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«Es geht um die Gesundheit»

Handwerksbetriebe sollten oft rund um die Uhr für die Kundinnen und Kunden da sein. Es geht aber nicht an, dass Patrons den ganzen Druck an die Angestellten weitergeben – zum Beispiel mit unvernünftigen Wochenarbeitszeiten.

«Kunden sind sich mittlerweile gewöhnt, alles jederzeit und sofort zu erhalten. Deshalb ist es natürlich auch für die Unternehmer schwieriger geworden. Ein Gewerbebetrieb kann heute nicht mehr einfach im März das ganze Jahr planen.» Syna-Zentralsekretär Johann Tscherrig bringt so die Flexibilisierung auf den Punkt, die aus Gewerkschaftssicht die grösste Herausforderung ist – auch im Gewerbe: Handwerker müssen ihre Dienstleistung kurzfristig anbieten können, um im Markt zu bestehen.
Syna wehrt sich aber dagegen, dass Unternehmen diese Flexibilisierung ganz auf die Angestellten abwälzen. Das heisst: Arbeit auf Abruf, Temporärstellen und vor allem eine Ausweitung der möglichen Arbeitszeiten – so wie sie im Moment die Arbeitgeber in verschiedenen Gewerbe-Branchen anstreben.

Bis 47 Stunden pro Woche …

Der Gesamtarbeitsvertrag (GAV) der Marmor- und Granit-Branche bietet schon seit Jahren sichere Arbeitsbedingungen – und speziell auch die Möglichkeit zu einem flexiblen Altersrücktritt ab 62. Der GAV läuft Ende dieses Jahres aus, und seit rund einem Jahr laufen die Verhandlungen für einen neuen Vertrag.
«Dabei wurden wir mit Forderungen konfrontiert, die wir so auf keinen Fall akzeptieren konnten», berichtet Tscherrig: Im Vertrag ist eine Jahresarbeitszeit definiert, die nicht ausgeweitet werden soll. Nun wollten die Patrons die Spanne der zu leistenden Wochenarbeitsstunden massiv ausdehnen, von 35 bis zu 47 Stunden!

… und 6 Tage pro Woche 

Dabei ging es um die Verteilung der Arbeit, wie Johann Tscherrig erklärt: «Auf dem Land möchten die Betriebe vor allem im Sommer bei guten Wetter arbeiten, wenn sie viele Aufträge haben – und die Angestellten dann im Winter nach Hause schicken. In der Stadt geht es vor allem darum, dass Handwerker möglichst rund um die Uhr verfügbar sind.»
Mit 47 Wochen-Arbeitsstunden wäre auch die 5-Tage-Woche fast nicht mehr einzuhalten gewesen. So ware für die Angestellten jede Planbarkeit der Arbeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf der Strecke geblieben.

Gesundheit – auch im Interesse der Patrons

Im Gewerbe seien die Gewerkschaften breit vertreten und die Arbeitsbedingungen und Löhne deshalb gut, meint Tscherrig. «Bei den Arbeitszeiten aber stehen wir vor grossen Herausforderungen.»
Die Gewerkschaften bringen auch Alternativen in die Verhandlung über längere und flexiblere Arbeitszeiten ein, wie zum Beispiel fix abzumachende Vorholtage.  Bisher aber ohne Erfolg. So geht die Arbeit weiter – und der Kampf für die Gesundheit der Angestellten. Diese muss auch den Arbeitgebern wichtig sein!

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