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13. Monatslohn im Coiffeurgewerbe – JETZT!

Das Coiffeurgewerbe ist praktisch die einzige Branche ohne 13. Monatslohn. Die Angestellten arbeiten unter viel Stress und Leistungsdruck. Für einen extrem tiefen Lohn, der zum Leben nicht reicht. Das muss sich endlich ändern!

Es war nach dem ersten Lockdown im April 2020, und ich war unterwegs in den Coiffeur-Geschäften im Raum Zürich. Netto 2450 Franken – als ich diese Zahl auf der Lohnabrechnung einer jungen Coiffeuse sah, war ich schockiert. Sie sagte mir, sie sei im ersten Berufsjahr nach der 3-jährigen Ausbildung. Zusätzlich wurden ihr 20% vom Lohn abgezogen, weil der Betrieb in Kurzarbeit war und der Arbeitgeber den Ausfall nicht übernahm. Wie kann das sein, dass ein junger Mensch mit abgeschlossener Ausbildung so wenig Geld erhält? Nach unzähligen Begegnungen und Informationen wurde mir klar, dass diese junge Frau kein Einzelfall darstellt: Das Coiffeurgewerbe ist eine prekäre Tieflohnbranche mit schlechtem Image.

Perspektive fehlt 

Wie ist dies möglich? Die Löhne im aktuellen Gesamtarbeitsvertrag sind tief. Nach der 3-jährigen Lehre beträgt der Einstiegslohn brutto 3800 Franken. Allerdings kann der Arbeitgeber 400 Franken abziehen, wenn die Angestellte den Umsatz von monatlich 9500 Franken nicht erreicht. Diesen hohen Umsatz direkt nach der Lehre zu erreichen, ist praktisch unmöglich. Im 2. Berufsjahr können 200 Franken abgezogen werden. So beträgt der Mindestlohn einer qualifizierten Coiffeuse nach 5 Berufsjahren gerade mal 4030 Franken. Für die meisten gibt es auch danach keine Entwicklungsperspektive. Viele Angestellten erhalten selbst nach 15 Jahren Berufserfahrung nur den Mindestlohn.

Es braucht einen 13.

Syna fordert den 13. Monatslohn für das Coiffeurgewerbe schon seit Jahren. In allen Gesamtarbeitsverträgen gilt der 13. Monatslohn als Mindeststandard, und in der Schweiz hat sich der 13. inzwischen etabliert. Dabei gilt: je tiefer der Lohn, desto wichtiger der 13. Monatslohn. Die Arbeitnehmenden bezahlen mit diesem zusätzlichen Lohn die Steuern, liegengebliebene Rechnungen und Mahnungen, die sie psychisch belasten. Eine Coiffeuse mit über 10-jähriger Berufserfahrung sagte zu mir: «Ich habe gerade alle Rechnungen bezahlt und es bleiben noch fünf Franken auf dem Konto übrig. Ich bin erleichtert!» Inzwischen arbeitet sie bei der Migros, räumt Regale ein und arbeitet an der Kasse. Obwohl sie ihr Pensum um 20% reduziert hat, verdient sie dort ein paar hundert Franken mehr. Wenn man mit ihr über den Berufsausstieg spricht, ist sie den Tränen nah.

Syna lanciert Petition 

Es ist klar: Diese Frauen und Männer lieben ihren Beruf. Coiffeuse oder Coiffeur zu sein, bedeutet, ein komplexes und raffiniertes Handwerk zu erlernen, sich spezifische Kompetenzen über Jahre anzueignen und mit Kundinnen und Kunden ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Damit die Coiffeusen und Coiffeure ihren Beruf weiterhin ausüben und ein Leben in Würde leben können, braucht es eine langfristige Perspektive und bessere Arbeitsbedingungen. Dazu gehören insbesondere ein 13. Monatslohn und deutlich höhere Mindestlöhne. Deshalb richten wir eine Petition an den Arbeitgeberverband Coiffure Suisse und verlangen, dass der 13. Monatslohn im Gesamtarbeitsvertrag vorgeschrieben wird. Denn die Forderungen der Coiffeusen und Coiffeure müssen endlich gehört werden.

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