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Wer baut, bestimmt!

So lautet der Titel der grossen Syna-Kampagne zur Erneuerung des Landesmantelvertrags im Bauhauptgewerbe (LMV). Auch wenn die Verhandlungen erst im kommenden Frühling beginnen: Auf die strategischen Spiele der Baumeister müssen wir uns bereits jetzt einstellen. 

Aktuell besuchen wir die Mitarbeitenden auf den Schweizer Baustellen, um sie über ihre Arbeitsbedingungen zu befragen. Aus den Ergebnissen der grossen Umfrage wird Syna an der Branchenkonferenz des Bauhauptgewerbes Ende November die Hauptforderungen für die kommenden Verhandlungen verabschieden.

Während wir die Anliegen der Arbeitnehmenden ernst nehmen, bringen sich die Baumeister ihrerseits schon mal in Kampfstimmung. So signalisiert der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) beispielsweise, dass ein vertragsloser Zustand nicht das Ende der Welt bedeute. Oder wie sonst lässt sich erklären, dass im Verbandsmagazin des SBV ein Interview mit dem Direktor des Schreinermeisterverbands veröffentlicht wird, in welchem dieser den Baumeistern verkündet «es gehe auch ohne GAV» und «der vertragslose Zustand, der im Schreinergewerbe zurzeit herrsche, bereite keine grossen Sorgen»?
Branche trotz Corona stabil 
Doch ist ein vertragsloser Zustand für die Baumeister wirklich eine Option? Oder handelt es sich hier um eine blosse Drohgebärde im Vorfeld der Verhandlungen? Dies wird sich noch zeigen. Sicher ist: Der Branche geht es trotz Corona viel besser, als die Baumeister gerne darstellen. «Auftragseingang im Jahr 2019 erstmals über 20 Milliarden Franken», verkündete der SBV jedenfalls kürzlich in seiner aktuellen Publikation «Zahlen und Fakten». Lange kannten die Umsätze der Branche nur eine Richtung – nach oben. Corona bescherte dem Baugewerbe zwar eine Umsatzeinbusse. Doch mit 5,8% fiel diese im Gegensatz zu anderen Branchen bescheiden aus.

Und das Gejammere auf hohem Niveau geht weiter: Der SBV unterstellt den Gewerkschaften, sie hätten mit der Forderung nach einer Schliessung der Baustellen in der Westschweiz die Umsätze zusätzlich gedrückt. Dieser Baustopp hätte bis zu 10 0000 Personen unnötigerweise in Kurzarbeit geschickt und mehreren hundert Angestellten den Arbeitsplatz gekostet. Kein Wort davon, dass die Intensivstationen in der Westschweiz sowie im Tessin zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Überlastung standen. Kein Wort davon, dass die Baumeister in den betroffenen Regionen gemeinsam mit den Gewerkschaften in einem dramatischen Appell zur Schliessung ihrer eigenen Baustellen aufgefordert hatten! 

Gesundheit geht vor 
Es ist unbestritten: Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter sind seit jeher einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Der LMV regelt vieles – doch diese Bestimmungen werden vielfach nur ungenügend umgesetzt. Diesbezüglich zeigte die Pandemie schonungslos auf, wo nachgebessert werden muss. Nur ein kleines Beispiel: Der aktuelle LMV sieht vor, dass Toiletten genügend belüftbar und mit einer Beleuchtung zu versehen sind. Die Syna-Mitarbeitenden sind regelmässig auf vielen Baustellen unterwegs, aber ein «ToiToi» mit Beleuchtung und ausreichender Belüftung haben wir bisher nirgends angetroffen …

Es mag ein Detail sein, doch im Zuge der Pandemie hat die Hygiene auch auf den Schweizer Baustellen einen ganz neuen Stellenwert erhalten. Sie ist lebenswichtig – auch wenn sie Kosten verursacht. Die Arbeitgebenden müssen endlich erkennen, dass die Einstellung «Wer zahlt, bestimmt!» überholt ist. Denn die Bauleute wissen sehr genau, dass sie gemeinsam grossen Druck ausüben können, um ihre berechtigten Forderungen durchzusetzen. Heute gilt: «Wer baut, bestimmt!» 

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