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«Wir dürfen die Augen nicht länger verschliessen»

Rosa Lídia Morais ist seit zehn Jahren lokale Koordinatorin für Brücke · Le pont in Brasilien. Sie ist überzeugt: Die Schweiz muss Arbeitnehmende auch im Ausland schützen.

Rosa Lídia Morais hat in ihrer Laufbahn schon vieles gesehen: «Als lokale Koordinatorin des Entwicklungsprogramms von Brücke · Le pont arbeite ich auch mit Menschen, die der modernen Sklaverei entkommen sind. Ich sehe täglich, wie die Zwangsarbeit auf Plantagen und im Bergbau schlimme Spuren hinterlässt.»
Die energische Brasilianerin lebt im Bundesstaat Piauí, eine der ärmsten Regionen des Landes. Prägend sind die vielen Grossprojekte im Bergbau und in der Landwirtschaft. Diese haben negative ökologische Auswirkungen, und es kommt oft zu Landkonflikten zwischen der lokalen Bevölkerung und ausländischen Investoren. Die Arbeits- und Landrechte der Dorfgemeinschaften werden dabei mit Füssen getreten – immer wieder werden ansässige Familien vertrieben.

Kampf gegen die moderne Sklaverei

Auch die Arbeitsbedingungen in den Grossprojekten sind miserabel, die Arbeitsrechte werden systematisch missachtet. In vielen Fällen halten die Arbeitgeber die Arbeiter und Arbeiterinnen unter katastrophalen Bedingungen auf den Plantagen oder Minen fest.
Brücke · Le pont unterstützt mit ihrem Projekt «Piauí» Betroffene dabei, Fälle moderner Sklaverei bei den zuständigen Behörden anzuzeigen. Gleichzeitig leistet das Hilfswerk zusammen mit lokalen Gemeinschaften, ehemaligen Opfern und Jugendgruppen Präventionsarbeit. Denn selbst vielen Brasilianerinnen und Brasilianern ist nicht bewusst, dass es in ihrem Land moderne Sklaverei gibt.
Morais meint dazu: «Bevor ich für Brücke · Le pont arbeitete, wusste ich selbst nicht, dass das Problem so gross ist. Andere behaupten immer noch, es gäbe gar keine moderne Sklaverei in Brasilien.» Dabei geht die letzte internationale Studie davon aus, dass in Brasilien 369 000 Personen von moderner Sklaverei betroffen sind.

«Es ist wichtig, dass Länder wie die Schweiz – mit grossen, weltweit tätigen Konzernen – sich auch in den weniger entwickelten Ländern, wo sie tätig sind, für würdevolle Arbeit einsetzen.»

Rosa Lídia Morais
Lokale und internationale Gesetzgebung 

Brücke · Le pont und ihre Partnerorganisation lobbyieren vor Ort für die tatsächliche Umsetzung des regionalen Plans zur Bekämpfung der modernen Sklaverei und sensibilisieren über die sozialen Medien für die Problematik. Ziel ist, dass die Bevölkerung ihre Arbeitsrechte kennt und dass die Rechte der lokalen Gemeinschaften respektiert werden.

Für Morais ist klar, dass auch die ausländischen Verantwortlichen hinter den Grossprojekten in die Pflicht gehören. «Die Gesellschaft und die Konzerne auf der ganzen Welt dürfen die Augen nicht länger verschliessen. Wir tragen alle die Verantwortung für den Schutz der Arbeitnehmendenrechte. Es ist wichtig, dass Länder wie die Schweiz – mit grossen, weltweit tätigen Konzernen – sich auch in den weniger entwickelten Ländern, wo sie tätig sind, für würdevolle Arbeit einsetzen.» 

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