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«Es geht darum, gemeinsam die Zukunft zu gestalten»

Solidarität und Teamgeist werden bei Syna-Zentralsekretär Diego Frieden grossgeschrieben. Für ihn ist klar: Nur gemeinsam können wir Grosses erreichen. 

Was machst du als Zentralsekretär bei Syna? 

Diego Frieden: Ich leite auf nationaler Ebene 3 Branchen – Energie, Uhren und Netzinfrastruktur – wobei ich Syna und ihre Mitglieder vertrete. Beispielsweise verhandle ich überregionale Gesamtarbeitsverträge. Als Zentralsekretär vertrete ich alle Regionen der Schweiz – ich als Romand zum Beispiel vertrete nicht nur die Romandie, sondern die ganze Schweiz. Das ist ein wichtiger Punkt, finde ich.
Ich bin ausserdem zuständig für den Bereich Arbeitssicherheit und -gesundheit und in sogenannten Branchenlösungen tätig. Dabei geht es darum, die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmenden zu gewährleisten. Wenn sich jede Firma selbst darum kümmern muss, ist das sehr aufwändig. Mit der Branchenlösung existiert sozusagen ein Pool mit Ressourcen und Prozessen zur Förderung der Arbeitssicherheit und -gesundheit in der Branche, von dem die Firmen dann profitieren können. Dieser Pool ist branchenspezifisch – Pflegefachpersonen haben beispielsweise andere Bedürfnisse als Arbeitnehmende auf dem Bau. Bei dieser Aufgabe trete ich aber nicht als Gewerkschafter auf, es gibt keine Verhandlungen oder so. Ich stehe aber immer im Austausch mit den jeweiligen Branchenleitern. Als Koordinator unserer eigenen Branchenlösung der Gewerkschaften und Non-Profit-Organisationen bin ich Ansprechperson für alle Gesundheits- und Sicherheitsbeauftragten (SiBe) in den Regionen. In diesem Bereich bin ich auch Mitglied der EKAS, der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit. Dort habe ich für unseren Dachverband Travail.Suisse einen der beiden Sitze der Arbeitnehmendenvertretung

Und ganz konkret: Was macht den grössten Teil deiner Arbeit aus, was ist deine Haupttätigkeit? 

Das Wichtigste ist der Kontakt mit den Arbeitgeber- und anderen Arbeitnehmerverbänden – den Sozialpartnern – auf der einen Seite und mit den Mitgliedern und den Regionen auf der anderen Seite, vor allem mit den Regionen. Ich muss wissen, was die Regionen in den verschiedenen Branchen genau unternehmen. Und im Gegenzug müssen sie wissen, was auf der nationalen Ebene geschieht. Ich habe da gewissermassen eine Koordinationsfunktion, ich stelle sicher, dass sie auf regionaler Ebene ihre Arbeit machen können und liefere ihnen, was sie dazu brauchen. Dabei geht es nicht nur um das Weiterleiten von Informationen, sondern um die ganze Kommunikation, auch gegen aussen, darüber, was Syna tut, zum Beispiel bei einer Massenentlassung.

Was motiviert dich für diesen Beruf? 

Die Werte von Syna sind auch meine eigenen Werte. Ich habe sehr viel bekommen vom Leben, ich bin sehr glücklich, sowohl privat wie auch beruflich. Ich versuche, ein wenig von dem «zurückzugeben», mit den Ressourcen, die ich habe. Ich bin überzeugt: Es braucht uns. Dass ich einen Beitrag leisten kann mit meinem Job ist mir sehr wichtig. Es ist nicht wie in einem Unternehmen, wo der finanzielle Anreiz gross ist. Hier geht es darum, gemeinsam mit anderen, mit den Sozialpartnern, die Zukunft zu gestalten.
Ich bin fest überzeugt, dass die Sozialpartnerschaft unglaublich wichtig und gut ist, aber wir müssen jeden Tag hart dafür arbeiten. Sie fällt nicht einfach so vom Himmel. Im Ausland hat man oft das Gefühl, in der Schweiz sei es einfach so, da gehe es den Leuten eben «automatisch» gut, aber das ist nicht wahr.

Ausserdem sind wir ein grosses Team, quasi eine Mannschaft. Wir sehen uns zwar nicht jeden Tag, aber man weiss um die Unterstützung der anderen. Wir arbeiten zusammen, es gibt kein Silo-Denken. Wenn man sieht, was man gemeinsam erreichen kann, ist das sehr motivierend. Ein Beispiel ist die Abstimmung zum Vaterschaftsurlaub vom 27. September, darauf können wir stolz sein. In diesem Job zeigt sich: Du kannst alleine etwas erreichen, aber nur gemeinsam kannst du Grosses erreichen. 

Gibt es ein bestimmtes Erlebnis, an das du besonders gerne zurückdenkst? 

(Überlegt) Das Treffen zum 20-Jahr-Jubiläum von Syna mit allen Kadermitarbeitenden und Sekretär/-innen. Für ein Foto haben wir uns in Form einer 20 aufgestellt. Da habe ich mich umgeschaut – es gab die unterschiedlichsten Leute, alte und junge – und gedacht: In diesen 20 Jahren ist viel passiert, einige der anwesenden Personen waren damals noch Kinder, ich auch fast. In diesem Moment habe ich mich sehr gefreut, Teil dieses Teams zu sein. Aber natürlich auch die Personalanlässe, wo alle Mitarbeitenden, so verschiedene Persönlichkeiten, aus allen Ecken der Schweiz zusammenkommen. Das ist super!
Mehrheitlich gibt es in unserem Job eher schlechte Neuigkeiten – beispielsweise Entlassungen oder Verstösse gegen das Arbeitsgesetz. Gute Neuigkeiten gehen schnell etwas unter, weil gleich danach schon wieder die nächste schlechte Nachricht kommt. Ich freue mich schon, die gewonnene Abstimmung zum Vaterschaftsurlaub feiern zu können! Schon beim Einreichen der Initiative war ich sehr stolz darauf, dass wir das hinbekommen haben. 

«Ich bin fest überzeugt, dass die Sozialpartnerschaft unglaublich wichtig und gut ist, aber wir müssen jeden Tag hart dafür arbeiten.»

Diego Frieden
Was ist die komischste Situation, die du als Zentralsekretär erlebt hast? 

Vor einigen Jahren war ich eingeladen, an einer Sozialpartnerinformation in Dornach SO bei der Baoshida Swissmetall AG teilzunehmen. Die Firma ist bekannt, weil es in den 90er-2000er-Jahren grosse Streiks in Reconvilier BE gab. Später wurde die Firma von einem chinesischen Unternehmen übernommen.
Jedenfalls gaben uns die Arbeitgebervertreter an dieser Information Mineralwasser. Ich trank davon, bemerkte aber sofort, dass es komisch schmeckte. Einige Stunden später ging es mir immer schlechter und ich wusste: das hat mit dem komischen Wasser zu tun. Es ist schon lustig: Mein Vater arbeitete bei der Deza, deshalb bin ich viel rumgekommen und war in vielen Ländern in Afrika und Asien, in denen die Wasserqualität sehr schlecht ist. Und das einzige Mal, dass ich wirklich Probleme mit schlechtem Wasser hatte, war in Dornach (lacht). Ich hatte dann die Idee, in der Medienmitteilung zu dieser Sozialpartnerinfo einen kleinen Wortwitz einzubauen. Also sprach ich vom bitteren Nachgeschmack, den die Informationen hinterliessen, der aber nur fast so schlimm war wie jener des servierten Mineralwassers. Dieser Witz ging aber nach hinten los: Gleich nach Versenden der Medienmitteilung rief mich der Arbeitgebersekretär an und sagte mir entsetzt, ich könne das so nicht schreiben, die Chefs in China meinten sonst, wir hätten das Gefühl, dass sie uns vergiften wollten. Dabei wollte ich nur einen kleinen Witz machen… 


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