugewerbe.

Und wie könnt ihr den Jugendlichen helfen?
Nachdem wir eine passende Mentorin/einen passenden Mentor gefunden haben, gibt es ein erstes Treffen, um die Situation anzuschauen und gemeinsam Ziele sowie die nächsten Schritte zu vereinbaren.
Mit klärenden Gesprächen und Vermittlung kann sehr viel erreicht werden, es muss nicht immer zur Vertragsauflösung kommen. Manchmal gibt es ganz einfache Lösungen, wie einen Abteilungswechsel.
Unsere Mentoren sind selbst berufstätig und kommen wenn möglich aus der gleichen Branche wie die Jugendlichen. Dies ist wichtig, um die Situation besser einschätzen zu können. Ein Beispiel: Ein Jungkoch kommt zu uns, weil er das Betriebsklima nicht mehr aushält. Sein Mentor kann schnell beurteilen, ob es dabei um den normalen Umgangston einer Küche geht oder ob ein Ausnahmefall vorliegt und ein Betriebswechsel sinnvoll wäre. In letzterem Fall entwickeln Mentor und Lernender zusammen eine Bewerbungsstrategie. Sie bereiten die Unterlagen vor und suchen eine neue Stelle, häufig im erweiterten Netzwerk des Mentors.

Einige Ehemalige sind bis heute mit ihren Mentoren in Kontakt. Ganz erfreulich sind drei ehemalige Mentees, die heute selbst als Mentoren tätig sind, um ihre Erfahrung weiterzugeben.

Was rätst du bei Problemen in der Lehre?
Sich möglichst frühzeitig externe Unterstützung zu holen, um rechtzeitig den Handlungsbedarf abzuklären. Eltern können oder wollen da häufig nicht weiterhelfen.
Es ist wichtig, eine neutrale Person zur Seite zu haben, die Hilfestellung leistet – aber auch mal eine kritische Rückmeldung gibt. Wie eine Gotte oder ein Götti halt.
Wenn es zum Bruch kommt, ist es wichtig, innerhalb von drei Monaten eine Nachfolgelösung zu finden, um eine Wiederholung der Klasse in der Berufsschule zu verhindern.

Was ist für dich ein gelungenes Mentorat?
Wir hatten mal eine 16-jährige KV-Lernende eines Tourismusbüros, die gemobbt wurde und aufhören wollte, obwohl sie sehr gute Leistungen erbrachte. Sie hatte sich frühzeitig bei uns gemeldet. Mit Unterstützung ihrer Mentorin konnte sie nahtlos in einen neuen Betrieb wechseln und dort ihre Lehre erfolgreich abschliessen. Die meisten Lernenden kommen leider erst nach dem Lehrvertragsabbruch, häufig, wenn schon viel Geschirr zerschlagen wurde.


Weitere Informationen
Sabri Schumacher, Leiterin Fachstelle Jugend und Gleichstellung

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