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Detailhandel: schlimmer als befürchtet

Der Strukturwandel im Schweizer Detailhandel schreitet unerbittlich voran. Mit Manor muss aktuell einer der grössten Player im Warenhausgeschäft radikale Restrukturierungen vornehmen. Die Mitarbeitenden bleiben dabei weitestgehend auf der Strecke.

Schon lange steht die Sparte Warenhaus unter Druck. Wie stark dieser Druck ist, hat das Beispiel von Manor vom letzten Freitag eindrücklich gezeigt (Entlassung von über 80 Mitarbeitenden, Schliessung mehrerer Filialen). Migros möchte mit dem Verkauf von Globus die Reissleine ziehen – mit ungewissem Erfolg. Und jetzt muss auch Manor mit dem eisernen Besen auskehren, um sich irgendwie am Markt halten zu können. Es ist zu befürchten, dass weitere Warenhausbetreiber folgen werden.

Angestellte gehen vergessen 

Obwohl jedem in der Branche klar ist, dass der Strukturwandel im Non-Food-Detailhandel weitergehen und auch weiterhin Arbeitsplätze vernichten wird, wollen die Arbeitgeber diesen Wandel partout nicht erkennen. Für sie sind die Mitarbeitenden je länger je mehr nur noch «human resources», also eine Ware, die je nach Notwendigkeit beschafft oder wieder abgestossen werden kann.
Hinter jedem Jobverlust steckt aber ein Mensch, eine Familie, eine Existenz. Je mehr sich die Mitarbeitenden selbst als Ware fühlen, desto kleiner wird ihr Vertrauen ins System.

Die Mitarbeitenden ziehen lassen

Falls sich die Branche einen letzten Funken Anstand bewahren möchte, sollte sie jetzt grossflächige Anstrengungen unternehmen: Es wäre dringendst angezeigt, die Mitarbeitenden, die vom Strukturwandel betroffen sind, mit Um- und Weiterbildungen fit für andere Branchen zu machen und sie dann ziehen zu lassen.
Die gängige Praxis dagegen, die überzähligen Arbeitskräfte vom Staat durchfüttern zu lassen und über eine unnötig grosse Anzahl Arbeitslose im Detailhandel gleichzeitig die Löhne in der Branche tief zu halten, ist unverantwortlich und frech. Diese Mitarbeitenden brauchen neue, realistische Perspektiven!

GAV könnte es richten 

Seit Jahren fordert Syna einen einheitlichen nationalen GAV für den Schweizer Detailhandel. Ein solcher Vertrag würde es ermöglichen, den derzeitigen Wandel aktiv und ohne unnötige Kollateralschäden zu gestalten. Noch immer weigert sich die Branche, hier mitzuwirken – mit verheerenden Auswirkungen für die Mitarbeitenden. Für eine Umkehr ist es aber noch nicht zu spät.

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