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Migros: Die Manager haben übernommen

Neuerdings hören wir von der Migros Botschaften, die während Jahrzehnten undenkbar gewesen waren. Mangelnde Rentabilität, Effizienzsteigerung, Restrukturierung, Stellenabbau – all das war während vielen Jahren bei der Migros nie ein Thema. Denn das Unternehmen kannte nur eins: Wachstum und Erfolg. Dass dies nun vorbei ist, stimmt besorgt und ratlos.

Fest steht, dass im Detailhandel in den vergangen Jahren massive Überkapazitäten geschaffen wurden, insbesondere im Non-Food-Bereich. Den landauf und landab wie Pilze aus dem Boden schiessenden Einkaufszentren hat aber der Onlinehandel so stark zugesetzt, dass heute die Existenz von vielen auf dem Spiel steht.

Auch die Migros hat in der Ära von Herbert Bolliger der Kaufrausch gepackt. Sie kaufte und kaufte in allen Sparten und hat sich dabei massiv vergrössert. Dies liegt durchaus in der DNA der Migros. Bereits Gottlieb Duttweiler hat erfolgreich die Strategie verfolgt, in neue und detailhandelsfremde Geschäftsfelder vorzustossen, um dort durch Rationalisierung und Skaleneffekte die Preise zu drücken. Bei Duttweiler geschah dies allerdings vor allem, um den Kunden tiefere Preise zu bieten. «Der Dutti hat noch für uns geschaut», tönt es bis heute in der ganzen Schweiz. Deshalb sind bis heute viele Menschen aus Überzeugung Migros-Kundinnen und -Kunden. Duttis Geist fühlten sich auch zwei Generationen von Migros-Kadern noch verpflichtet. Für die dritte scheint die Genossenschaft nur noch ein Marketinginstrument zu sein.

So gehört nun auch die Migros zu den Schweizer Grosskonzernen, von denen die Manager Besitz ergriffen haben. Getrieben von Kennzahlen, Quartalsabschlüssen und Boni werden sie dort den gleichen eisernen Besen schwingen wie an anderen Orten in der Schweizer Wirtschaft. Klar ist: Restrukturierungen sind nicht per se schlecht. Wenn sie hingegen nur dazu dienen, Margen zu erhöhen, Löhne zu drücken und Egos zu vergrössern, taugen sie nichts.

Dass das Personal als grösster Kostenfaktor in jedem Dienstleistungsbetrieb den eisernen Besen zuerst spüren muss, ist in der Logik der Manager folgerichtig. Volkswirtschaftlich gesehen ist es eine Dummheit. Bereits Henry Ford wusste, dass er nicht durch die Milliardäre zum Milliardär werden würde, sondern durch die ganz normalen Arbeiter. Wenn bei einem immer grösseren Teil der Bevölkerung in diesem Land die Kaufkraft wegbricht, wird dies die Volkswirtschaft hart treffen, auch die Migros. Neben den volkswirtschaftlichen Schaden tritt bei jeder Entlassung aber auch immer ein persönlicher bei den betroffenen Arbeitnehmenden. Das Vertrauen in das System sinkt – mit unabsehbaren Folgen.

Dutti hat zwei Weltkriege sowie viele Pleiten und Krisen erlebt und hat daraus einen Schluss gezogen: Die Wirtschaft muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt. «Wir wollten nie verdienen, aber es war nicht zu verhindern», betonte er stets. Wir laden die Migros-Manager ein, diese Worte – wieder – zu beherzigen!

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