Skip to main content

Syna prangert an: Pimkie missachtet die Rechte seiner Angestellten

Kurz vor Weihnachten hat das Bekleidungsunternehmen Pimkie sämtliche Angestellten in der Schweiz entlassen. Einen Monat später warteten die Verkäuferinnen noch immer auf ihren Lohn – genauso wie auf die erforderlichen Unterlagen für die Arbeitslosenkasse. Und heute? 

Es war ein trauriges Weihnachtsgeschenk, das die Angestellten von Pimkie in der Schweiz erhielten: Am 21. Dezember um 15 Uhr teilte Mode Diffusion System (MDS), die Schweizer Tochtergesellschaft von Pimkie mit Sitz in Basel, allen Angestellten per Telefonkonferenz mit, dass sie am 17. Dezember Konkurs angemeldet hatte. Die Verkäuferinnen wurden angewiesen, die beiden Filialen in Genf und Crissier sofort zu schliessen.

 Die Verantwortlichen von MDS hatten ihre Filialen bereits seit einigen Wochen nicht mehr beliefert. Dennoch gaben sie den Mitarbeitenden nicht die geringste Information über die Situation des Unternehmens geschweige denn über den Konkurs weiter. Die Angestellten hatten daher nach der Konkurseröffnung bis zur Ankündigung am 21. Dezember, als sie plötzlich ihre Stelle verloren, weitergearbeitet: ohne Lohn, Kündigungsschreiben oder Unterlagen, um sich bei der Arbeitslosenkasse anzumelden. So haben die Arbeitnehmenden nicht nur Anspruch auf ihren Lohn, sondern auch auf dringend benötigte Dokumente, um sich arbeitslos zu melden.

Personal wurde kalt erwischt 

Die Geschäftsführung von Pimkie verschwieg den Beschäftigten den bevorstehenden Konkurs und traf sie völlig unvorbereitet zur schlimmsten Zeit des Jahres: «Drei Tage vor Weihnachten wissen wir nicht, wie wir unsere Mieten und Rechnungen zahlen sollen», klagte Laurence, eine von neun entlassenen Verkäuferinnen aus der Romandie im Dezember.

Die Angestellten verstehen nicht, wie ihnen geschah und wie die Geschäftsleitung sie so behandeln konnte. Offensichtlich hatte es das Unternehmen nicht eilig, seine Angestellten über den Konkurs zu informieren. Auch hatte es gar nicht nach Lösungen gesucht, um Arbeitsplätze zu erhalten. Das französische Label Pimkie gehört der Familie Mulliez mit einem Vermögen von 26 Milliarden Euro. Gemäss Fabrice Chaperon, Regionalverantwortlicher von Syna Genf, ist es nicht das erste Mal, dass Pimkie ein solches Gebahren zeigt. Ähnliches hatte sich zuvor bereits in Deutschland, Österreich, Spanien, Frankreich oder zuletzt in Belgien ereignet: «Überall hat Pimkie sein Personal in prekäre Verhältnisse getrieben, die Gewinne eingestrichen und die soziale Verantwortung der öffentlichen Hand überlassen. Dies zeigt, wie dringend eine grundlegende Reform des Konkursrechtes ist. Es gilt, die Rechte der Mitarbeitenden besser zu schützen und die Unternehmen in die Pflicht zu nehmen, ihr menschliche und finanzielle Verantwortung wahrzunehmen.»

 Krasse Inkompetenz

Noch immer warten die Verkäuferinnen auf notwendige Dokumente von ihrem ehemaligen Arbeitgeber. Der Kampf geht also weiter. Regionalsekretär Komla Kpogli spricht von «krasser Inkompetenz». Immerhin eine kleine Erleichterung: Die ehemaligen Pimkie-Angestellten haben unterdessen die ersten Zahlungen der Arbeitslosenversicherung erhalten.

Am 18. Januar 2022 wandte sich Syna mit einem Schreiben an die für Wirtschaft und Arbeit zuständigen Staatsräte von Genf und Waadt und bat sie, diesen Konkurs zu prüfen. Untersucht werden soll insbesondere, ob Pimkie zu jenen Unternehmen gehört, die während der Corona-Pandemie von staatlicher Unterstützung profitiert hatten.

Syna begleitet die betroffenen Mitarbeiterinnen in der Romandie bei allen Schritten in dieser äusserst schwierigen Zeit. Komla Kpogli ist zuversichtlich: Er rechnet für die betroffenen Verkäuferinnen mit einem positiven Ausgang der Geschichte, auch weil sie sich bei Syna Unterstützung geholt haben.


Drei Fragen an Komla Kpogli, Regionalsekretär Genf 

Fabrice Chaperon (links), Komli Kpogla (rechts) und ehemalige Pimkie-Angestellte an der Pressekonferenz
Komla, welche Rolle spielt Syna im Rahmen dieses Konkursverfahrens?
Komla Kpogli: «Bei der Gewerkschaft Syna steht der Mensch an erster Stelle. Deshalb hörten wir den betroffenen Angestellten zuerst einmal gut zu. Ausgehend von ihren Bedürfnissen begannen wir, an ihrer Seite zu handeln. Zuerst forderten wir die ausstehenden Löhne ein, dann verlangten wir die notwendigen Dokumente für die Zusammenstellung des Dossiers sowohl beim Konkursamt als auch für die Insolvenzentschädigung.» 
Wie kann unsere Gewerkschaft die betroffenen Mitarbeitenden am besten unterstützen?
«Wir begleiten sie in jeder Phase professionell und einfühlsam. Ein Konkursverfahren ist eine komplexe Angelegenheit mit genau vorgeschriebenem Ablauf. Wir klären die betroffenen Arbeitnehmenden umfassend über das Verfahren auf, beantworten ihre Fragen, füllen mit ihnen die verlangten Formulare aus und überprüfen alles, um jegliche Fehler zu vermeiden. Die juristischen und technischen Belange des Verfahrens gehen Hand in Hand mit einer Begleitung auf menschlicher Ebene. Dies verlangt eine umfassende Betreuung: Wir hören zu, beraten, begleiten, informieren, teilen die Wut und die Empörung der Betroffenen oder besänftigen sie, wenn nötig. Es ist vor allem eine menschliche Rolle, die wir innehaben.»

Ganz allgemein: Wie müssen Arbeitnehmende im Fall eines Konkurses vorgehen?
«Wir raten, nicht erst die Kündigung abzuwarten, sondern sich sofort an die Gewerkschaft zu wenden. Sobald die ersten Anzeichen von Schwierigkeiten im Unternehmen auftreten, sollten Mitarbeitende mit uns Kontakt aufnehmen. So wissen sie, wie sie im Ernstfall vorgehen müssen. Und wir helfen, zu vermeiden, dass Angestellte unvorbereitet von Arbeitgebenden getroffen werden, die nicht transparent über die Schwierigkeiten ihres Unternehmens informieren.»


Ähnliche Beiträge

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Weitere Informationen Ablehnen Akzeptieren