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Vorruhestandsmodell – was ist das eigentlich?

In der Diskussion rund um den vertragslosen Zustand im Schreinergewerbe taucht es immer wieder auf: das Vorruhestandsmodell. Doch was hat es damit genau auf sich? Branchenverantwortlicher Johann Tscherrig beantwortet die wichtigsten Fragen.

Syna: Was muss man sich unter einem Vorruhestandsmodell genau vorstellen?

Johann Tscherrig: Vorruhestandsmodelle – kurz: VRM – gibt es bereits für verschiedene Branchen im Gewerbe. Mit dem VRM können Arbeitnehmende ihren Ruhestand bereits einige Jahre früher antreten oder aber in den letzten Jahren vor der ordentlichen Pension ihr Arbeitspensum reduzieren – ohne finanzielle Einbussen.

Weshalb braucht es ein Vorruhestandsmodell für die Schreiner/-innen?

Die Arbeit auf dem Bau ist hart. In körperlich anstrengenden Berufen ist es schwer, bis zur Pension Vollzeit zu arbeiten. Ohne Vorruhestandmodelle wird vielen Arbeitnehmenden im Alter gekündigt oder sie können aufgrund gesundheitlicher Probleme ihre Arbeit nicht mehr ausführen. In beiden Fällen droht der Gang zum Sozialamt, denn kurz vor dem Pensionsalter finden sie kaum mehr eine Stelle – noch dazu mit einem kaputten Rücken.

Was macht das VRM zum Erfolgsmodell?

Seit fast 20 Jahren gibt es in verschieden Branchen VRM. Und die Erfahrungen sind durchwegs positiv: Es gibt weniger Berufsaussteiger und insbesondere die Anzahl Personen, die infolge gesundheitlicher Probleme ihren Beruf aufgeben mussten, ist massiv gesunken. Dank VRM können die Arbeitnehmenden ihr Berufsleben in Würde beenden und in ihre wohlverdiente Pension gehen.

Die Einführung eines VRM hat aber sicher nicht nur Folgen für die Arbeitnehmenden. Wie ist es für die Betriebe?

Grundsätzlich ändert sich für sie nur wenig. Die Betriebe wissen dann, dass ihre Mitarbeitenden früher aus dem Berufsleben austreten oder eventuell das Arbeitspensum reduzieren können. Doch dies geschieht immer in Absprache zwischen Arbeitgeber und der Arbeitnehmerin oder dem Arbeitnehmer sowie dem paritätischen Stiftungsrat, der den vorzeitigen Altersrücktritt koordiniert und entscheidet, ob die Voraussetzungen dafür erfüllt sind oder nicht. Die Betriebe werden also nicht einfach vor vollendete Tatsachen gestellt.

Und was bedeutet es für die Branche?

Die Branche wird dadurch viel attraktiver: Als Mitarbeiter/-in dieser Branche weiss ich, dass ich die Möglichkeit habe, im Alter meine Tätigkeit zu reduzieren ohne Angst um meine Rente haben zu müssen.

Zudem haben wir festgestellt, dass es in Branchen mit VRM zu weniger Berufswechseln kommt. Das heisst: Die so wichtige Berufserfahrung bleibt der Branche länger erhalten. Das ist enorm wichtig! Besonders in einer Branche, die bereits jetzt stark vom Fachkräftemangel betroffen ist wie dem Schreinergewerbe. Die Branche muss aufpassen, dass sich das nicht noch weiter zuspitzt, und dafür muss der Beruf unbedingt für junge Leute attraktiver gemacht werden. Ein VRM bietet eine sehr gute Möglichkeit, dies zu tun.

Hat jede/-r Schreiner/-in Anrecht auf den vorzeitigen Ruhestand?

Bei Einführung eines VRM werden auch die Bedingungen für den Bezug der Leistungen festgelegt. Grundsätzlich haben aber alle Schreinerinnen und Schreiner Anrecht auf eine vorzeitige Pensionierung.

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