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Auf der Suche nach Königinnen

Im Einsatz für unsere Kampagne «Wahre Königinnen» war ich in verschiedenen Regionen im Detailhandel unterwegs. Dabei habe ich viele Verkäuferinnen kennengelernt und so einiges über ihre Arbeitsbedingungen erfahren.

Ein Donnerstagmorgen im Februar: Heute bin ich mit Regionalsekretärin Camille in Neuenburg auf Tour. Anlässlich des Weltfrauen*tags vom 8. März – ein Sonntag – besuchen wir Mitarbeiterinnen im Detailhandel. Wir wollen ihnen die Wertschätzung zeigen, die sie für ihre harte Arbeit verdienen. Symbolisch dafür fotografieren wir sie als «wahre Königinnen» mit Krone. Bei unseren Besuchen wollen wir den Frauen auch Mut machen, sich gemeinsam mit uns für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen und ihre Verbesserungswünsche für die Branche einholen.

Ich treffe Camille am Bahnhof. Wir starten in einem Laden im Bahnhofsgebäude – hier ist Sonntagsarbeit ein Muss. Wir sprechen die erste Verkäuferin an. Doch sie wehrt ab: «Sorry keine Zeit. Wir haben gerade viel Kundschaft und ich muss noch das ganze Regal einräumen.» Klar, Zeitdruck – den kennen viele Angestellte im Verkauf nur zu gut.

Unhöfliche Kundschaft 

Mehr Glück haben wir im Denner ein Stück weiter. Der Laden ist hell, es läuft Popmusik über die Lautsprecher. Justine, eine junge Frau, sitzt an der Kasse. Sie erzählt uns aus ihrem Alltag: «Es gibt Kund/-innen, die nicht mal grüssen, weil sie es so eilig haben. Manche beleidigen dich grundlos. Das ist schon hart.» Abgesehen davon ist Justine sehr zufrieden mit ihrer Arbeit: Sie habe ein super Team und die Arbeitszeiten seien fair. Die ersten zwei Königinnen sind im Kasten.

Weiter gehts zur Einkaufsmeile in die Innenstadt. Die Verkäuferinnen sind alle sehr jung und aufgeschlossen. Das Gespräch muss schnell gehen, da die Kleider eingeräumt – und die Kasse bedient sein muss. «Willst du eine Königin sein?» – «Ja eh, wieso nicht.» Krone auf, lächeln ... Knips. Auch in den Kiosken sind die Frauen schnell bereit, bei unserer Aktion mitzumachen. Eine junge Verkäuferin erzählt uns, dass sie wegen der Sonntagsarbeit ihre Kolleginnen fast nicht mehr sehen kann. Mit acht Fotos im Handy mache ich mich auf den Heimweg.

Sorgen und Nöte 

Zwei Tage später bin ich mit Regionalsekretärin Marie-Louise in Deutschfreiburg unterwegs. Im ersten Lebensmittelgeschäft angekommen, dürfen wir uns im Pausenraum im Untergeschoss einrichten. Es dauert nicht lange, bis sich die erste Verkäuferin zu uns gesellt und erzählt: «Der Chef plant mich regelmässig zu selten ein, obwohl ich arbeiten könnte. Wir müssen ja Leute sparen. Ich weiss nicht, wie ich die Minusstunden mit meinem Vollzeitpensum nachholen soll. Zuhause habe ich noch meinen Mann, den ich pflege.»
Die Gespräche sind intensiv – das Bedürfnis, über Probleme zu sprechen, gross. In einigen Fällen kann Marie-Louise direkt weiterhelfen.

Müde von all den Gesprächen und Eindrücken mache ich mich auf den Heimweg. Ich habe es für selbstverständlich genommen, dass die Regale immer perfekt aufgefüllt und die Verkäufer*innen stets für eine Auskunft bereit sind. Nun weiss ich es besser.

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