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Corona-Prämie: ist das wirklich nötig?

Fast seit Beginn der Pandemie steht die Frage der Wertschätzung des Gesundheitspersonals im Raum. Geschehen ist seither schmerzlich wenig, denn es fehlt am politischen Willen.

Eine der drei Hauptforderungen des Bündnis Gesundheit ist eine Corona-Prämie für alle, die an vorderster Front kämpfen um die Bevölkerung zu beschützen und möglichst viele Menschen zu retten. Viele von ihnen haben während der ersten Welle unter grosser Angst gearbeitet aufgrund von mangelndem Schutzmaterial. Zudem war vom Bundesrat kurzerhand die Ruheverordnung des Arbeitsgesetztes für das Spitalperson ausser Kraft gesetzt worden – ohne davor die Gewerkschaften zu konsultieren. Ich traf beispielsweise eine junge, schwangere Frau, die über zwei Wochen lang jeden Tag 12 Stunden gearbeitet hat. Und noch bevor sich das Gesundheitspersonal von diesem Einsatz erholen konnte, kam die zweite Welle. Inzwischen ist klar: Sie sind völlig erschöpft und viele werden diesen Beruf nach der Corona-Pandemie verlassen.

Wie gehen wir als Gesellschaft mit solch einer Krisensituation um? Ich denke, der erste Schritt wäre eine Geste der Dankbarkeit und der Anerkennung. Doch Applaus allein genügt nicht. Deshalb braucht es jetzt eine Corona-Prämie in der Höhe eines Monatslohnes, um die unendlichen Strapazen, die die Frauen und Männer in den Spitälern und Altersheimen durchmachen mussten, zumindest symbolisch zu kompensieren.

Eine Frage des Willens

Bisher gab es vom Bundesrat und den meisten Kantonen kein Anzeichen, irgendetwas zu unternehmen. Ausnahme ist die Westschweiz: Der waadtländer Regierungsrat hat beschlossen, 900.00 Fr. an das Gesundheitspersonal auszuzahlen und im Kanton Freiburg gibt es einen bescheidenen Gutschein im Wert von bis zu 500.00 Fr. für die Angestellten des Kantonsspitals. Ganz anders sieht es in Deutschland aus. Dort hat die Bundesregierung soeben 450 Millionen Euro bereitgestellt, um je 1500 EUR steuerfrei an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von besonders betroffenen Kliniken auszuzahlen. Angestellte in Altersheimen haben – auf Druck der Gewerkschaften! – einen solchen Bonus bereits sechs Monate nach Ausbruch der ersten Welle erhalten. Wieso schafft es unser Nachbarland, zum zweiten Mal einen Bonus an das Gesundheitspersonal auszuzahlen und wir nicht? Die Antwort ist einfach: Es liegt am politischen Willen. Dem Bundesrat und den Regierungen der Kantone sind die Wünsche, Anliegen und Sorgen des Gesundheitspersonals im Grunde genommen egal. Die Gewerkschaft vpod hat schon im März 2020 erfolgreich eine Petition für eine Corona-Prämie lanciert, die von 80'000 Personen unterstützt wurde. Passiert ist seither aber nichts.

Keine Zeit, kein Geld und keine Mitsprache

Man könnte sagen: Geld ist nicht alles. Doch die Wahrheit ist, wir leben in einem Wirtschaftssystem, dessen Messlatte und Anerkennung in Geld umgemünzt wird. Oder ist es Zufall, dass Bankangestellte im Home-Office mehr verdienen als Pflegefachpersonen an der Front? Das «Dankeschön!» von der Spitaldirektion ist menschlich gesehen wertvoll, aber diese Geste verkommt zur Heuchelei, wenn ihre Angestellten seit Jahren in unterbezahlten Positionen wichtige Arbeit leisten und dies zu immer schlechteren Bedingungen. Besonders in Berufen, wo der Lohn seit Jahren stagniert und die Arbeitsbedingungen sich dank der Privatisierungslogik in einer Abwärtsspirale befinden. Keine Zeit, kein Geld und keine Mitsprache. Eine Corona-Prämie wäre die richtige Art und Weise, diesen Menschen zu danken für ihre Leistung. Es wäre zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung!

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