Wer baut, bestimmt!
So lautet der Titel der grossen Syna-Kampagne zur Erneuerung des Landesmantelvertrags im Bauhauptgewerbe (LMV). Auch wenn die Verhandlungen erst im kommenden Frühling beginnen: Auf die strategischen Spiele der Baumeister müssen wir uns bereits jetzt einstellen.
Aktuell besuchen wir die Mitarbeitenden auf den Schweizer Baustellen, um sie über ihre Arbeitsbedingungen zu befragen. Aus den Ergebnissen der grossen Umfrage wird Syna an der Branchenkonferenz des Bauhauptgewerbes Ende November die Hauptforderungen für die kommenden Verhandlungen verabschieden.
Während wir die Anliegen der Arbeitnehmenden ernst nehmen, bringen sich die Baumeister ihrerseits schon mal in Kampfstimmung. So signalisiert der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) beispielsweise, dass ein vertragsloser Zustand nicht das Ende der Welt bedeute. Oder wie sonst lässt sich erklären, dass im Verbandsmagazin des SBV ein Interview mit dem Direktor des Schreinermeisterverbands veröffentlicht wird, in welchem dieser den Baumeistern verkündet «es gehe auch ohne GAV» und «der vertragslose Zustand, der im Schreinergewerbe zurzeit herrsche, bereite keine grossen Sorgen»?Branche trotz Corona stabil
Und das Gejammere auf hohem Niveau geht weiter: Der SBV unterstellt den Gewerkschaften, sie hätten mit der Forderung nach einer Schliessung der Baustellen in der Westschweiz die Umsätze zusätzlich gedrückt. Dieser Baustopp hätte bis zu 10 0000 Personen unnötigerweise in Kurzarbeit geschickt und mehreren hundert Angestellten den Arbeitsplatz gekostet. Kein Wort davon, dass die Intensivstationen in der Westschweiz sowie im Tessin zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Überlastung standen. Kein Wort davon, dass die Baumeister in den betroffenen Regionen gemeinsam mit den Gewerkschaften in einem dramatischen Appell zur Schliessung ihrer eigenen Baustellen aufgefordert hatten!
Gesundheit geht vor
Es mag ein Detail sein, doch im Zuge der Pandemie hat die Hygiene auch auf den Schweizer Baustellen einen ganz neuen Stellenwert erhalten. Sie ist lebenswichtig – auch wenn sie Kosten verursacht. Die Arbeitgebenden müssen endlich erkennen, dass die Einstellung «Wer zahlt, bestimmt!» überholt ist. Denn die Bauleute wissen sehr genau, dass sie gemeinsam grossen Druck ausüben können, um ihre berechtigten Forderungen durchzusetzen. Heute gilt: «Wer baut, bestimmt!»