Gastronomie: Schnipo war gestern
Die gesellschaftlichen Veränderungen halten das Gastgewerbe auf Trab. Dabei steht die Branche auf stabilen Beinen, wie die starke Zunahme der Logiernächte beweist. Zeit für bessere Arbeitsbedingungen des Personals!
Der Landes-Gesamtarbeitsvertrag (L-GAV) der Branche benötigt Veränderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Die Verhandlungen darüber stehen an, denn der Vertrag läuft Ende 2020 aus.
Dass eine lebendige Branche in einer funktionierenden Wirtschaft neue Wege beschreitet, ist normal. Das Gastgewerbe gehört zu jenen Wirtschaftszweigen, die schnell auf neue Kundenbedürfnisse reagieren. So freuen sich Städteurlaub und Parahotellerie (Logierangebote ausserhalb Hotellerie) zunehmender Beliebtheit, während gleichzeitig gewisse Bergregionen nicht mehr attraktiv scheinen. Auch die Restauration verändert sich mit dem demografischen Wandel: Das gesellschaftliche Leben findet zusehends in den Städten statt. Entsprechend gross ist dort die Nachfrage nach einem vielfältigen Restaurantangebot. Das Nachsehen hat das überholte Schnipo im Restaurant Ochsen – früher Standard in jedem Dorf.
International konkurrenzfähig
Die Zahlen der Logiernächte zeigen, dass das Schweizer Gastgewerbe mit der ausländischen Konkurrenz mithalten kann: Diese sind auf dem höchsten Stand seit 2013. Allein im 1. Halbjahr haben die Logiernächte um ganze 3,8% zugenommen. So registrierte die Hotellerie in diesem Zeitraum insgesamt 18,4 Millionen Logiernächte.
Zukunft liegt in der Bildung
Die grösste Herausforderung der Branche in naher Zukunft ist der sich zuspitzende Fachkräftemangel. Das Gastgewerbe weist eine der höchsten Fluktuationsraten auf: Keine andere Branche verliert jährlich eine derart hohe Zahl an Mitarbeitenden an andere Branchen. Zugleich ist das Niveau der abgeschlossenen Ausbildungen sowohl auf Seiten Arbeitgeber als auch bei den Arbeitnehmenden vergleichsweise tief. So verfügen rund zwei Drittel der Arbeitgeber lediglich über eine Berufslehre. Damit sind sie nicht besser ausgebildet als ihre Angestellten, für die sie die Verantwortung tragen. Eine unhaltbare Situation, die dringend Lösungen braucht, auch auf L-GAV-Ebene.
Verhandlungen in Aussicht
Den traditionell «heissen Lohnherbst» hat das Gastgewerbe bereits überstanden: Die Lohnverhandlungen mit den Sozialpartnern wurden vor den Sommerferien abgeschlossen. Die Syna-Mitglieder sowie die anderen Sozialpartnern des L-GAV haben das Resultat angenommen. Die Mindestlöhne werden per Januar 2019 (spätestens Sommersaison 2019) zwischen 1% für ungelerntes und 1,3% für gelerntes Personal angehoben.
Syna bewertet dieses Resultat angesichts der nach wie vor sehr tiefen Löhne, der anhaltend positiven Wirtschaftslage der Branche und der erwarteten Teuerung von 1% als eher tief. Dennoch haben sich die Syna-Mitglieder an der Branchenkonferenz im Juli entschieden, das Resultat anzunehmen. Dies nicht zuletzt, weil der L-GAV bald neu verhandelt wird. Unsere Mitglieder haben ihre Forderungen diesbezüglich deutlich geäussert: Die brancheninterne Weiterbildung muss zugänglicher werden für die Angestellten, und es braucht sozialverträglichere Arbeitszeiten.
Noch ist der aktuelle L-GAV in Kraft bis Ende 2020. Da die Verhandlungen voraussichtlich nächstes Jahr beginnen werden, ist es gut möglich, dass dieser um ein weiteres Jahr unverändert verlängert wird. Syna wird ihre Mitglieder entsprechend informieren.
Weitere Informationen
Claudia Stöckli, Zentralsekretärin Gastgewerbe