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«Frauen sollen Nein sagen, wenn etwas nicht gerecht ist»

Teresa Bras stammt ursprünglich aus Portugal und lebt seit 6 Jahren in der Schweiz. Ihr Pflichtbewusstsein hätte sie in ihrer Anstellung als Haushälterin beinahe die Gesundheit gekostet. Jetzt will die 55-Jährige andere Frauen ermutigen, für ihre Rechte einzustehen. 

Ich bin in die Schweiz gekommen zum Arbeiten. Zuerst war ich in der Spezialreinigung tätig. Dann habe ich in die Reinigung von Privathaushalten gewechselt. Ich arbeite gerne und kann mich gut anpassen. Doch was mich stört bei meiner Arbeit: Die Wertschätzung fehlt! Reinigungskräfte werden einfach übersehen. Die Leute gehen vorbei und grüssen nicht einmal. Zudem verdienen Männer in der Branche oft mehr, obwohl sie die genau gleiche Arbeit erledigen. Die Frau kann sogar mehr arbeiten, sie verdient trotzdem weniger. Generell ist der Lohn nicht gerecht! Ich sehe es an meiner eigenen Situation: Als Alleinverdienerin mit zwei Kindern hat der Lohn meines Vollzeitpensums nicht zum Leben gereicht. Das ist nicht fair: Ich sollte doch genauso den Lebensunterhalt verdienen können wie ein Mann! 

Jederzeit verfügbar 

Zuletzt war ich bei einer Familie angestellt, die gleichzeitig noch eine Firma und einen Take-Away-Betrieb hat. Ich habe dort geputzt, den Haushalt gemacht und gekocht. Die Arbeit an sich hat mir gefallen: In einem Privathaushalt erledigst du viele verschiedene Arbeiten. Doch ich musste oft, sehr oft, 12 bis 15 Stunden arbeiten. Und ich sollte ständig verfügbar sein – 24 Stunden an 7 Wochentagen. Lange habe ich mitgemacht – ich musste ja meine zwei Töchter ernähren. Aber irgendwann konnte ich nicht mehr. Meine Arbeitgeber versuchten, mich zu beeinflussen, wenn ich einmal absagen wollte. Sie sagten: «Aber Teresa, du bist doch so pflichtbewusst!» Ich habe mich gefühlt wie ein Roboter.

Unterstützung durch Syna 

Dann habe ich mir Hilfe geholt bei der Gewerkschaft Syna. Gleich mit meiner Einreise in die Schweiz bin ich Syna-Mitglied geworden. Denn ich wollte meine Rechte kennen und wissen, was ich tun kann, um dafür zu kämpfen. Syna kann ich immer anrufen, meine Fragen werden beantwortet. Ich wandte mich an mein Regionalsekretariat in Zürich. Dort haben sie mir erklärt, dass ich gar nicht so viel arbeiten darf! Das Arbeitsgesetz verbietet es.
Syna hat einen Brief an meine Arbeitgeber geschrieben und sie darüber aufgeklärt. Daraufhin haben sie sich an die gesetzlichen Arbeitszeiten gehalten. Gleichzeitig haben sie mir gekündigt. Ich habe die Kündigung akzeptiert, denn ich hätte dort nicht weiterarbeiten können. Ich wäre krank geworden.

Die Angst ablegen 

Mit dieser Erfahrung habe ich gelernt: Es ist besser, keinen Job zu haben, als einen, der dich kaputt macht. Wenn du krank wirst, kannst du auch nicht mehr arbeiten, vielleicht sogar für längere Zeit nicht. Keine Anstellung ist das wert!

Es ist wichtig, sich rechtzeitig zu wehren. Das will ich anderen Frauen in meiner Situation unbedingt weitergeben. Frauen sollen Nein sagen, wenn etwas nicht gerecht ist. Sie müssen nicht alles akzeptieren. Viele meiner Freundinnen weinen sich bei mir aus. Sie halten viel aus, um ihre Stelle zu behalten. Ich ermutige sie, keine Angst zu haben. Wenn sich alle wehren würden, könnte das auch niemand mehr mit uns machen. 

Kampf für die Gleichstellung 

Wir Frauen müssen kämpfen für das, was uns zusteht. Wir sind nicht weniger wert als Männer! Doch dazu müssen die Frauen auch ihre Mentalität ändern: Sie können genauso stark sein und etwas erreichen, wenn sie sich zusammentun. Die Frauen müssen lernen, auch selbst für ihre Rechte einzustehen. Syna ist die richtige Anlaufstelle zur Unterstützung dieses Kampfs.


Die neue Arbeiterklasse ist vornehmlich weiblich und arbeitet in der Dienstleistung. Ihre Arbeitsbedingungen sind oft prekär: Der Lohn ist tief, die Arbeitszeiten sind lang und der Druck steigt zunehmend. Dies kann sich nur ändern, wenn die Arbeitnehmerinnen aufstehen und sich für ihre Rechte einsetzen. 


syna.ch/ich-steh-auf

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