«Der Mensch im Zentrum»
Nebst der Wahl des Präsidiums ist die Verabschiedung des Kongressdokumentes der zentrale Akt des Syna-Kongresses. Dieses wurde in den Vormonaten von den Vorstandsmitgliedern ausgearbeitet und definiert die politische Stossrichtung von Syna der nächsten vier Jahre. Mit einer überzeugender Mehrheit wurde das Kongressdokument mit dem Titel «Der Mensch im Zentrum» in der Messehalle Luzern gutgeheissen. Folgend ein Überblick über die sechs darin definierten Handlungsfelder von Syna.
Soziale Sicherheit
Die Problemfelder punkto sozialer Sicherheit sind vielschichtig. Die Sozialversicherungen decken nicht mehr alle Risiken und Lebensrealitäten der Menschen in der Schweiz ab, sind lückenhaft und systembedingt unzuverlässig. Der stetig wachsende Stress und Produktivitätsdruck bei gleichzeitig stagnierenden Löhnen führen zu höheren psychosozialen Risiken der Arbeitnehmenden. Zudem arbeitet nach wie vor ein bedeutender Teil der Arbeitnehmenden, darunter viele Frauen, zu Tiefstlöhnen. Die soziale Sicherheit in der Schweiz muss gestärkt und ausgebaut werden!
Digitalisierung und das Recht auf Weiterbildung
Die Digitalisierung ist Realität und bedeutet einen grundlegenden Strukturwandel für viele Branchen. Fliessbandarbeiten und einfachere repetitive Arbeitsabläufe werden ausgelagert und Fachkräfte für die Überwachung der Prozesse eingestellt. Für diese neuen Aufgaben werden Arbeitnehmende heute oft nur firmenintern weitergebildet. Grund-, Aus- und Weiterbildung müssen branchenübergreifend sein und finanziell unterstützt werden. Mit dem Recht auf Weiterbildung stärken wir die Arbeitnehmenden und damit auch den Werkplatz Schweiz!
Chancengleichheit
Chancengleichheit hiesse, dass alle Arbeitnehmenden unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Alter oder sexueller Orientierung gleiche Voraussetzungen in der Arbeitswelt haben. Leider entspricht dies nicht der Realität. Das Geschlecht bestimmt die Höhe des Lohnes, die Möglichkeit zur bezahlten Weiterbildung, aber auch die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit und Karriere mit. Menschen mit Migrationshintergrund sind Diskriminierung ausgesetzt und haben schlechtere Voraussetzungen auf dem Arbeitsmarkt. Älteren Arbeitnehmenden ist die Stellensuche aufgrund hoher Beiträge an die 2. Säule erschwert. Die Lohn- und Chancengleichheit muss vom Staat und den Arbeitgebenden aktiv hergestellt und garantiert werden!
Vereinbarkeit
Die zunehmende Überflexibilisierung der Arbeitszeit ist nachweislich gesundheitsschädigend. Eine unausgeglichene Work-Life-Balance führt zu Stress, sozialer Isolation und Krankheit. Eine einseitige Flexibilisierung der Arbeit zugunsten der Arbeitgebenden muss verhindert werden. Wirtschaft und Gesellschaft müssen Organisationsformen und Instrumente finden, die garantieren, dass Kinder und Familie, sowie das Sozialleben insgesamt die Erwerbsarbeit nicht konkurrieren.!
Rolle des Staates
Der Staat muss aktiv dazu beitragen, die Lebensverhältnisse der Menschen zu verbessern. Dazu muss er Strukturen und Instrumente schaffen, die die unterschiedlichen Lebenschancen der Menschen ausgleichen. In den letzten Jahrzehnten führte die Ausgestaltung zu Gunsten der Arbeitgebenden zu einer einseitigen Bevorzugung derer Interessen gegenüber denjenigen der Arbeitnehmenden. Daraus folgt eine wachsende Ungleichheit bezüglich Lebenschancen in der Schweiz. Bei den Arbeitsbedingungen und den Löhnen muss der Staat Mindeststandards festlegen, damit die gesamtgesellschaftlichen Kosten von schlechten Arbeitsbedingungen nicht von den Arbeitgebenden auf die Allgemeinheit abgewälzt werden können
Solidarität und gewerkschaftliche Organisation
In den letzten Jahren sind neue Arbeitsformen entstanden, deren Bedingungen oft sehr prekär sind. Als Konsument/-innen profitieren Arbeitnehmende einerseits von diesen neuen Angeboten und Dienstleistungen. Andererseits müssen sie sich solidarisch mit den Arbeitnehmenden dieser Branchen zeigen und sie in ihrem Kampf für bessere Bedingungen unterstützen. Eine solidarische, geeinte und organisierte Arbeitnehmendenschaft ist das einzige Mittel die Rechte der Arbeitnehmenden einzufordern und aufrechtzuerhalten. Ohne gewerkschaftliche Organisation der Arbeitnehmenden kann es keine Sozialpartnerschaft geben.