Lohndumping: Mehr Verantwortung auf dem Bau
Syna deckte einen krassen Fall von Lohndumping auf der Baustelle Bülachguss auf. Dank der Intervention der Gewerkschaft kamen rumänische Plattenleger endlich zu ihrem Lohn. Syna kämpft gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen und für griffige Lohnkontrollen auf dem Bau.
Ein rumänischer Staatsbürger holte über sein schweizerisches Unternehmen Landsleute in die Schweiz, wo sie während bis zu drei Monaten unter unmenschlichen Bedingungen und ohne Bezahlung auf der Baustelle in Bülach arbeiteten. Syna unterstützte die betroffenen rumänischen Plattenleger und forderte die Generalunternehmung Allreal auf, sofort ihre Verantwortung zu übernehmen und alle ausstehenden Löhne zu bezahlen. Dies ist mittlerweile geschehen, wie die SRF-Sendung «Kassensturz» gestern berichtete.
Über 60 Wochenstunden, keine Sicherheit, keine Bezahlung
Die betroffenen Arbeiter berichteten, dass sie mit leeren Versprechungen in die Schweiz geholt wurden: Anstatt der vertraglich vereinbarten 42 Wochenstunden arbeiteten sie an 6 Wochentagen über 60 Stunden pro Woche – mit völlig ungenügender Kleidung und Ausrüstung und praktisch ohne Sicherheitsvorkehrungen. Mit ständigen Drohungen und Beschimpfungen wurden die Plattenleger zudem vom Arbeitgeber unter Druck gesetzt – und vor allem erhielten sie seit Arbeitsbeginn keine Bezahlung. «Hier wurden Menschen aufs Übelste ausgenutzt. Für uns ist klar: das ist Menschenhandel», urteilt Daniel Zoricic, Regionalsekretär Syna Zürich/Schaffhausen.
Kriminelle Machenschaften wegen Zeit- und Gewinndruck?
Es scheint, dass der Zeitdruck – die Wohnungen im Bülachguss-Quartier sollen bis September bezugsbereit sein – alle Mittel heiligt. Dass bei der Auswahl von Subunternehmern nicht verantwortlicher gehandelt wird und dass sogar kriminelle Machenschaften in Kauf genommen werden, ist für Syna unverständlich. Dazu Guido Schluep, Zentralsekretär Baugewerbe: «Lohndumping, unmenschliche Arbeitsbedingungen oder gar kriminelle Machenschaften akzeptieren wir auf den Baustellen nicht. Das schadet der ganzen Branche. Wir erwarten dass die Bauherren und die ausführenden Generalunternehmen ihre Verantwortung konsequent wahrnehmen.»
Mehr Lohnschutz – mit griffigen Massnahmen und Kontrollen
Der vorliegende Fall macht für Syna einmal mehr klar, dass es die flankierenden Massnahmen für einen minimalen Lohnschutz in der Schweiz braucht. Der Lohnschutz in der Schweiz darf nicht abgebaut werden, es braucht im Gegenteil mehr Lohnschutz – mit stärkeren und effektiveren Kontrollen. Das neue Informationssystem Allianz Bau (ISAB) ist ein wichtiges Hilfsmittel dazu, weil es die Kontrollergebnisse sammelt und den verantwortlichen Bauherren und Unternehmen zur Verfügung stellt.
Weitere Auskünfte
Guido Schluep, Zentralsekretär Baugewerbe, Vorstandsmitglied ISAB
Daniel Zoricic, Regionalsekretär Zürich/Schaffhausen