Gewerbe erkennt Zeichen der Zeit
In vielen Branchen im Gewerbe fehlt der Nachwuchs – so zum Beispiel auch im Holzbaugewerbe. Um als Arbeitgeber attraktiver zu werden, werden in der Branche zurzeit Pilotprojekte für neue Arbeitszeitformen getestet.
Heute wollen viele junge Arbeitnehmende nicht mehr starre Arbeitszeiten leisten. Sie fordern Flexibilität zugunsten der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit. Angebote wie Teilzeitarbeit und kürzere Arbeitswochen sind mittlerweile unabdingbar für junge Berufsleute. Auch in den Gewerbebranchen steigt die Nachfrage nach Arbeitsmodellen, die eine 4-Tage-Woche vorsehen. Im Holzbaugewerbe haben nun einige Arbeitgebende begonnen, die neuen Arbeitszeitmodelle als Pilotprojekte zu testen.
Pilot 1: 4-Tage-Woche
So hat beispielsweise ein Betrieb die 4-Tage-Woche eingeführt. Dabei werden pro Tag 10 Stunden gearbeitet. Die wöchentliche Arbeitszeit wurde von 42 Stunden auf 40 Stunden mit gleichbleibendem Monatslohn reduziert. In 2 Equipen wird die ganze Woche von Montag bis Freitag gearbeitet. Die Arbeitnehmenden können wählen, ob sie von Montag bis Donnerstag oder von Dienstag bis Freitag arbeiten wollen. Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit für einen Wechsel des Wochentags. Das Projekt wurde auf Wunsch der Arbeitnehmenden eingeführt, damit sie pro Woche einen zusätzlichen Tag bei ihren Familien verbringen können.
Pilot 2: 4,5-Tage-Woche
Ein anderer Betrieb testet ein Modell mit alternierenden Wochenarbeitszeiten. In einer Woche werden 4 Tage gearbeitet, in der darauffolgenden Woche wieder 5 Tage. Im Durchschnitt arbeiten die Angestellten 4,5 Tage pro Woche. Auch dieses Projekt hat das Ziel, den Mitarbeitenden einen zusätzlichen freien Wochentag zu gewähren. Dies verschafft ihnen mehr Flexibilität für Familie und Freizeit. Die Arbeitgebenden ihrerseits versprechen sich, dass ihre Angestellten durch die zusätzliche Freizeit effizienter und motivierter arbeiten.
Rahmenbedingungen festlegen
Attraktive Arbeitsplätze für die Zukunft
Die Pilotprojekte zeigen klar auf: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewinnt auch für die Arbeitnehmenden im Gewerbe zunehmend an Bedeutung. Soll eine Branche für die Berufsleute attraktiv bleiben, muss sie diesem Umstand Rechnung tragen und den Bedürfnissen der Arbeitnehmenden entsprechen. Andernfalls wird sich der Fachkräftemangel noch expliziter verstärken, und junge Arbeitnehmende werden nicht mehr bereit sein, in diesen Branchen zu arbeiten. Diese Anforderungen stellen die Gewerbebranchen vor grosse Herausforderungen. Gemeinsam mit den Sozialpartnern können diese gemeistert werden, damit das Gewerbe auch zukünftig attraktive Arbeitsplätze anbieten kann.
Erfolgsmodell Teilzeitarbeit im Maler-/Gipsergewerbe
Ein weiteres Arbeitsmodell, das zunehmend an Attraktivität gewinnt, ist die Teilzeitarbeit. Gerade jungen Frauen bietet diese Form die Möglichkeit, eine Familie zu gründen und gleichzeitig im gelernten Beruf zu verbleiben. Doch auch die Väter wollen zunehmend Verantwortung für die Familie wahrnehmen und ihren Beitrag zur Betreuung der Kinder leisten. So steigt die Nachfrage nach Teilzeitarbeit auch bei jungen Männern.
Um dieses Bedürfnis aufzunehmen und junge Arbeitnehmende langfristig im Beruf zu halten, initiierten die Sozialpartner im Maler-/Gipsergewerbe Deutschschweiz 2018 das Projekt Teilzeitbau. Ziel war es, Teilzeitarbeitsmöglichkeiten in der Branche zu etablieren. Und dies ist gelungen: Innerhalb von nur vier Jahren haben sich die Teilzeitstellen in der Branche verdoppelt. Das hat nicht nur die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben verbessert, sondern auch Fachkräfte im Maler- und Gipsergewerbe gehalten. Weitere Branchen im Gewerbe wollen dem positiven Beispiel nun folgen.
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